Manager und Aufsichtsräte gehören versichert

D&O-Versicherungen: Skandale der jüngsten Vergangenheit mahnen zur Vorsicht.

Manfred Kainz. Spätestens seit den Wirecard- und Commerzialbank-Skandalen ist klar: Der Aufsichtsrat ist kein „Honoratioren-Club“, sondern das Überwachungs- und Kontrollorgan von Unternehmen. Und dass Vorstände ihren Job höchst sorgfältig machen, davon gehen wir alle eigentlich aus. Wenn jedoch der Vorstand bzw. die Geschäftsführung und/oder der Aufsichtsrat ihre Sorgfaltspflichten verletzen, drohen teure Haftungen für dadurch verursachte Schäden. Gegen solche Schäden gibt es D&O(Directors-and-Officers)-Versicherungen: das ist eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, die Unternehmen für seine Organe abschließen können. In Österreich gibt es da noch Luft nach oben. Das zeigt die repräsentative Umfrage, die „Board Search“ erstmals durchgeführt hat. Das österreichische Dienstleistungsunternehmen ist auf die Suche nach qualifizierten Aufsichtsorganen im deutschsprachigen Raum spezialisiert und verfügt mit seinen internationalen Kooperationspartnern über ein weltweit aktives Netzwerk. Die Befragung zum Thema D&O-Versicherung war eine Premiere und adressierte das Netzwerk im gesamten deutschsprachigen Gebiet. Die Auswertung brachte einige interessante Ergebnisse.

Licht und Schatten
D&O-Versicherung ist noch immer ein sperriges Thema: Bei der Frage „Wie gut fühlen Sie sich mit dem Thema D&O-Versicherung vertraut? (das heißt: Begriff und Nutzen bekannt, Umfang und Grenzen der Versicherung bekannt) liegt die Selbsteinschätzung unserer Führungs- und Aufsichtsorgane zwischen gut und befriedigend. (Der Durchschnittswert belief sich auf 2,3 auf der Schulnotenskala: 1 = sehr vertraut, 5 = nicht vertraut.)

Zwar ist für 70 % der antwortenden Führungs- und Aufsichtsorgane in „ihrem“ Unternehmen eine D&O-Versicherung abgeschlossen, aber für immerhin 30 % nicht: „weil es vom Dienstgeber nicht vorgesehen ist“.

Positiv ist zweierlei: Erstens, dass 93 % jener, die mit einer D&O-Versicherung abgesichert sind, diese noch nicht in Anspruch nehmen mussten. Und zweitens: dass all jene, die sie schon in Anspruch nehmen mussten, mit ihrer Versicherung zufrieden waren. Was hingegen weniger positiv ist: Nur 48 % der D&O-Versicherten kennen ihre Polizze mit den Versicherungsbedingungen im Detail – die Mehrheit von 52 % jedoch nicht.

Informationsquellen
Die wichtigste Quelle, bei der sich Führungs- und Aufsichtsorgane zum Thema D&O-Versicherung informieren bzw. informieren würden, wenn sie Fragen haben, ist das eigene Unternehmen, gefolgt vom „Berater meines Vertrauens“. Auf Platz drei rangieren gleichauf „in meinem Netzwerk“ und „bei der Versicherungsgesellschaft meines Vertrauens“. Fachmedien und Internet werden nur eher selten als Informationsquelle herangezogen. Wobei beim Wissensstand noch Luft nach oben ist: Denn immerhin 30 % fühlen sich aus all den Quellen nicht ausreichend neutral und praktikabel informiert.

Praxisvorschläge
Die Umfragepremiere brachte aber auch einige Vorschläge von Mitwirkenden, wie D&O-Versicherungen „anwendungsfreundlicher“ werden könnten bzw. sollten: Etwa, zielgruppengenauere Polizzen anzubieten, also beispielsweise eigenständige Angebote für das Top-Management bis zum C-Level und separat für den Aufsichtsrat, bessere Versicherungsprodukte für die Zeit nach Beendigung der Position und vor allem für die Haftung „danach“.

Follow up
Der Managing Partner von „Board Search“ Josef Fritz kommentiert die Umfrage gegenüber dem Börsen-Kurier so: „Es war dies die erstmalige Befragung einer elitären Teilnehmerschaft mit repräsentativem Branchenquerschnitt aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zum Thema D&O-Versicherung und hatte eine im internationalen Vergleich sensationelle Rücklaufquote. Die Teilnehmer waren -zum Teil sehr bekannte – Vorstände, Aufsichtsräte bzw. Geschäftsführer.“ Was die Ergebnisse betrifft, meint Fritz: „Beim Thema D&O-Versicherung sind wir im deutschsprachigen Raum zwar auf gutem Weg, aber es geht noch mehr und besser.“ Das Interesse von Seiten der Zielgruppen sei da, und gute Information von Produktgebern und Intermediären sei immer erwünscht. Deshalb wolle man die Befragungsergebnisse auch bei geeigneten Ansprechpartnern einbringen, um den Dialog zu fördern.

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