In Energieträger der Zukunft investieren

Wasserstofftechnologie ist für viele Anleger noch ein unerforschtes Terrain.

Harald Kolerus. Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, kommen sehr schnell die „üblichen Verdächtigen“ ins Spiel: Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft oder E-Autos. Relativ unbekannt bei Investoren ist hingegen Wasserstoff (oder Hydrogen). Schade, denn er bietet erhebliches Potenzial.

Kampf dem Klimawandel
Als sauberer Energieträger könnte Wasserstoff einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Ziele der Pariser Klimakonferenz zu erreichen. Diese sehen vor, die globale Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf höchstens 2 Grad Celsius zu begrenzen. Die energiebedingten CO2-Emissionen müssten zu diesem Zweck bis 2050 um immerhin 60 % gesenkt werden. Nicht einfach, wenn man bedenkt, dass die Weltbevölkerung in diesem Zeitraum um rund zwei Milliarden Menschen ansteigen dürfte.

Hier kommt Wasserstoff ins Spiel, der allerdings keine klassische Energiequelle wie z. B. Erdöl oder Biomasse ist. Er muss aus anderen Energieformen hergestellt werden, und zwar über Dampf-Reformierung aus Erdgas oder mittels Elektrolyse aus Strom. Der Energie-Experte Bernhard Reinitzhuber führt auf der Plattform www.ener-gie-bau.at aus, dass Wasserstoff derzeit überwiegend aus fossilem Erdgas hergestellt wird: „Derartige Umwandlungsprozesse sind mit Verlusten, wie Wärmeabgabe, verbunden. Bei intelligenter Energieraumplanung könnte man diese Verluste z.B. für Gebäudeheizwerke nutzen.“

Die gesamte Energiegewinnung kann auch klimaneutral erfolgen, wenn auf Öko-Strom zurückgegriffen wird. Dabei ist das „Endprodukt“ Hydrogen ein CO2-armer Energieträger mit vielseitigen Einsatzgebieten: So kann aus Wasserstoff generierte Energie direkt ins Stromnetz eingespeist oder aber zur Dekarbonisierung von Industrie und Transport eingesetzt werden.

Hinzugefügt werden muss, dass die Energiegewinnung durch Hydrogen vielerorts noch in den Kinderschuhen steckt, wie riskant ist hier also ein Engagement für Anleger? Heiko Geiger, Zertifikate-Experte bei Vontobel, meint dazu im Gespräch mit dem Börsen-Kurier: „Das Risiko ist vergleichbar mit Investments in andere neue Technologie-Bereiche, wie z.B. Elektro-Autos. Hier gibt es bspw. auch kritische Stimmen hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Aber zurück zum Wasserstoff: Er ist noch nicht massentauglich, die Anlageidee dahinter ist aber, dass eine weltweite Etablierung sehr starkes Wachstum generieren könnte. Das übergeordnete Risiko ist, wie eben bei anderen noch nicht gänzlich ausgereiften Technologien, dass sich Wasserstoff nicht durchsetzt.“

Dem müssen sich Investoren bewusst sein, wobei Geiger aber das breite Einsatzgebiet von Hydrogen, vom Individualverkehr bis zur industriellen Verwendung, positiv hervorhebt. Auch die Aussicht auf niedrigere Kosten und eine bessere Infrastruktur könnte für weiteren Auftrieb sorgen. Eine Studie des Hydrogen Council – ein Konsortium von 18 Unternehmen aus der Automobil-, Öl- und Gas-, sowie Ausrüstungsindustrie – hat aufgezeigt, dass das Thema in naher Zukunft erheblich an Bedeutung zunehmen dürfte. Noch innerhalb dieser Dekade erscheint eine Kostenreduktion bei Wasserstoff-Lösungen um bis zu 50 % laut den Experten möglich.

15 Aktien auf einen Streich
Ein Aufschwung in der Technologie sollte auch Wasserstoffaktien beflügeln. Doch ist die Selektion nicht ganz einfach, da wir uns in einem hochspezialisierten Feld bewegen. Vontobel hat deshalb ein Partizipationszertifikat auf den „Solactive Hydrogen Top Selection Index“ (ISIN DE000VP2HYD0) lanciert. Vontobel-Mann Geiger: „Wir haben hier große Automobilkonzerne ausgespart und uns auf Pure-Plays konzentriert, etwa Powercell, Nel oder Ballard Power. Auch Anbieter von Industriegasen und Spezialchemikalien wie Johnson oder Linde werden berücksichtigt.“

Der Hydrogen-Index wird zwei-mal im Jahr angepasst und umfasst 15 Unternehmen. Die Titel sind gleichgewichtet, die jährliche Managementgebühr beträgt 1,2 %.

Foto: Adobe Stock / Wellnhofer Designs