In Gold und Silber investieren
Die beiden Edelmetalle sind die wahren Gewinner des aktuellen Marktumfeldes.
Michael Kordovsky. Egal ob Krisenpanik oder die letztendlich von Notenbanken finanzierten Hilfsprogramme in den USA, Japan und Europa wieder für steigende Aktienkurse sorgen – die Edelmetallpreise sind im Aufwind. Das hat fundamentale Gründe. Während laut World Gold Council Ende 2019 einer oberirdischen Goldmenge (geförderte Goldmenge seit Anbeginn der Menschheit) von 197.576 Tonnen die durchschnittliche Minenproduktion von 3.367 Tonnen in den Jahren 2014 bis 2018 gegenübersteht (Mengenwachstum von 1,7 % p.a.), wuchs von April 2014 bis April 2020 die US-Geldmenge M3 um 7,3 % p.a. Diese unterschiedlichen Vermehrungsgeschwindigkeiten zwischen Geld und Gold rechtfertigen fundamental schon alleine eine durchschnittliche Goldwertsteigerung von 5,5 % p.a.
Doch wir befinden uns bereits in der amtlichen Rezessionsphase, in der laut einer Untersuchung der Anlagegesellschaft Incrementum („in gold we trust.report“, Stöferle & Valek 2020) in den acht Rezessionen seit 1970 die durchschnittliche Gold-Performance in Euro bei 18 % lag. Die Goldpreis-Ziele werden mittlerweile immer spektakulärer. Einen seriösen Kommentar zum aktuellen Preistrend gab Christian Brenner, Managing Director beim Edelmetallhändler philoro, gegenüber dem Börsen-Kurier: „Ein Ende der Fahnenstange ist noch in weiter Ferne. Die letzte große Finanzkrise 2008 ist vielen noch gut im Gedächtnis. Damals stieg der Goldpreis von 750 USD pro Feinunze unaufhaltsam bis 2011 auf das historische Allzeithoch von über 1.900 USD pro Feinunze. Es ist also nicht die Frage, wann neue Allzeithochs erreicht werden, sondern vielmehr wie hoch diese ausfallen werden.“
Mittlerweile läuft nach der Corona-bedingten Schließung der Betrieb in den Prägestätten wieder und die Lage bei den Aufgeldern hat sich zumindest bei Gold beruhigt, weshalb Goldbarren oder Münzen, wie z.B. Philharmoniker, Maple Leaf oder Krügerrand, eine gute Idee sind. Vom Kurspotenzial her aber attraktiver ist Silber: „Das Gold-Silber-Ratio liegt derzeit bei 1:100. Das ist sehr hoch, läge doch das natürliche Verhältnis bei 1:17. Von diesem Aspekt her ist Silber ein sehr aussichtsreiches Edelmetall“, so Brenner. Doch Vorsicht: Physisches Silber ist knapp und die Aufschläge auf den Rohstoffpreis sind höher als noch vor zwei Monaten, weshalb als Alternative ein Silber ETC, wie beispielsweise der physisch besicherte „WisdomTree Physical Silver“ (ISIN: DE000A 0N62F2), in Frage kommt.
Ab physischen Volumina von mehr als 10.000 E Wert in den jeweiligen Edelmetallen sollte ein Zollfreilager in der Schweiz erwogen werden. Vorteil bei Weißmetallen, sprich Silber, Platin und Palladium: Kauf und Verkauf innerhalb des Zollfreilagers sind von der Mehrwertsteuer befreit. Kostenpunkt bei philoro: 0,24 % pro Quartal für die Einlagerung von Silber, bei Gold, Platin und Palladium rund 0,16 % pro Quartal.
Risikofreudigere Anleger können Minentitel mit einschlägigen ETFs abdecken, wie z. B. den „VanEck Vectors™ Gold Miners UCITS ETF“ (IE00BQQP9F84) oder „Com-Stage NYSE Arca Gold BUGS UE I“ (LU0488317701). Begründung: Der älteste verfügbare Goldminenindex, der Barron‘s-Gold Mining-Index, liegt in Relation zum Goldpreis nahe dem niedrigsten Stand seit 78 Jahren, obwohl Minengesellschaften nach einer längeren Durststrecke effizienter wurden und ihre Verschuldung abbauten. Hinzu kommen M&A-Phantasien, höhere Margen durch steigende Goldpreise und niedrigere Betriebskosten wegen des Ölpreis-Verfalls.
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