Ganzheitliche Gesundheitschancen
Auch abseits der Pandemie bietet der Sektor Wachstumschancen.
Raja Korinek. So leicht scheint sich die Corona-Pandemie nicht abschütteln zu lassen. Allein in Europa folgt ein Lockdown dem nächsten. Selbst in China, in dem das Virus praktisch als besiegt galt, gab es wieder vereinzelte Ausbrüche. Umso mehr rückt der Gesundheitssektor in den Fokus. Sorgen, dass die Pharmakonzerne keine Lösungen für die Mutationen hätten, müsse man sich nicht machen, betont Cyrill Zimmermann, Leiter Healthcare Funds bei Bellevue Asset Management.
Tatsächlich vermeldeten vor wenigen Tagen Biontech (ISIN: US09075V1026) und Pfizer (US7170811035), dass ihr Corona-Impfstoff weitgehend gegen die Mutation aus Südafrika wirksam sei. Moderna (US60770K1079) arbeitet wiederum an einem Auffrischungsimpfstoff gegen die britische Covid-19-Mutation. Dennoch mahnt Zimmermann gegenüber dem Börsen-Kurier in den Gesundheitssektor rein aufgrund der Corona-Meldungen zu investieren. „Wir selektieren unsere Titel nach langfristigen Wachstumsaspekten.“
Ferndiagnosen sind gefragt
Zimmermann verweist in diesem Zusammenhang etwa auf die Telemedizin, mittels der die Patienten ihren Arzt virtuell etwa über das Internet oder das Handy kontaktieren können. Davon profitierten etwa Titel wie Teladoc Health (US87918A1051) aus den USA oder die chinesischen Ping An Healthcare and Technology (KYG711391022) sowie Alibaba Health Information Technology (BMG0171K1018).
Überhaupt räumt der Bellevue-Experte dem Gesundheitssektor reichlich Potential ein. Das globale Sektorwachstum dürfte bei rund 5 % jährlich liegen. Die Trends seien dabei vielfältig. So altere die Bevölkerung weltweit jährlich im Schnitt um drei Monate. Damit wachsen Herausforderungen, etwa im Kampf gegen Krankheiten wie Alzheimer. Zudem nehme die Fettleibigkeit zu. Die Konsequenzen sollten nicht unterschätzt werden, mahnt Zimmermann. Deshalb sei auch Diabetes auf dem Vormarsch. Allein in Mexiko litten bereits mehr als 13 % der Bevölkerung an der Krankheit, gefolgt von Südafrika und Deutschland.
Günstige Bewertungen
Auch die Bewertungen im Gesundheitssektor seien im Vergleich zum breiten Aktienmarkt interessant, findet Zimmermann. Er verweist auf handfeste Prognosen: Allein für den „MSCI World Healthcare Index“ wird das KGV heuer auf 18 geschätzt. Im Vergleich dazu liegt heuer das geschätzte KGV für den MSCI Weltindex bei 22.
Dennoch sollte man die einzelnen Subsektoren genau ansehen, meint Zimmermann. Das größte Umsatzwachstum wird mit jährlich 10 % dem Bereich Biotechnologie eingeräumt, gefolgt von Generika. Auch dem Medtech-Bereich wird einiges an Potential eingeräumt. Am geringsten sind die Wachstumsaussichten für Pharmakonzerne mit jährlich rund 3 %.
Mid-Caps sind gefragt
Genau deshalb verweist Zimmermann auch auf die Notwendigkeit eines aktiven Stockpickings, anstatt nur den „MSCI World Healthcare Index“ abzubilden, um Chancen voll auszunutzen. Und so kommt es auch, dass in Portfolios wie dem“ BB Adamant Health Care Strategy“ (LU1477743386) weit mehr Mid Caps enthalten sind als im Vergleichsindex.
Auch spielen Aktien aus den Schwellenländern bei Bellevue eine weitaus größere Rolle. Schließlich gebe es dort großes Aufholpotential, meint Zimmermann.
Zu den Portfolio-Holdings zählt etwa Insulet (US45784P1012). Das US-Unternehmen stellt tragbare Insulinpumpen mit Fernüberwachung her. Wuxi Biologics (KYG970081173) aus China bietet wiederum Technologieplattformen an, auf denen neue Wirkstoffe getestet werden können.
Anleger sollten freilich auch das Währungsrisiko, das sich auch in der Zweitnotiz in Frankfurt niederschlägt, gut im Auge behalten.
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