Renditechancen mit dem Superrechner
Wer profitiert von der Quantenmechanik? Der Wettlauf um den Supercomputer ist bereits voll im Gange. (Symbolbild)
Raja Korinek. Ende Oktober 2018 fiel in Europa ein entscheidender Startschuss: Da wurde der 1 Mrd Euro schwere „Quantum Technologies Flagship“ in Wien lanciert. Die Gelder dafür stammen von der Europäischen Kommission und sollen mehr als 5.000 Unternehmen fördern, die in der Forschung der Quantentechnologien tätig sind. Mit der Entwicklung soll letztendlich ein Quantum-Netzwerk innerhalb der EU erschaffen werden.
Inzwischen ist das Thema freilich aktueller denn je. Schließlich steigt die Datenmenge, die verarbeitet werden muss, weltweit an. Und dazu braucht es immer größere, vor allem aber schnellere Rechenleistungen, die künftig von Quantencomputern geliefert werden sollen. Während herkömmliche „Bits“
Informationen lediglich als 0 oder 1 speichern, können bei Quantencomputer die elementaren Recheneinheiten – sogenannte „Qubits“ – aufgrund ihrer Eigenschaften weitaus mehr leisten.
Der Quantensprung steht bevor
Noch steht das Quanten-Computing allerdings am Beginn und ist ein äußerst sensibles System. So müssen etwa die fragilen Einheiten von Elektromagnetismus abgeschirmt werden, und funktionieren nur unter sehr niedriger Temperatur, damit Berechnungen brauchbar sind.
Dennoch, das Potential ist groß. Davon ist auch Heiko Geiger, er ist Zertifikate-Experte bei der Bank Vontobel, überzeugt. Er sagt im Gespräch mit dem Börsen-Kurier: „Der Einsatz von Quantencomputern in der medizinischen und chemischen Forschung würde die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe enorm beschleunigen, da sie in der Lage sind, die Interaktion komplexer Moleküle gleichzeitig zu simulieren.“
Breite Einsatzmöglichkeiten
Doch das ist nicht alles. Viele Bereiche des Alltags werden immer komplexer. Dazu zählen etwa die Logistik und der Verkehr. Hier könnten Quantencomputer künftig optimale Routen berechnen. In der Finanzwelt könnten sie in der Risikoanalyse eingesetzt werden. Und in der IT-Sicherheit könnten leistungsfähigere Computer für eine abhörsichere Kommunikation in den Netzwerken sorgen.
Verständlich, dass sich immer mehr Unternehmen aus der High-Tech-Branche in diesen Bereich einbringen. Inzwischen wird auch schon darüber gestritten, wer als erstes über die sogenannte „Quantenüberlegenheit“ verfügt. Diese ist dann erreicht, wenn eine Aufgabe mittels Quanten-Computing in kürzester Zeit erledigt werden kann, während ein herkömmlicher Rechner eine unverhältnismäßig lange Zeit dafür bräuchte.
So gab etwa Ende 2019 Google, die Tochter von Alphabet (ISIN: US02079K3059), den Quanten-prozessor Sycamore mit 53 Qubits bekannt. Dieser könne nach Unternehmensangaben in 200 Sekunden eine Berechnung ausführen, für die der stärkste herkömmliche Computer rund 10.000 Jahre benötige. Kurz danach gab der Tech-Riese IBM (US4592001014) bekannt, dass in seinen Labors ebenfalls ein entsprechender Prozessor im Einsatz sei.
Auf die Zukunft setzen
Für interessierte Anleger gibt es ebenfalls die Möglichkeit, auf diese Technologie zu setzen. Konkret hat die Bank Vontobel gemeinsam mit dem deutschen Indexanbieter Solactive einen Index lanciert. Dieser bildet Aktien von 20 Unternehmen ab, die an der Entwicklung von Quantum-Computing mitmischen oder vom Einsatz der Quantentechnologie profitieren dürften. Mit einem entsprechenden Indexzertifikat (DE000VP4XD45) setzen Anleger nebst der bereits genannten Firmen etwa auch auf Siemens Healthineers (DE000SHL1006), Samsung Electronics (US7960502018) und Visa (US92826C8394).
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