Von Niederösterreich in den Iran

Der aus Niederösterreich stammende DoN-Group-CEO Josef Donhauser im Interview über „sein“ IPO an der Teheraner Börse.

Manfred Kainz. Es ist in mehrfacher Hinsicht eine Premiere: Vor wenigen Tagen hat ein erstes österreichisches Unternehmen den Gang an der iranischen Börse erfolgreich finalisiert. Das österreichisch-iranische Joint Venture DoNA, ein Tochterunternehmen der heimischen DoN group, die seit der Gründung des Joint Venture im Jahr 2015 50 % hält, hat seine Aktien im August mit Erfolg an der Teheraner Börse angeboten, gehandelt werden kann der Wert seit 19. August. Der Titel wurde in den Börseleitindex TSETMC aufgenommen. Ein Zweitlisting in Wien ist – derzeit – nicht geplant. DoNA, mit Sitz in Teheran, ist im Office-Catering und im High-End Rail-Catering tätig (und war und ist nicht von den internationalen Sanktionen betroffen). Die DoN group ist laut eigenen Angaben Österreichs größtes privat geführtes Event- und Businesscateringunternehmen für nationale und internationale Services inklusive Restaurants, Cafés, Bars, Rail Catering, Lounge Service, Office- und Congress-Catering.

Großer Bedarf
Ein Börsegang im Iran mit österreichischer Mitwirkung trotz der internationalen Sanktionen? Ja, denn der Aktienmarkt ist eine der wenigen attraktiven Anlagemöglichkeiten für die iranische Bevölkerung. Ausländische Banken sind dort nicht (mehr) präsent, sogar der Anschluss an den SWIFT-Code fiel unter die Sanktionen. Da es aber trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten viel Investitions- und Finanzierungsbedarf in dem Land gibt, boomt die iranische Börse.

Das österreichisch-iranische Joint Venture DoNA catert seit 2015 unter anderem die exklusive iranische Privatbahn FADAK und andere (Bahn-)Unternehmen und so war eine Kapitalbeschaffung über die dortige Börse naheliegend. Aber trotzdem nicht einfach: Obwohl Catering&Food nicht von den aktuellen Sanktionen umfasst ist, wurde das IPO zwei Jahre lang intensiv von Josef Donhauser, er ist der CEO der DoN group, und seinem Management in Teheran vorbereitet.

Große Anlegerschaft
Beim IPO wurden 20 % des Grundkapitals von DoNA über die Börse abgegeben und damit ein Emissionserlös von umgerechnet 1,5 Mio Euro erzielt. Der Emissionskurs pro Aktie betrug umgerechnet 0,024 Euro. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Es wurden 60 Mio Stück Aktien platziert – bei rund 5,3 Mio Anlegern. Bei rund 82 Mio Iranern ist das eine Aktionärsquote von rund 6,5 % der Bevölkerung – und damit deutlich mehr als etwa in Österreich. Und es hätten noch mehr sein können, denn es gab eine Überzeichnung von 20 Mio Stück. Der Emissionserlös wird für die weitere Expansion des Unternehmens verwendet: Erweiterung der Produktionsanlagen, Ausbau des Rail- und Office-Catering und neue Systemrestaurants im gesamten Land. Trotz Coronabeeinträchtigung wird so eine 50-%ige Umsatzsteigerung bis Mitte 2021 angepeilt.

Weiter Weg
Begonnen hat alles in Niederösterreich, als Donhauser die elterliche Konditorei in Kirchberg am Wechsel übernahm. Ab den 1990er-Jahren folgten Expansionsschritte in Wien und weitere Standorte österreichweit und über die Grenzen. So entstand 2015 auch das erste österreichisch-iranische Joint Venture. Im Interview mit dem Börsen-Kurier schildert Donhauser, wie „sein“ Börsegang in Teheran in der Praxis ablief:

Börsen-Kurier: Wie kann man sich das Procedere vor Ort vorstellen? Ist es sehr anders als in Europa? Stichworte Vorbereitungserfordernisse, Emissionsbank(en), Börsestandards …

Josef Donhauser: Im Grunde war es nicht viel anders als in Europa – und trotzdem ist die Börse in Teheran nicht mit europäischen Börsen vergleichbar. Auch nicht das Kaufverhalten. Die Vorbereitungen für das IPO liefen bereits über ein Jahr auf Hochtouren: etwa die Anpassung der Buchhaltungsstandards an die Vorgaben, Prüfung der Unterlagen durch zugelassene Wirtschaftsprüfer, Ausstattung des Unternehmens mit ausreichend Eigenkapital, Erfüllen sämtlicher ausufernder Formvorschriften … Wir haben alles In-House gemacht und nur ein Trading-Büro (Amin Capital) zur technischen Abwicklung der Käufe beauftragt. Generell ist die Börsenadministration in Teheran auf einen Börsegang mit internationaler Gesellschafterbeteiligung nicht wirklich vorbereitet. Die Börsenlizenz zu erhalten war dementsprechend schwer für uns als Vorreiter. Wir benötigten zwei Anläufe.

Know-how im Haus
Börsen-Kurier:
Welches Know-how braucht man vor Ort, wenn man sich nicht im europäischen sondern im türkischen Kapitalmarktrecht bewegt?

Donhauser: Wir haben uns keiner großen Anwaltsbüros bedient und haben die Gespräche direkt mit der Teheran Stock Exchange geführt. Unser Managing Director hat schon einmal ein Unternehmen an die Teheraner Börse gebracht und dementsprechende Erfahrung. Somit hatten wir das Know-how im Haus. Denn es ist generell schwer, die richtige juristische Beratung vor Ort zu bekommen, nicht nur, was einen Börsegang betrifft. Gesellschaftsrechtlich ist das Unternehmen mit einer europäischen AG vergleichbar.

Börsen-Kurier: Und wie liefen die praktischen Schritte von Antrag bis Zuteilung?

Donhauser: Ähnlich wie in Europa: Prüfung der Unterlagen, Erreichung der Zulassung, Definition der Preisspanne, Freigabe zum Handel, Kauf. Es wurden 60 Mio Shares an 5,3 Mio Anleger verkauft. Das entspricht 20 % des Grundkapitals. 92 % gingen an individuelle Anleger, 8 % an institutionelle.

Foto: DoN group