Kaum Abschläge für Brau-Aktien

Bremsspuren in den Bilanzen stehen hohe Bewertungen gegenüber.

Roman Steinbauer. Der Konsum des „kühlen Blonden“ sollte nach breiten Öffnungsschritten in der westlichen Welt auf ein Vorkrisenniveau zustreben. Das Verweilen im Freien und der nahende Sommer deuten auf ein Absatzvolumen wie in unbeschwerten Zeiten. Die europäische Brauvereinigung „Brewers of Europe“ lieferte für 2019 noch folgende Zahlen: 11.048 Brauereien stellten mit 134.000 Mitarbeitern auf dem Alten Kontinent jährlich 402 Mio hl Gerstensaft her. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gaben deutsche Hersteller im Corona-Vorjahr 5,5 % weniger Volumen ab (Reduktion um 508 Mio Liter) – der niedrigste Ausstoß seit 1993. Der Deutsche Brauereiverband ermittelte nach einer Branchenumfrage einen Umsatzverlust von 23 %.

Erwartungen, im Vorfeld einer Erholung des Bierkonsums Aktien der (an sich soliden) Hopfen- und Malzbranche noch mit Abschlägen ergattern zu können, erfüllen sich aber kaum. Ein Blick auf die Kurscharts der Bierriesen zeigt die Realität auf: Am attraktivsten erscheint Anheuser Busch InBev (164.000 Mitarbeiter, ISIN: US03524A108, unter anderem Budweiser, Corona, Stella, Artois, Becks). Der globale Produktionsführer bietet eine noch halbierte Kursnotiz zum Spitzenwert 2015. Der Umsatz knickte 2020 um 10 % ein, das EBIT rutschte auf -85 Mio Euro. In Brüssel wurde die Dividende um 60 % auf 0,44 Euro herabgesetzt, die tiefste Ausschüttung bisher. Die Rendite liegt für 2020 damit bei 0,63 %, aber mit guter Aussicht auf Zuwachs.

Stützende Liquidität
Der Kurs der dänischen Carlsberg (DK0010181759; Marken wie Kronenbourg, Ringnes, Holsten, Baltika, Tuborg) überstand die Krise, als wäre das Feiern nie unterbrochen worden. Daran ist erkennbar, wie die durch Liquidität getriebene Aktienhausse derzeit wirtschaftliche Gegebenheiten ignoriert. Das Papier erklomm einen Höchststand, stieg seit zwölf Monaten um 35 % – obwohl sich der Umsatz um 11 % dezimierte und die Dividende um 71 % auf 4,76 Euro/Aktie gekappt wurde.

Noch massiver kamen die Zahlen der Nummer zwei, Heineken (NL0000009165), unter die Räder: Die Niederländer reduzierten die Dividende um 58 % auf 0,70 Euro/Aktie. Die Umsätze brachen um 18 % ein, es wurde erstmals ein negatives Ergebnis (-0,35 Euro/Aktie) erwirtschaftet. Konsequenzen für die Aktiennotiz von Heineken? Nein! Der Titel steuert auf den Rekordwert von 104 Euro zu. Valoren des

japanischen Brauriesen Asahi Group (JP3116000005) befinden sich ebenso nur noch 10 % unter dem Top. Die Japaner erlaubten sich die Ausschüttung um 6 % auf 0,80 E zu erhöhen, obwohl der Umsatz um 4 % abglitt und das Ergebnis/Aktie um 32 % einknickte. Das KGV liegt aktuell bei 21, die Dividenden-Rendite bei 2,5 %.

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