In die DAX-Aufsteiger investieren
Ein neues Zertifikat will von zwölf Top-Unternehmen profitieren.
Harald Kolerus. Der Deutsche Leitindex steht heuer vor seiner größten Reform seit der Einführung 1988 (der Börsen-Kurier hat berichtet): Im September wird der DAX von 30 auf 40 Unternehmen aufgestockt, wobei die Mitglieder künftig strengere Kriterien erfüllen müssen. Der Index soll auf diese Art und Weise modernisiert werden und mehr Titel von zukunftsträchtigen Branchen, nicht zuletzt in Zusammenhang mit Ökologie und Nachhaltigkeit, umfassen. Außerdem wird dadurch eine größere Streuung erreicht, was die Stabilität erhöhen sollte. Und natürlich: Skandalen à la Wirecard soll tunlichst der Riegel vorgeschoben werden.
Germany‘s Next Top-Aktien
Naheliegend ist, dass Unternehmen, die zu diesen DAX-Ehren kommen, sich größerer Aufmerksamkeit unter privaten Investoren und professionellen Asset-Managern erfreuen werden. Nicht zuletzt müssen nach der Aufnahme entsprechende börsengehandelte Indexfonds (ETFs) ihre Portfolios anpassen und den Leitindex 1:1 abbilden. Laut Morningstar machen ETFs auf dem DAX immerhin rund 13 Mrd Euro aus.
Vontobel hat diesen Gedankengang aufgegriffen und das Partizipationszertifikat auf den „Germany‘ next 10 Basket“ (ISIN: DE 000VQ121Z7) am Markt lanciert. Hier sind zwölf Unternehmen enthalten, die als potenzielle DAX-Aufsteiger gelten. Heiko Geiger, Zertifikate-Spezialist bei Vontobel, erklärt im Gespräch mit dem Börsen-Kurier: „Es handelt sich hier um ein taktisches Investment, nicht um ein Kernportfolio. Wenn die Aufsteiger im September feststehen, ist die Anlageidee beendet, zuvor könnte aber das Kurspotenzial gehoben werden.“ Folgerichtig wird am 17.12.2021 der Wert des Aktienkorbes zum dann aktuellen Kurs ausbezahlt und das Investment geschlossen. Natürlich kann man nach Belieben auch schon zuvor verkaufen, wenn man die Situation als günstig erachtet.
Geiger weiter: „Ein Vorteil ist, dass Investoren mit dem Zertifikat zwölf Titel so einfach wie eine einzige Aktie an der Börse handeln können. Das sorgt für Streuung und erspart es dem Anleger, sich mit Analysteneinschätzungen abzumühen, welcher Titel in den DAX kommen könnte und welcher nicht. Zudem vermeiden sie das Einzelaktienrisiko.“
Streitfall Airbus
Wie mühsam die Vorauswahl sein kann, zeigt das Beispiel Airbus, das als deutsch-französisches Unternehmen ohnedies einen etwas schwereren Stand hat und derzeit sowohl an der Deutschen Börse als auch der Euronext gehandelt wird. Für den DAX-40 wird Airbus einmal als ganz heißer Kandidat gepriesen, dann wird ihm diese Würde auch gleich wieder abgesprochen. Ein Grund dafür ist die Diskussion um geächtete Waffen, die mit den strengeren Richtlinien kollidieren könnten. Nun stellt Airbus zwar keine Streumunition, Minen etc. her, ist aber Miteigentümer des Unternehmens Ariane. Dieses wirbt für die Trägerrakete M51 als „zentrales Element der nuklearen Abschreckung“. Sehr nachhaltig klingt das nicht …
Penible Vorauswahl
Wer den „Germany‘s next 10 Basket“ zeichnet, muss sich eben mit solchen Gedanken nicht herumschlagen, die Vorauswahl der Titel wurde bereits nach dem neuen Regelwerk getroffen. Analysiert wurden z.B. der Market-Cap-Freeflow und die operativen Gewinne. Im Korb finden sich zwölf Titel, eben um einen gewissen Spielraum zu behalten. Dass aus dem Basket vielleicht gleich die Hälfte der Titel den Aufstieg nicht schafft, will Geiger aufgrund der sorgsam angewendeten Kriterien ausschließen. Im Portfolio finden sich nun Unternehmen von A (wie eben Airbus) bis Z (der Online-Händler Zalando). Bedacht wurden z.B. auch die Versicherung Hannover Rück, Siemens Energy, der Biotech-Spezialist Qiagen und Porsche. Alles in allem eine auch sektoral gut diversifizierte Short-List.
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