Trotz Krise keineswegs am Boden

Für Kunst und Luxus-Artikel könnte es auch positive Effekte geben.

Lea Schweinegger. Die Finanzkrise vor rund zwölf Jahren war zwar auch für den Kunstmarkt eine große Herausforderung, aber die Einschläge waren keineswegs so verheerend wie jene am Aktienmarkt, nachdem sich die Nachricht der Lehman-Brothers-Insolvenz am 15. September 2008 rund um den Globus in Windeseile verbreitete. Denn der Kunstmarkt reagierte prompt – so als wäre er auf einen „Worst Case“ vorbereitet gewesen. Noch am selben Tag, nur ein paar Stunden nach den Meldungen lud etwa das Auktionshaus Sotheby‘s zu einer zweitägigen Auktion und bot dabei dem Publikum mehr als 200 Werke des britischen Starkünstlers Damien Hirst an. Die Auktion trug den Titel „Beautiful Inside My Head Forever“. Am Ende der zweitätigen Auktion, die Finanzwelt geriet gerade erst so richtig ins Rutschen, hatten Kunden umgerechnet 126 Mio Euro ausgegeben – für Kunst. Die Besucher der Auktion hofften natürlich, dass der Kauf eine gute Investition sei. Sie lagen mit der Annahme richtig, denn Kunst gilt nach wie vor als krisensicheres Investment. Namen der Protagonisten und Qualität spielen dabei natürlich eine große Rolle.

Damals wurde im Rahmen der Auktionstage das Hirst-Werk „Beautiful Love Strummerville Painting with beautiful Butterflies“ um mehr als 900.000 Eure verkauft; ein in Formaldehyd eingelegter Bulle brachte sogar mehr als 13 Mio Euro ein. Am Ende waren es 223 Werke des Briten, die unter den Hammer gekommen sind. Hirst erlangte allerdings schon davor mit einem bizarren Kunstwerk, einem mit Diamanten überzogenen menschlichen Schädel (der Preis betrug im Jahr 2006 rund 74 Mio Euro), weltweites Aufsehen in der Kunstwelt. Obwohl: Werk und Preis machten böses Blut und so gab es teilweise auch ein dementsprechendes negatives Feedback. Im August 2007 wurde „Hirsts Totenschädel“ ungeachtet manch empörter Zurufer abermals für 75 Mio Euro an eine Investmentgruppe weiterverkauft.

Daraus lässt sich schließen, dass qualitätsvolle Kunst auch in Krisenzeiten, oder gerade in schwierigen Zeiten, ein Investment wert ist. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass sich die großen Auktionshäuser im weiteren Verlauf der damaligen Krise mit großen Namen abwartend verhielten, bis die erste Phase des wirtschaftlichen Einbruchs vorüber ging.

Luxusgütermarkt legte zu
Aber nicht nur die klassische Kunst sondern auch Kunst-Objekte bzw. Luxusgüter wie Uhren und Schmuck, Haute Couture und andere schöne Markenprodukte sind relativ krisenfest. Der globale Umsatz mit Luxusgütern ist in den vergangenen zwanzig Jahren stark gewachsen, und zwar auf ein geschätztes Umsatzvolumen von rund 281 Mrd Euro im Jahr 2019. Damit haben sich die Umsätze in dieser Zeit nahezu verdreifacht. Und auch bis Mai 2020 und trotz Corona gab es heuer bereits Umsatzzahlen von rund 225 Mrd Euro. Treiber sind vor allem chinesische Konsumenten, die das weltweite Wachstum des Luxusmarktes forcierten, so das deutsche Portal Statista, an dem wir uns gerne orientieren.

Uhren sind zeitlos wertvoll
„Luxusuhren bieten auch in Krisenzeiten eine vielfältige Anlageoption durch einen stabilen Wertzuwachs. Deshalb sollten Uhrenliebhaber Einstiegsmöglichkeiten ins Auge fassen“, meint auch Communication Manager Daniel Feld von „Chrono24“, einem Online-Marktplatz für Luxusuhren, der rund 475.000 Uhren von mehr als 3.000 Händlern aus mehr als 100 Ländern im Programm hat. Feld verweist auf den durchschnittlichen Verkaufspreis begehrter Marken, der in der jüngeren Vergangenheit gestiegen ist. „Die zehn meistverkauften Modelle von ‚Audemars Piguet‘ wurden im Juli 2020 gegenüber 2015 im Mittel für 73 % mehr verkauft. Noch stärker zugelegt hat der Verkaufspreis von ‚Patek Philippe‘. Innerhalb der letzten fünf Jahre sind die Preise insgesamt um durchschnittlich 105 % gestiegen.“ Der Experte ist überzeugt, dass auch einzelne Modelle anderer bekannter Marken wie zum Beispiel Rolex, Omega und Tudor sich in Bezug auf den Werterhalt positiv entwickeln. Aber auch viele andere meinte er, würden sich als Einstieg in den Investitionsmarkt „Luxusuhr“ anbieten.

Beispiel Uhren mit Wertzuwachs
Die Omega-Speedmaster „Moon-watch“ bietet mit dem Sondermodell „First Omega in Space“ eine interessante Wertanlage: Aktuell ist die Uhr das sechstbeliebteste Omega-Modell nach Verkäufen auf „Chrono24“ und hat innerhalb der vergangenen drei Jahre eine absolute Wachstumsrate von plus 12 % hingelegt. Derzeit wird die Uhr zu Preisen von um die 4.000 Euro gehandelt. Hoher Beliebtheit erfreuen sich grundsätzlich auch die Rolex-Modelle. Zum Beispiel hat die „Rolex Datejust“ mit blauem Ziffernblatt, eine der meistverkauften Rolex-Modelle auf „Chrono24“, in den letzten drei Jahren um rund 25 % an Wert gewonnen und ist derzeit für etwa 10.000 Euro auf der Plattform zu finden. Für einen spannenden Einstieg in die Welt der Luxusuhren sieht Feld die „Seamaster Diver 300 M“, die legendäre Omega-Taucheruhr. „Die Nachfrage nach Luxusuhren auf ‚Chrono24‘ ist so hoch wie noch nie. Nach einem temporären Einbruch der Verkäufe zu Beginn der Krise liegen die globalen Verkäufe nun etwa 13 % über dem Vor-Corona-Niveau“, so abschließend auch „Chrono24“-Co-CEO Tim Stracke.

Foto: www.omegawatches.com