Warum „Mischen“ gegen Turbulenzen hilft
Auch wenn Aktien langfristig hohe Erträge versprechen, sollte man auf Bonds nicht verzichten.
Raja Korinek. Für Anleger, die gerade vor der Entscheidung stehen, auf diesen Niveaus Aktien oder
lieber mickrig verzinste Bonds zu kaufen, ist es jetzt noch kniffliger geworden. Vergangenen Donnerstag bekräftigte nun auch die US-Notenbank ihre Entscheidung, die Zinsen noch lange niedrig zu halten. Umso mehr spricht einiges dafür, die Entscheidung zur Vermögensaufteilung auf Aktien und Anleihen den Experten von Mischfonds zu überlassen.
Bei diesen Produkten gibt es dabei unterschiedliche Ausrichtungen. Entscheidet man sich für „defensiv“, ist der Anleiheteil meist recht hoch. Das Gegenteil stellt die „offensive“ Variante dar, bei der die Aktienquote meist sehr hoch ist. Und die goldene Mitte bildet die „ausgewogene“ Variante, bei der grundsätzlich auf eine recht ausgewogene Aufteilung geachtet wird.
Goldene Mitte
„Anleger, die sich für diese Variante entscheiden, legen ganz bewusst Wert auf eine ausbalancierte Fondsaufteilung in sicherheits- und ertragsorientierte Anlageklassen“, präzisiert Kurt Eichhorn, Fondsmanager des Rententeils im „Kepler Vorsorge Mixfonds“ (ISIN: AT0000722640), der in die Kategorie „ausgewogen“ fällt. Dabei bilde der Anleiheteil in einem ausgewogenen Mischfonds, der in der Regel zur Hälfte in riskanteren Assets investiert, die stabile und schwankungsarme Basis, ergänzt der Marktexperte.
Wie das in der Praxis aussieht? Beim Kepler-Fonds liegt die strategische Gewichtung zwischen 65 % Anleihen und 35 % Aktien. Ähnliche Breiten lassen freilich auch Mitbewerber in dieser Kategorie zu. „Eine taktische Abweichung von 5 % ist aber möglich“, verweist Eichhorn auf seinen Spielraum, den er aber nicht allzu sehr ausreizt, wie er sagt. Er meint auch, die größte Herausforderung bei Mischfonds liege stark in einer guten Steuerung der Gewichtung von Aktien und Anleihen. „Dabei sehen wir im Langfristvergleich, dass es nicht unbedingt Vorteile bringt, zu stark von den strategischen Gewichtungen abzuweichen:“
Anleiheinvestments werden knifflig
Vor allem das Zinstief stellt den Profi bei der Anleihenselektion vor große Herausforderungen. Wie er sie meistert? Er sagt: „Neben klassischen Staatsanleihen werden wir bei inflationsgeschützten Anleihen fündig.“ Doch nicht nur. Unter anderem zählen auch Schwellenländer- und Bankanleihen der-zeit zum Bestand. „Unser Ansatz ist betont mittel- bis langfristig ausgerichtet. Kurzfristige Nachteile werden in Kauf genommen.“
Abseits der drei Einstufungen gibt es aber noch eine Kategorie, die in der Regel als „flexibel“ bezeichnet wird. Solche Mischfonds können grundsätzlich die Aktienquote auf 100 % hinauffahren, wenn das Management besonders zuversichtlich für diese Anlageklasse eingestellt ist.
Beachtlicher Goldanteil
Einer, dem solche Einschätzungen schon auf viele Jahre erfolgreich gelingen, ist Bert Flossbach, er ist Fondsmanager des „Flossbach von Storch – Multiple Opportunities II“ (LU1038809395). Er betont gegenüber dem Börsen-Kurier, dass der Aktienanteil mindestens 25 % beträgt. Aktuell liegt der Aktienanteil bei knapp mehr als 70 %. Was hinzu kommt: Flossbach investiert einen Teil auch in Goldinvestments, die Quote beträgt derzeit immerhin fast 10 %. Und das aus gutem Grund. Flossbach sagt, „in der Corona-Krise gibt es unter den Vermögenswerten auch Gewinner. Gold gehört dazu“.
Freilich, welchen Risikoanteil sich Anleger zutrauen, müssen sie selbst entscheiden. Doch insge-samt sollte man trotz der jüngsten Markthausse nicht auf eine vernünftige Mischung verzichten.
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