Warum der Euro seine Stärken zeigt

Der Aufschwung der Gemeinschaftswährung bietet Anlegern auch interessante Chancen.

Raja Korinek. Noch vor wenigen Monaten hätten vermutlich die wenigsten Anleger damit gerechnet: Doch seit Mitte Mai legt der Euro allein gegenüber dem US-Dollar zügig zu. Zuletzt wurde die Marke von 1,19 USD überschritten, dem höchsten Stand seit April 2018, merkt Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Deka Bank, an. Dies führt er unter anderem auf die stark steigenden Neuinfektionen in den USA zurück. Demgegenüber ergreifen Europas Regierungen zu drastischeren Maßnahmen, um eine Ausbreitung möglichst einzudämmen. Aufgrund der ungünstigen Entwicklung könnte ein Wirtschaftsaufschwung in den USA damit stärker getroffen werden, so die Befürchtungen vieler Marktteilnehmer, was auch den US-Dollar belastet.

US-Geldpolitik wird zurückhaltender
Doch auch die Aktivitäten der US-Notenbank spielen eine wichtige Rolle. Noch bis vor Kurzem lagen allein die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen ein gutes Stück über den europäischen Pendants. Das hatte reichlich ausländisches Kapital in die US-Bondmärkte angelockt, somit die US-Dollarnachfrage angeheizt. Doch diese Entwicklung hat sich schlagartig geändert. Denn die Fed hat längst auch die Zinsen drastisch gesenkt, was sich ebenso negativ auf die Renditen auswirkte. Damit ist der lukrative Zinsvorteil in den Vereinigten Staaten praktisch verpufft, weshalb viele internationale Investoren ihr Geld aus dem Markt wieder abzogen.

Da ist es wenig hilfreich, dass Notenbank-Chef Jerome Powell Ende vergangener Woche die Neuausrichtung der Geldpolitik ankündigte. „Der Übergang auf ein durchschnittliches Inflationsziel, asymmetrisch expansive Geldpolitik und eine stärkere Berücksichtigung der Geringverdiener-Segmente des Arbeitsmarktes sind die Kernbotschaften der neuen Federal Reserve Strategie“, bringt Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek die Kernaussagen auf den Punkt. Damit dürften die Zinsen auch jenseits des Atlantiks wohl noch eine lange Zeit auf einem sehr tiefen Niveau verharren.

Bei der BNP Paribas ist man jedenfalls davon überzeugt, dass der Aufwärtstrend der europäischen Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar noch eine Weile anhalten dürfte. Als weitere Stütze nennen die Experten des französischen Geldhauses zudem den EU-Wiederaufbaufonds in der Höhe von 750 Mrd Euro. Er dürfte Europas Wirtschaft ankurbeln und dem Euro zu weiterer Stärke verhelfen.

Den Aufschwung nutzen
Für risikobereite Anleger, die ebenso an ein solches Szenario glauben, bieten Zertifikate eine interessante Möglichkeit daraufzusetzen. Eine Möglichkeit ist etwa der Stay-High-Optionsschein der Deutschen Bank (ISIN: DE000DC9F0K9). Sofern bei diesem Produkt bis zum 8.1.2021 die Marke von 1,15 USD niemals berührt oder unterschritten wird, erhalten Anleger zum Laufzeitende 10 Euro pro Schein. Je nachdem, wie weit der Kaufkurs zum Zeitpunkt des Investments darunter liegt, kann sich eine größere, oder auch eine bescheidene Rendite ergeben. Grundsätzlich gilt: Je näher der aktuelle Wechselkurs an der Marke von 1,15 USD liegt, desto günstiger ist der Schein. Damit steigt aber auch das Risiko, dass diese Marke im schlimmsten Fall erreicht wird. Tritt dieses Szenario ein, verfällt das Papier.

Eine weitere Möglichkeit bietet das Turbo-Long-Zertifikat der BNP Paribas (DE000PF2P530). Dabei profitieren Anleger gehebelt von der Kursentwicklung Euro/USD, wobei der aktuelle Hebel bei 2,70 liegt. Wird allerdings die Marke von 0,75 USD berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat.

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