Neue Energie fürs Portfolio

Wind- und Solarkraft werden effektiver und für Anleger attraktiver.

Harald Kolerus. Nachhaltigkeit kennt viele Gesichter und ist en vogue: Das gilt nicht zuletzt für Elektro-Autos. So stiegen die Neuzulassungen solcher Boliden 2020 in Österreich im Vergleich zum Vorjahr um fast 93 %. Nach einem Rekord von 7.778 Neuzulassungen im Dezember erreichte der Marktanteil der 2020 neu zugelassenen E-Fahrzeuge einen historischen Höchstwert von 20 %. Diesen Boom belegen die Ergebnisse einer aktuellen Studie von PwC.

Strom aus der Steckdose
Wobei natürlich rasch hinzugefügt werden muss: E-Autos sind nur so gut wie die Energie, mit der sie betrieben werden. Kohlekraftwerke und Atomstrom werden ja bereits zunehmend verbannt und auch die Öl- und Gasindustrie hat nicht mehr den leichtesten Stand.

Als Alternativen bieten sich – natürlich nicht nur im Bereich der E-Mobilität – Solar- und Windkraft an. Wobei es von Vorteil ist, dass diese erneuerbaren Quellen immer günstiger genutzt werden können. Anna Borg, CEO von Vattenfall (ISIN: XS0422688019), bestätigt in ihrem Vortrag am Handelsblatt-Energie-Gipfel im Jänner: „Es gibt mehrere Treiber für den Vormarsch erneuerbarer Energien. Einer ist sicherlich, dass mit den Klimazielen von Paris der Kampf gegen die Erderwärmung beschleunigt worden ist. Aber unterstützend wirkt auch der dramatische Verfall bei den Kosten für die zugrundeliegenden Technologien.“

So ist etwa Solarenergie bereits die günstigste Stromquelle in Deutschland, die Entstehungskosten sind mit 4 bis 5 Cent pro Kilowattstunde taxiert und somit mehr als konkurrenzfähig. 9 % am gesamten Stromverbrauch der Bundesrepublik fallen bereits auf Photovoltaik. Ebenfalls in Deutschland hat EnBW (Energie Baden-Württemberg, nach RWE und E.ON das drittgrößte Energieunternehmen Deutsch-lands; DE0005220008) bereits einen großen Solarpark in Betrieb genommen, der völlig ohne staatliche Unterstützung auskommt. Weitere solcher Projekte werden folgen.

Starker Rückenwind
Windkraft steht dem in nichts nach: Sie ist heute schon für 15 % der Energie in Europa verantwortlich. In Österreich erzeugten laut IG Windkraft Ende des Vorjahres 1.307 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3.120 Megawatt umweltfreundlichen Strom für rund 2 Mio Haushalte. Somit können jährlich 3 Mio Tonnen CO2 vermieden werden.

Großes Potenzial, aber noch bürokratische Hürden
Die Energiebranche nähert sich also einem Wendepunkt, aktuell zählen Wind- und Solarkraft oftmals zu den preiswertesten Formen der Neugewinnung. Das haben natürlich auch die großen Multis längst erkannt: Vattenfall bezeichnet sich als Marktführer sowohl in der Onshore- als auch Offshore-Windkraft und betreibt ca. 50 Windparks in fünf Ländern. Vattenfall-CEO Borg wirft einen Blick in die nahe Unternehmens-Zukunft: „Mit dem Offshore-Windpark vor der holländischen Südküste entsteht die größte europäische Anlage dieser Art, weitere Projekte dieser Dimension sind in Planung.“

Katja Wünschel, Chief Operating Officer bei RWE (DE0007037129), rechnete beim Handelsblatt-Gipfel ebenfalls mit anhaltendem Wachstum für die Branche, sieht aber Problemzonen: „Für die Klimaziele der EU brauchen wir auch einen weiteren On-shore-Ausbau. Leider stehen hier aber noch immer bürokratische Hürden im Weg, etwa bei den langwierigen Genehmigungsverfahren.“ Eine Mahnung an die Politik.

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