Investieren in Hochtechnologie

Wovon hängt eine erfolgreiche Investition in Technologie ab?

Tibor Pásztory. Technologischer Fortschritt gilt als der Wachstumstreiber schlechthin. Doch was wird heute unter Technologie verstanden? Was bedeutet „Fortschritt“? Und wovon hängt der Erfolg einer Investition in Technologie ab?

Nun könnte man stundenlang philosophieren, was „Fortschritt“ ist, und ob es sich in der Geschichte der Menschheit bei so manchem sogenannten Fortschritt nicht auch um einen Rückschritt gehandelt haben könnte. Irrwege und Sackgassen wurden jedenfalls öfters beschritten, doch ist jede technologische Weiterentwicklung und jede Forschungstätigkeit unabdingbar auch mit dem Prinzip „trial and error“ verbunden. Irren gehört demnach zum Geschäft.

Weit greifbarer, aber keineswegs unumstritten, scheint eine Beantwortung der Frage, was alles als Technologie, geschweige denn Hochtechnologie, zu betrachten sei. Bedauerlicherweise wird dieser Begriff heute allzu sehr auf das Thema Digitalisierung eingeengt. Nicht alles Hochtechnologische ist digital, und nicht alles Digitale muss zwangsläufig hochtechnologisch sein. Eine Unterstützung mechanischer Vorgänge durch digitale Steuerung gilt freilich schon seit längerem als unerlässlich, etwa in allen Bereichen der Mobilität.

Gier nach Digitalisierung
An den Börsen zählt in den letzten Jahren in erster Linie eine allzu undifferenzierte Gier nach Digitalisierung – vielleicht, weil nun einmal die wenigsten Investoren über eine technische Ausbildung verfügen, jedenfalls aber auch, weil Investments genauso Moden unterworfen sind, wie alles andere auch, und vielen Menschen ein Zug zum Lemming nicht ganz abzusprechen ist. Auf der anderen Seite ist dieser Trend nicht ganz unverständlich, blickt man auf den Erfolg von Unternehmen wie Apple, Amazon, Google und zahlreiche weitere Beispiele.
Ohne an dieser Stelle auf Einzeltitel einzugehen, sei Anlegern vor einem Einstieg in Hochtechnologiewerte – von den üblichen Auswahlkriterien wie Kursen, KGVs, Dividenden, Bilanzen, Verschuldungsgrad, Marktpositionierung etc. abgesehen – empfohlen, sich anhand „logischer“ Kriterien zu orientieren und sich folgende Fragen zu stellen: Verstehe ich das Produkt und das Geschäftsmodell? Besteht der Wert eines Unternehmens hauptsächlich aus der Bewertung einer Idee (siehe die Dotcom-Blase vor 20 Jahren) oder dient die Digitalisierung einer Steigerung der Produktivität?

Reiche Auswahl in Österreich vorhanden
Hält man sich an diese an sich simplen Regeln, werden manche Technologiewerte plötzlich um einiges (im positiven Sinne) konservativer erscheinen als zuvor. Schließlich kommt heute kein Industrieunternehmen – Stichwort Industrie 4.0 – mehr ohne Digitalisierung aus. Dies gilt erst recht für solche Unternehmen, die auf dem Weltmarkt Spitzenpositionen einnehmen.

Hier hat selbst das kleine Österreich einige Paradebeispiele für gelungene produktivitätserhöhende Digitalisierungsprozesse zu bieten, wie zum Beispiel (in alphabetischer Reihenfolge) ams, Andritz, AT&S, EVN, FACC, Kapsch TrafficCom, Lenzing, Palfinger, Pierer Industries, Polytec, RHI Magnesita, Rosenbauer, Semperit, Verbund und viele mehr. Das gleiche gilt natürlich auch für Dienstleistungsunternehmen wie A1 Telekom, Erste Group oder VIG.

Für eine reiche Auswahl an Technologietiteln an den Börsen ist gesorgt. Was noch zu kurz kommt, ist eine Öffnung des Kapitalmarktes für Start-ups. Bislang sind Investments hier noch weitgehend institutionellen Investoren bzw. Corporates („traditionellen“ Unternehmen) vorbehalten.

Erste börsennotierte Ökosysteme für Start-ups wie „startup300“ gibt es, haben aber auf dem Börsenparkett noch Lernbedarf.

Foto: Palfinger