Bankaktien sind wieder attraktiv
Nach Jahren der Kursabschläge erstrahlen sie wieder in neuem Glanz: die Aktien der internationalen Geldhäuser.
Roman Steinbauer. Ausgerechnet das aufkommende Gespenst steigender Marktzinsen flößt zur Zeit Bankaktien Fantasie ein. Fürchten die Industrie und das Gewerbe anziehende Finanzierungskonditionen, so erhält die Hoffnung der Finanzinstitute Nahrung, wieder eine höhere Zinsmarge zu lukrieren. Offen bleibt für Aktionäre der Bankenbranche, ob bloß ein Auflodern zu beobachten ist oder eine nachhaltige Zeitenwende eingeleitet wurde. Obwohl mittelfristige Verbindlichkeiten westlicher Staaten und Unternehmen zuletzt teurer wurden, fußt eine Wette auf eine grundlegende Zins-Trendwende im Langfrist-Segment (abseits des Notenbank-Leitzinses) noch auf Spekulation. Der markante Aufschwung der Aktien der Investment- und Geschäftsbanken liefert aber ein beachtenswertes Signal. Zudem zeigte die Präsidentin der EZB in der Vorwoche in einer
Anhörung des Europaparlaments „wir reagieren auf einen Rendite-Anstieg, der der erwarteten wirtschaftlichen Erholung vorausläuft“ eine gute Portion Nervosität.
Der F.A.Z.-Banken-Index (ISIN: DE000SLA3AA7) markierte im März 2020 den Tiefpunkt der vergangenen zehn Jahre. Anteilhaber dieser Gattung hatten einen unbändigen Abwärtstrend zu verdauen, genossen doch Aktionäre anderer Sektoren bis dahin einen jahrelangen Kursaufschwung. Trotz der jüngsten Erholung befindet sich dieser Index immer noch 67 % unter dem Stand von 2011.
Die Pferde früh zum Laufen gebracht
Bereits im August des Vorjahres erwarb Warren Buffetts Investmentunternehmen Berkshire Hathaway Inc. weitere 13,76 Mio Anteile an der Bank of America (US0605051046) und hält nun mehr als 11,7 %. In der Folge avancierten die Papiere durch den „Nachkauf“-Effekt der Investoren um 40 %. Nachdem sich die Gesellschaft aus Nebraska den Autoversicherer Geico zu 100 % einverleibte, bestehen ansehnliche Beteiligungen an dem fünftgrößten Institut der USA, U.S. Bancorp (mit 8,7 %, US9029733048) und dem Finanzriesen Wells Fargo (1,3 %, US9497461015). Letztgenannte Titel legten seit Sommer gar um mehr als 50 % zu. Abseits des Schielens auf Transaktionen der Berkshire Inc., sticht vor allem die fulminante Reaktion der Banc-of-California-Aktie (eine Geschäftsbank mit 30 Niederlassungen, US05990K1060) mit +125 % binnen sechs Monaten hervor.
Parallellauf in Europa
Spektakulär entwickelte sich der Kursverlauf der Baader Bank (DE0005088108), der um satte 700 % höher steht als ein Jahr zuvor. Die Oberbayern meldeten für 2020 eine Verdoppelung des Ertrags auf 231 Mio Euro. Direkt profitiert haben die Aktien vom starken Handelsumfeld an den Börsen und einem Anstieg auf mehr als 100.000 Depotkunden. Dazu schlossen Titel der jahrelang darbenden Deutschen Bank (DE0005140008) zum höchsten Stand seit August 2018 auf. Hier schlägt sich die dynamisch verlaufende Investmentbanking-Sparte positiv nieder. So lägen laut CFO Fabrizio Campelli die Erträge in den ersten Monaten des Jahres um 20 % über Vorjahresniveau. Selbst Eigner der deutschen Commerzbank (DE000CBK1001) können weiter aufatmen. Aktionäre des größten deutschen Instituts für Privat- und Geschäftskunden sahen über 13 Jahre fast nur erodierende Kurse und hatten mehrere Reverse-Splits zu verdauen. Und auch Anteilsscheine der Universalbanken, wie jene der heimischen Erste Group (trotz Gewinnhalbierung in 2020) oder der RBI (Belastungen in Osteuropa) erholten sich deutlich.
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