Frisches Kapital für Startups

Digitalisierungs-Ministeriumsbeauftragter Michael Altrichter im Gespräch mit dem Börsen-Kurier

Manfred Kainz. Am Höhepunkt der Corona-Krise im April wurde der Business Angel und „Impact Investor“ Michael Altrichter von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck als neuer „Startup-Beauftragter“ präsentiert. Der Börsen-Kurier sprach mit ihm über seine erste Zwischenbilanz in dieser Funktion.

Schnittstelle
Warum Beauftragter des Wirtschafts- und nicht des Finanzministeriums (wie früher der Kapitalmarktbeauftragte), das noch dazu auf den Budgetmitteln sitzt? Es sei das Anliegen Schramböcks in ihrer Funktion als Ressortverantwortliche für Digitalisierung gewesen, das Thema mit seiner Berufung zu forcieren, begründet Altrichter dies im Gespräch. Man habe gemeinsam die „große Vision, Österreich im Innovations- und Startup-Bereich weiter voranzubringen“. Der Ministeriumsbeauftragte sieht sich „als Schnittstelle“ der Welten Startups, Business Angels bzw. Investoren und öffentliche Hand. Er setze sich dafür ein, dass die Zusammenarbeit dieser Welten (besser) funktioniert, dass Maßnahmen treffsicher(er) sind und er möchte ressortübergreifend koordinieren.

Aufwind
Die Digitalisierung habe durch die Corona-Pandemie „extremen Aufwind“ bekommen, so Altrichter. Man habe einen „Sprung“ gesehen, was etwa die prozentuellen Ausgaben, die in Onlinebusiness/E-Commerce fließen, betrifft. Unternehmen ohne ordentliche Onlinepräsenz und Webstrategie hätten nachgerüstet. Die Digitalisierungstendenz – Webshop, Teleworking, Security – gehe durch alle Branchen. Und ältere Menschen hätten gezwungenermaßen ihr Konsumverhalten verändert. Via I-Pad nun digital zugänglich, seien sie zu einer „neuen“ Kundenzielgruppe geworden.

Co-Kapitalisierung
Das sogenannte „Covid-Paket für Startups“ der staatlichen Unternehmensförderungsbank aws sieht Altrichter positiv. Besonders Startups können durch Verzögerungen in Entwicklung und Produktion, durch unterbrochene Wertschöpfungsketten und verunsicherte Investoren in rasche Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme kommen. Säule eins des Covid-Pakets ist der sogenannte „Covid-Start-up-Hilfsfonds“. Aus dem bekommen innovative Start-ups – auf Antrag – einen Zuschuss auf private Investments, die seit Ausbruch der Corona-Krise getätigt werden. Das bedeutet: Wenn ein Startup selbst mindestens 10.000 (bis maximal 800.000) Euro „frisches“ Eigenkapital von Investoren „aufstellt“, wird diese Summe mit einem aws-Zuschuss verdoppelt. Schon in der ersten Woche hätten mehr als 40 Unternehmer dieses Instrument beantragt bzw. abgerufen, so Altrichter.

Dieser Zuschuss müsse „im Erfolgsfall“ zurückgezahlt werden. Das heiße, wenn man in fünf Jahren in die Gewinnzone kommt, müsse ein Teil des Gewinns für die Rückzahlung verwendet werden. Die Detailüberprüfung der beantragenden Startups erfolge durch die Steuerberater, die die Angaben gegenüber der aws bestätigen müssen. Dass Startups für den Zuschuss private Co-Investoren brauchen, die Kapital einschießen, findet Altrichter sinnvoll. Denn es zeige deren Glauben an das betreffende Geschäftsmodell und an ein rentables Engagement.

Fonds
Zweite Säule des Pakets sind sogenannte „Venture-Capital-Fonds“ mit aws-Kapitalgarantie. Damit soll zusätzliches Risikokapital mobilisiert werden. Ein oder mehrere ausgewählte, private Fondsmanagements sollen Venture-Capital-Fonds für Investments in österreichische Startups errichten. Damit Investoren trotz Krise frisches Fondsgeld bereitstellen, übernimmt die aws eine Kapitalgarantie in Höhe von bis zu 50 % des Fondsvolumens – bis zu einem Maximum der Kapitalgarantien von 25 Mio Euro. „Der Staat“ decke also 50 % von eventuellen Fondsverlusten ab und will damit zögerliche Investoren mobilisieren, so Altrichter. Die Fonds sollen in nachweisliche Wachstumsunternehmen investieren, wo es coronabedingt zu Verzögerungen der Geschäftsumsetzung bzw. bei den Umsätzen kommt. Die Fonds-Ausschreibung obliegt dem Finanzministerium.

Foto: michaelaltrichter.pro