Versorger: Langfristiger Trend zu Elektrifizierung intakt

Festgelegte Tarife und solide Dividenden sprechen laut Experten für Versorgeraktien.

Raja Korinek. Es ist zurzeit ein schwieriges Börsenumfeld. Nur wenige Sektoren blieben von den heftigen Kursschwankungen verhältnismäßig verschont, wie etwa die Technologie- oder die Gesundheitsbranche. Dennoch hat Hagen Ernst, stellvertretender Leiter des Bereichs Research und Portfoliomanagement bei der DJE Kapital AG, ein Auge auf die Versorgerbranche geworfen.

Er sagt, „angesichts der Ungewissheit, wie stark die weltweite Rezession ausfallen wird, eignen sich Versorger mit relativ stabilen Gewinnen für die aktuelle Börsenlage“. Ernst meint, die Branche sollte grundsätzlich vom Trend zur Elektrifizierung profitieren. Trotz Energieeffizienzmaßnahmen werde die Stromnachfrage aufgrund etwa der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos, der Umstellung von Heizungen auf umweltfreundliche strombetriebene Wärmepumpen sowie dem Ausbau der Kapazitäten von Datenzentren stabil bleiben – oder sogar leicht steigen. Kurzfristig dürfte die Stromnachfrage allerdings unter dem schwachen Wirtschaftsumfeld leiden.

Regulierte Versorger im Fokus
Ernst hat insbesondere regulierte Versorger im Fokus. Sie kassieren eine fixe Vergütung auf ihr Kapital, wie zum Beispiel Strom- oder Gasnetze oder Kraftwerke. Und das hat seine Vorteile. Die Gewinne daraus sind praktisch garantiert. Einzig: „Die Gewinne können nur über eine Ausweitung der regulierten Kapitalbasis in Form von Wachstumsinvestitionen steigen.“ Damit sei das Gewinnwachstum begrenzt. Weltweit hat Hongkong das sicherste Regulierungsumfeld „Dort ist etwa der Versorger HK Electric vollständig reguliert. Und die Regulierungsperiode von 15 Jahren mit einer aktuellen Restlaufzeit von 14 Jahren bedeutet eine extrem hohe Planungssicherheit“, so Ernst.

Auch Europa lockt
Und wie sieht es in Europa aus? In Deutschland stammen bei E.ON gut 80 % des operativen Gewinns aus regulierten Strom- und Gasnetzen. Angesichts geplanter Synergien von 740 Mio Euro durch den Zusammenschluss mit Innogy stellt E.ON für 2020 bis 2022 ein jährliches EBIT-Wachstum von

7 bis 9 % in Aussicht, sagt Ernst. Was hinzukommt: Vergangenen Herbst reichten RWE, EnBW und E.ON beim deutschen Bundesumweltministerium eine Forderung von 276 Mio Euro als Schadenersatz für den Ausstieg aus der Atomkraft ein. Dieser soll nach aktuellem Fahrplan bis 2022 erfolgen.

Obendrein winken interessante Dividendenrenditen etwa bei RWE (rund 3,37 %) und E.ON (5,33 %). Und bei der EVN beträgt die aktuelle Dividendenrendite rund 3,70 %. Erst im März verkaufte im Übrigen die EnBW ihren 28,35 %igen EVN-Anteil an die Wiener Stadtwerke. Zudem dürfte bei allen drei Unternehmen keine Dividendenkürzung anstehen.

Gehebelte Chancen
Für Anleger gibt es die Möglichkeit, abseits eines Direktinvestments, z.B. mittels Turbo-Long-Zertifikate, gehebelt auf die Kursentwicklung zu setzen. Auf die EVN bietet beispielsweise die Erste Group ein solches Produkt an (ISIN: AT0000A1BPH9). Der aktuelle Hebel liegt bei rund 2,2. Wird die Barriere von 8,808 Euro berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat. Auf RWE bietet die UniCredit ein Turbo-Long-Zertifikat an (DE000HX0AX37). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,2 und die Barriere bei 14,082 Euro. Und auch auf Eon bietet die UniCredit ein solches Produkt an (DE000HZ 1LKT5). Der aktuelle Hebel liegt hier bei rund 2,4, die Barriere bei 5,193 Euro.

Foto: EVN / Rumpler