Schweizer Marathonläufer an der Börse
Eidgenössische Gesellschaften, bei denen die Krise nur kurzfristig Irritationen hervorrief.
Roman Steinbauer. Der Börsen-Kurier suchte an der Schweizer Börse (SIX Swiss Exchange) Aktien von Gesellschaften, deren Entwicklung mit langfristig aufwärts gerichteten und soliden Geschäftszahlen einhergeht, Unternehmen, deren Einschnitte in der Bilanz 2020 (soweit vorhanden) als einmalige Beeinträchtigung zu sehen sind.
Unbeeindruckt oder leichte Bremsspuren
In diese Kategorie fällt das größte milchverarbeitende Schweizer Unternehmen, die Emmi AG (ISIN: CH0012829898). Die Luzerner können auf einen schwankenden aber stets steigenden Umsatzverlauf verweisen. Emmi, führend in der Vermarktung eidgenössischen Käses, vertreibt Milchprodukte in mehr als 60 Staaten. Im Heimatland unterhält die Gruppe 25 Herstellungsbetriebe, über Tochtergesellschaften wird zudem in acht Ländern im Ausland produziert. Für das Geschäftsjahr 2020 erwarten Insider eine Gewinnausschüttung von 12,6 Euro. Seit 15 Jahren hat sich der Gewinnrückfluss an die Anteilhaber verfünffacht. Die Notiz klopft erneut am Rekordstand.
Die im Anlegertrend stehende Medizintechnik führt bei der Straumann-Aktie (CH0012280076) unterdessen zu einer respektablen Bewertung. Im Oktober knackten die Valoren die 1.000-CHF-Marke, ehe eine 10-%-Korrektur einsetzte. Der Spezialist für dentale Implantologie und regenerative Zahnmedizin aus Basel forscht gemeinsam mit Kliniken und Hochschulen ebenso an Produkten zur Geweberegeneration. Komponenten werden neben der Schweiz in den USA und Schweden gefertigt und weltweit angeboten. Das jährlich hohe Wachstum von 14 bis 22 % wurde zuletzt durch Lockdowns gestoppt. Im 3. Quartal stagnierte der Umsatz (341 Mio Euro), Wertberichtigungen führten im 1. Halbjahr gar zu einem Verlust. Doch liegt der Schluss nahe, die hervorragende Langfrist-Entwicklung erfuhr nur zeitlich begrenzt eine Ebbe.
Etabliert, keineswegs Langeweile
Nimmt der Konsument in Gaststätten und in Baumärkten Produkte der Geberit Gruppe (CH0030170408) wahr, vermutet dieser kaum, welch dynamisches Wachstum immer noch hinter dem Sanitärtechnik-Spezialisten steht. Das Warenspektrum des globalen Anbieters aus Rapperswil ist für Neubauten und Renovierungen konzipiert.
In den Jahren 2013 bis 2019 schwoll der Umsatz um 46 % auf 2,835 Mrd Euro, das operative Ergebnis um 54 % auf 817 Mio Euro, die Dividendenzahlung um 51 % auf 10,4 Euro/Aktie, an. Nach Jahreswechsel erklomm die Notiz einen Rekordstand, bevor ein Rücksetzer um 10 % erfolgte. Beeindruckend ist die Kontinuität der Geschäftsentwicklung des 11.600 Mitarbeiter zählenden Unternehmens. Bezeichnend: Der „MFS International Intrinsic Value Fund“ hält ebenso Anteile. Der Streubesitz der Aktien ist mit 96 % hoch.
Es brauchte das Geschehen um Covid19 um im Vorjahr die Erlöse der Landis+Gyr (CH0371153492) erstmals seit Jahren zu drücken (-5 % auf 1,542 Mrd Euro). Die renommierte Marke aus Zug (Gründung im Jahr 1896) steht für digitale Energielösungen des Versorgungssektors wie Strom, Gas und Wasser mit Mess- und Automatisierungstools. Die Dividende entfällt für 2020 – vermutlich ein Sonderereignis. Entsprechend nutzten Langfrist-Investoren bereits im Sommer die gestutzte Notiz zum Zugreifen.
Ein abweichender Hinweis für spekulativ orientierte Anleger: Am letzten Handelstag der Vorwoche sprang die zuvor über Jahre darbende, einst florierende Kudelski-Aktie (CH0012268360) um 19 %
an. Dies, nachdem ein Personalschnitt um 500 Personen angekündigt wurde. Investoren des Anbieters digitaler Sicherheitssysteme und Lösungen für interaktive Medien hatten zuvor fünf Jahre erodierende Kurse hinzunehmen, nachdem sich Ergebnisse und Dividenden minimierten.
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