Rohstoff-Fonds als Profiteure der Corona-Krise?

Krisenbedingte Konjunkturprogramme sollten den Rohstoffbedarf ansteigen lassen.

Patrick Baldia. Rohstoffe sind in den letzten Jahren anderen Assetklassen, wie etwa Immobilien und vor allem Aktien, bekanntlich deutlich hinterhergehinkt. Doch nun stehen die Vorzeichen für eine Trendwende alles andere als schlecht. Denn für nicht wenige Experten gehört der Rohstoffsektor zu den Profiteuren der Corona-Krise. Der Hintergrund: Die pandemiebedingten Konjunktur- und Infrastrukturprogramme sollten den Rohstoffbedarf ansteigen lassen. Ganz zu schweigen vom zunehmenden Trend zur Elektromobilität oder jenen hin zu grünen Wasserstofftechnologien.

„Die westlichen Regierungen und teilweise auch China haben erkannt, dass es jetzt an der Zeit ist, die Gelegenheit beim Schopf zu packen“, so Armin Sabeur, Vorstand und Portfoliomanager bei Optinova, gegenüber dem Börsen-Kurier. In den USA ziele Präsident Joe Biden insbesondere auf die Verkehrs- und Infrastruktur. Davon würden vor allem die Kupfer-, Stahl- und Holzpreise profitieren. In der EU und auch in China verfolge man hingegen einen ideologischeren Weg. „Es geht um den Umbau zu einer grünen Industrie- und Mobilitätsgesellschaft, wovon sicherlich alle Industriemetalle, aber auch die kleineren Edelmetallklassen wie Platin und Palladium profitieren werden“, erklärt Sabeur.

„Industriemetalle spielen im Zusammenhang mit dem forcierten globalen Umstieg auf erneuerbare Energie sowie dem Thema Elektromobilität eine große Rolle“, meint auch Thomas Kaiser, Manager des „Strategic Commodity Fund von IQAM Invest“ (ISIN: AT0000A0VPF3). Die besten Trend- und Potenzialbewertungen der Kategorie Metalle im Nachhaltigkeitsranking der Fonds-Manufaktur würde Zink, gefolgt von Silber, Kupfer und Aluminium erhalten. Nur ein Beispiel: Während in einem Auto mit Verbrennungsmotor 23 Kilogramm Kupfer verbaut sind, sind es in einem E-Auto 83 Kilogramm.

Wie Benjamin Louvet, Manager des „OFI Precious Metals“ (FR0011170786) erklärt, hat die weltweit steigende Nachfrage nach grünen Wasserstofftechnologien zuletzt den Preis von Platin beflügelt. „Denn Platin – und in geringerem Maße auch Palladium – wird bei den sogenannten ‚Elektrolyseuren‘ sowohl für die Produktion von grünem Wasserstoff als auch bei der Herstellung von grünen Wasserstoff-Brennstoffzellen verwendet“, sagt er. Allein von Jänner bis März hat der Preis von Platin um 10 % zugelegt, jener von Palladium um 6,30 %.

Gold- und Silberpreis haben zuletzt wiederum unter den vor allem in den USA gestiegenen Realzinsen gelitten. Allein im ersten Quartal 2021 ist der Goldpreis um fast 10 und der Silberpreis um 7,25 % zurückgegangen. Nichtsdestoweniger hält man das gelbe Edelmetall bei Optinova für einen hervorragenden Sachwert. „Deshalb würde ich mich nicht wundern, wenn der Goldpreis in den nächsten zwölf Monaten einen neuen Höchstwert erreichen könnte“, so Sabeur. Mit dem von ihm gemanagten „Optinova Metals und Materials Fonds“ (DE000A1J3K94), setzt er beispielsweise mit Aktien, Goldminen ETFs und ETCs auf das Edelmetall.

In der Vergangenheit wurden Anleger jedenfalls oft von der hohen Volatilität mancher Rohstoffsegmente bzw. Rohstoff-Fonds abgeschreckt. Ein gutes Zeichen in diesem Zusammenhang ist, dass aus aktuellen Studien eine positive Stimmung gegenüber Rohstoffen hervorgeht. Laut einer aktuellen Umfrage von NTree International Ltd. unter 150 europäischen institutionellen Anlegern und Vermögensverwaltern erwarten etwa mehr als zwei Drittel der Befragten, dass die Allokation in Rohstoffen heuer steigen wird.

Foto: AdobeStock / destina