Alternative Energie: Bust oder Boom?
Wasserstoff-Aktien sind hoch geflogen und tief gefallen.
Harald Kolerus. Titel aus dem Bereich Wasserstoff haben eine bemerkenswerte Kurshistorie hinter sich. Das veranschaulicht sehr eindrucksvoll das Strategiezertifikat auf den „Solactive Hydrogen Top Selection Index“ (ISIN: DE000VP2HYD0) von Vontobel. Dieses ist von April 2020 bis vergangenen Feber von rund 100 auf knapp 300 Euro in die Höhe geschossen: ein Plus von 200 %. Dann fiel das Zertifikat aber in den Bereich von 200 Euro zurück. Der zugrundeliegende Index umfasst 15 Unternehmen, die im Bereich Wasserstoff aktiv sind (z. B. Plug Power, FuellCell, Ballard Power) und spiegelt somit gut die Marktentwicklung wider. Seit Auflegung im April letzten Jahres hat das Produkt trotz der heurigen Verluste noch immer eine sehr schöne Performance von ca. 110 % erzielt. Plug Power konnte im Vorjahr sogar ein Plus von 885 % einheimsen – um dann in die Tiefe zu rutschen. Dennoch ist der Kurs auf Sicht eines Jahres um rund 380 % gestiegen!
Starker „grüner Trend“
Was spricht angesichts dieser atemberaubenden Berg- und Talfahrten für Wasserstoff? Hier ist es wichtig, die Langfristperspektive ins Auge zu fassen. Clemens Klein, ESG-Experte bei der Erste Asset Management, meint im Gespräch mit dem Börsen-Kurier: „Was macht Wasserstoff interessant? Sicherlich der Umweltaspekt, denn es herrscht weltweit ein breites politisches Verständnis, dass der CO2-Ausstoß massiv reduziert werden muss, um die Klimaziele zu erreichen.“
Als Hemmschuh bezeichnet der Experte die noch fehlende Markteffizienz von grünem Wasserstoff, sprich: Er ist vergleichsweise teuer. So kostet die Herstellung des unökologischen grauen Wasserstoffs rund 1 USD/Kilo; bei der umweltfreundlichen Variante des grünen Wasserstoffs kann das aber schon auf rund 5 bis 6 USD kommen. Klein erinnert die Situation an die Lage bei Solarenergie vor etwa zehn Jahren: „Die Produktionskosten sind seither um die 80 % zurückgegangen, heute bietet Sonnenkraft in vielen Regionen bereits die billigste Form der Energiegewinnung. Ähnlich sollte die Entwicklung bei grünem Wasserstoff erfolgen, Studien gehen von einer Kostenreduktion um 60 bis 70 % bis 2030 aus.“
„Hoffnungsträger Wasserstoff“
Philipp Arnold, Head of Structured Products Sales der Raiffeisen Centrobank (RCB), meint zum Thema auf Anfrage des Börsen-Kurier: „Das Interesse am Energieträger Wasserstoff und die damit verbundenen Chancen sind ungebrochen. Wasserstoff ist nicht nur ein kurzfristiges Thema, sondern ein langfristiger Klima-Megatrend – mit dem Potenzial, einen wesentlichen Beitrag zur Herbeiführung der Energiewende zu leisten. Grüner Wasserstoff ist damit ein Hoffnungsträger im Klimawandel. Der Korrektur zu Jahresanfang gingen stark steigende Aktienkurse im Vorjahr voraus. Aktuell findet der Klimaschutz – vor allem auch politisch – breite Zustimmung aller wichtigen Länder für deutlich weniger Treibhausgase und lässt die Anleger bei ‚grünen Aktien‘ wie-der zugreifen.“
Trotz des positiven Trends sind laut dem Experten weitere Korrekturen natürlich nie auszuschließen und auch beim Wasserstoff-Investment dürfen die Risiken nicht vergessen werden. „Jedoch können gerade Bonus-Zertifikate das Timing-Risiko deutlich begrenzen“, so Arnold.
Breiter streuen
Von der RCB gibt es dazu das „Bonus-&-Wachstum-Zertifikat“ (AT0000A2QS86) auf den breit gestreuten Aktienindex, „Solactive Hydrogen EUR 3.5%“. Dieser Index bildet die Kursentwicklung von 30 Unternehmen ab, deren Geschäftstätigkeit ganz oder teil-weise auf Wasserstoff ausgerichtet ist. Das Zertifikat, das auch mit einem Absicherungsmechanismus ausgestattet ist, liegt bis 26. Mai zur Zeichnung auf. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre.
Das erwähnte Openend-Zertifikat von Vontobel sorgt ebenso für breite Streuung wie das Zertifikat von Morgan Stanley (DE000MC 2G7Q8) auf den E-Mobilität Wasserstoff-Index von Solactive.
Hansainvest bietet mit dem „GG Wasserstoff“ (DE000A2QDR59) eine Fondslösung an; der L&G „Hydrogen Economy UCITS ETF“ (IE00BMYDM794) ist der erste Wasserstoff-ETF in Europa.
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