Mit Digitalisierung die Welt retten?

Wie neue Geschäftsmodelle die Wirtschaft unterstützen.

Harald Kolerus. Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) hat sich in einer Online-Konferenz mit der Frage beschäftigt, wie digitale Innovationen für nachhaltige globale Entwicklung sorgen und noch dazu die Konjunktur pushen können. Der Tenor dieses auch international besetzten „SDG Business Forums“ war eindeutig positiv gegenüber der neuen Technologie eingestellt.

Chance für Investoren
So meinte Darja Isaksson von der Swedish Innovation Agency: „Wir alle befinden uns beim Umbau der Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit unter Zeitdruck, betroffen sind u.a. die entscheidenden Bereiche Mobilität, Gesundheit und das Energiesystem. Die gute Nachricht lautet dabei: Wie haben zu einem Großteil heute schon die Technologie und das Knowhow zur Verfügung, um diese Transformation zu verwirklichen. Das eröffnet nicht zuletzt auch Chancen für Investoren, denn ESG wird immer mehr zum Mainstream, an dem keiner mehr vorbeikann.“

„Elektrifizierte“ Feuerwehr
Michael Friedmann, der Head of Group Strategy bei Rosenbauer, bestätigte als Vertreter der heimischen Industrie die zunehmende Bedeutung von ESG und Digitalisierung. „Diese Megatrends beeinflussen auch das Feuerwehrgeschäft. Dazu bündeln wir alle Ideen auf unserer Technologie-Plattform und haben hier mit Experten aus der Branche einen Zukunfts-Dialog gestartet.“ Auf Produktebene wurde z.B. bereits 2016 ein Hybrid-Feuerwehrauto vorgestellt, das für mindestens zwei Stunden auch vollständig mit Elektrizität angetrieben werden kann. Der Börsen-Kurier wollte wissen, was das gute Stück kostet. „Ein solcher Typ wurde für rund 1 MioEuro verkauft, vergleichbare normale Fahrzeuge kosten rund 400.000 bis 450.000 Euro. Man darf aber nicht vergessen, dass zwar höhere Entwicklungs- und Innovationskosten anfallen, der Betrieb dann aber günstiger wird. Der totale Kosteneffekt befindet sich somit also in Balance.“

Konjunktur: Hohes Potenzial
Der Börsen-Kurier interessierte sich weiter für harte Zahlen und wollte vom BMDW wissen, welcher Einfluss Digitalisierung auf die Wirtschaft haben könnte. Dazu hieß es: „Das Wachstumspotenzial durch Digitalisierung beträgt bis zu 1,9 % pro Jahr – allein der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann bis 2035 jährlich 1,6 % an zusätzlichem BIP-Wachstum ermöglichen.“ Noch ausführlicher meint man im Ministerium: „Die Ergebnisse von europäischen Studien zeigen, dass durch eine Erhöhung des Digitalisierungsgrades einer Volkswirtschaft Wachstumseffekte von 0,4 % pro Jahr (Minimum-Szenario) bis zu 1,9 % pro Jahr (Maximum-Szenario) erzielt werden können. Ein gewichteter Durchschnitt kommt auf einen Effekt von 0,9 % zusätzlichem BIP-Wachstum pro Jahr. Für Österreich würden diese Simulationen ein Potenzial von bis zu 3,6 MrdEuro an zusätzlicher BIP-Steigerung pro Jahr bedeuten.“

Öl für den Jobmotor
Außerdem interessant, vor allem in Zeiten von Corona: Schätzungen des Wifo ergaben, dass durch ein Mehr an Digitalisierung in Österreich ein zusätzliches Beschäftigungswachstum von bis zu 0,4 % pro Jahr realisierbar ist. Dies entspricht einem Potenzial von jährlich knapp 20.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen durch Digitalisierung.

Das BMDW abschließend: „Das Wifo hat weiters berechnet, dass der Multiplikator bzw. Hebel für Digitalisierungsinvestitionen in Österreich in etwa bei 2,2 liegt. Das bedeutet, dass jedem investierten Euro weitere 1,2 Euro im Wirtschaftssystem zuzurechnen sind. Bei einer Investition in Digitalisierung in Höhe von 1 MrdEuro würde dies bedeuten, dass weitere 1,2 MrdEuro an aktivierter Wirtschaftsleistung dieser Investition zuzurechnen sind. Der Vergleich mit verschiedenen Bereichen zeigt, dass Investitionen in Digitalisierung mitunter die höchsten langfristigen volkswirtschaftlichen Effekte auslösen.“

Foto: Rosenbauer