Konjunkturerholung in Aussicht

Einkaufsmanagerindizes stimmen vorsichtig optimistisch.

Michael Kordovsky. Die Impfkampagnen nehmen ihren Verlauf und eine Normalisierung der Situation rückt näher. Eine konjunkturelle Erholung bahnt sich an, zumal sowohl Konsumenten als auch Firmen Nachholbedarf bei Investitionen haben. Wie die Stimmung in der Industrie und im Dienstleistungsbereich ist, zeigen vor allem die auf standardisierten Umfragen basierenden Einkaufsmanagerindizes, die auch den wichtigen Frühindikator der Auftragseingänge enthalten. Sehr wichtig sind die ISM(Institute for Supply Management)-Umfragen in den USA.

US-Wirtschaft auf Wachstumskurs
Nach einem „Overshooting“ der Industrie im Dezember ging es im Jänner weiter aufwärts, aber nicht ganz so schnell. Der von ISM veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe war zwar von Dezember auf Jänner um 1,8 %-Punkte auf 58,7 % rückläufig, doch dieser Wert entspricht noch immer einem annualisierten BIP-Wachstum von 4,4 %. Alle zehn Subindizes waren positiv und von den sechs größten verarbeitenden Branchen waren fünf auf Expansionskurs. Mit 61,1 % sehr stark zeigen sich die Auftragseingänge und auch die Exportaufträge stimmen.

Der ISM-Index für den Dienstleistungsbereich stieg von Dezember auf Jänner um 1,0 %-Punkte auf 58,7 % und somit den höchsten Stand seit Feber 2019. Der Subindex für Auftragseingänge stieg um 3,2 Punkte auf 61,8 % – also bereits acht Wachstumsmonate in Folge. Die Exportaufträge hingegen brachen massiv ein (um 10,3 %-Punkte auf 47 %).

Fed-Chef Jerome Powell kann sich allerdings im laufenden Jahr für die USA eine Wachstumsbandbreite von bis zu 6 % vorstellen. Entsprechend stiegen die Renditen zehnjähriger US-Treasuries bereits auf 1,5 %, verglichen mit 0,92 % zum Jahresende 2020. Dies deutet auf einen vorweggenommenen konjunkturellen Aufschwung hin.

China mit guten Konjunkturchancen
Für China erwartet der IWF bereits heuer ein BIP-Wachstum von 8,1 nach 2,3 % im Jahr 2020. Allerdings stellt sich die wohlberechtigte Frage, wo China so viel Wachstum generieren kann, wenn die halbe Welt noch massiv unter den Seuchenbekämpfungsmaßnahmen leidet. Entsprechend ernüchternd waren die jüngsten Industriedaten: Der „Caixin General Manufacturing PMI“ fiel von Dezember auf Jänner von 53,0 auf ein 7-Monats-Tief von 51,5 Punkten, während die Volkswirte noch 52,7 Punkte erwarteten. Produktion und Auftrags-eingänge wuchsen langsamer, während die Exportumsätze erst-mals seit sechs Monaten zurückgingen. Die Geschäftsstimmung fiel auf das niedrigste Niveau seit acht Monaten und dies trotz gestiegener Verkaufspreise, die den steilsten Anstieg seit Juni 2018 verzeichneten. Konkret bedeutet dies, dass China zunehmend von der eigenen Binnenwirtschaft abhängig wird. Allerdings kann auf diese aktuelle Zwischenphase mit einem erneuten Hochfahren der Wirtschaft in Europa und den USA für China wieder ein Wachstumsschub folgen.

Starke Industrie im Euroraum
Der vorläufig ausgewertete „Eurozone EMI Industrie“, ein Index bestehend aus der gewichteten Kombination der folgenden fünf Unterindizes: Auftragseingang (0,3), Produktion (0,25), Beschäftigung (0,2), Lieferzeiten (0,15) und Vormateriallager (0,1), stieg im Feber auf ein 36-Monatshoch von 57,7 Punkten (verglichen mit Jänner: 54,8 Punkte).

Hingegen fiel der „Flash Eurozone Service Index Geschäftstätigkeit“ auf ein Drei-Monatstief von 44,7 Punkten, während die Kontraktionsgrenze bei 50 Punkten liegt. Der vorläufige Aktivitätsindikator für die Privatwirtschaft der Eurozone, der Industrie und Dienstleistung vereint, nämlich der „IHS Markit Flash Eurozone Composite Index Produktion“, verbesserte sich wegen der starken Industrie per Saldo bereits von 47,8 auf 48,1 Punkte.

Doch die kritischen Faktoren überwiegen noch. Die Privatwirtschaftsaktivitäten deuten auf Schrumpfung hin, was Chris Williamson, Chief Business Economist bei IHS Markit, wie folgt skizziert: „Der anhaltende Corona-bedingte Lockdown schadete dem Eurozone-Servicesektor im Feber weiter erheblich. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Eurozone-BIP auch im ersten Quartal 2021 sinkt. Der beschleunigte Aufschwung in der Industrie milderte die Auswirkungen immerhin etwas ab, womit der jetzige Rückgang deutlich schwächer ausfallen dürfte als in der ersten Jahreshälfte 2020.“

Fazit: Die Stimmung aus Industrie und Dienstleistung stimmt vorsichtig optimistisch, jedoch mit einer Betonung auf „vorsichtig“.

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