Wie Polaroids die Kunstwelt eroberten

Die Fotografie allgemein gilt heute als Kunstrichtung und erzielt hohe Preise.

Lea Schweinegger. Die einst so beliebten Sofortbildkameras genießen heute noch Kultstatus. Den größten Aufschwung erlebte die von Polaroid erfundene Kamera in den 1970er und 1980er Jahren, als die „Integralfilme“ (beim Integralfilm sind Negativ, Positiv und Fixierentwickler zu einem Blatt zusammengefasst und werden gemeinsam entwickelt, Anm.) den Durchbruch am Markt schafften. Sie vereinfachten die Bildentwicklung stark. Und vor allem Hobbyfotografen liebten es, die fertigen Bilder binnen weniger Minuten in den Händen zu halten, statt tagelang auf deren Entwicklung warten zu müssen.

Die Ursprünge
Einen großen Schritt nach vorne machte die Fotografie durch den US-amerikanischen Physiker und Industriellen Edwin H. Land (1909 bis 1991). Seine Erfindung, das Sofortbild, hat die Geschichte der Fotografie verändert. Eine neue Epoche war angebrochen.

1947 stellte Land das einstufige Verfahren erstmals vor. Es war eine Sensation, dass ein Foto unmittelbar nach dem Druck auf den Auslöser schon entwickelt ist. Land gilt mit seiner Erfindung des Polaroid-Verfahrens (Polaroid, so auch der Name des Unternehmens, das er gründete) als einer der Pioniere der Fototechnik. Er selbst betonte: „Der ästhetische Zweck der Sofortbildfotografie ist es, all denen, die ein künstlerisches Interesse an der Welt haben, ein neues Ausdrucksmedium zur Verfügung zu stellen!“

Land lernte im Jahr 1949 auch den US-Fotografen und Vertreter der künstlerischen Fotografie Ansel Adams (1902 bis 1984) kennen. Adams erlangte durch seine eindrucksvollen Landschafts- und Naturfotografien im Westen der Vereinigten Staaten großen Bekanntheitsgrad. Es gelang ihm, mit den neuen Kameras und Filmen der Firma Polaroid etwa die Schönheit und das Licht des Yosemite-Nationalparks einzufangen und mit diesen Naturaufnahmen auch die Kunstwelt zu begeistern. Ab den 1950er Jahren folgten auch noch weitere namhafte Fotokünstler wie Minor White dem Ruf von Land und wurden ebenso Berater des Konzerns.

Der Polaroid-Konzern war überhaupt sehr daran interessiert, aufstrebende Nachwuchskünstler zu unterstützen. Und so bildeten die Arbeiten der engagierten Künstler auch die Basis für die „Polaroid Collection“ mit Hauptsitz in Amsterdam. Dank der Sofortbildtechnik konnten sich diese auf ihre eigentliche Begabung, die kreative Gestaltung, konzentrieren. Der Fotografie waren somit keine künstlerischen Grenzen mehr gesetzt. Mit dem Zitat: „Not everybody trusts paintings but people believe photographs“, stellte Adams die Fotografie sogar über das gemalte Bild. In der Folge wurden Fotos von namhaften Exponenten der Zunft auch für Kunstsammler interessant.

Die erste Sofortbildkamera mit zugehörigem Film wurde übrigens am 26. November 1948 in Boston für knapp 90 USD verkauft. Der Erfinder Land und sein Unternehmen Polaroid waren auch in den folgenden Jahrzehnten äußerst kreativ. Bis in die 1990er Jahre gab es fast jährlich Produktneuheiten, die von Land persönlich auf den Aktionärstreffen vorgeführt wurden. Er selbst war 15-facher Ehrendoktor und Besitzer von mehr als 500 Patenten.

Nichtsdestoweniger ging 2008 die Ära zu Ende. Im Feber des Jahres wurde die letzte Sofortbildkamera und im Juni darauf der letzte Polaroid-Film im niederländischen Werk Enschede hergestellt.

Adams ließ die Preise hochfahren
Aber zurück zu Adams: Noch zu Lebzeiten erreichte sein Foto „Moonrise, Hernandez, New Mexico“ bei einer Auktion den Rekordpreis von 71.000 USD. Das war der höchste Preis, der bis dahin für eine Fotografie bezahlt worden war. Auf seinen Reisen nach Europa traf der mittlerweile international anerkannte Fotokünstler Kollegen wie Bill Brandt, Brassai und Henri Cartier-Bresson. Sie alle zählen zu den Pionieren der Fotokunst.

An der Liste der teuersten Fotografien lässt sich die Marktbewegung erkennen. War die Fotografie in ihren Anfänger eine mehr dokumentarische Technik, so zeichnet sie sich heute durch gestalterische Elemente aus, wie man sie Kunstwerken der „Bildenden Kunst“ zuordnen kann. Auch laut dem Onlineportal Statista boomt der Markt für Fotografie heute. Und vor allem US-Galerien bestätigen, dass limitierte Fotowerke (bis zu einer Auflage von 25 Stück) mit Zertifikat für Sammler interessant geworden sind.

Foto: Pixabay / Gellinger