TUI bleibt etwas für Abenteuerlustige

Der Tourismuskonzern erwartet stark anziehende Reisebuchungen für den Sommer.

Stefan Riedel, München. Folgt man dem Optimismus des TUI (ISIN: DE000TUAG000)-Managements bei der Präsentation der Halbjahreszahlen, ist dieses Jahr alles angerichtet für die Rückkehr der großen Touristenströme. Die Covid-19-Fallzahlen sinken kontinuierlich, der digitale Corona-Pass („Grüne Pass“) soll in diesem Sommer touristische Reisen innerhalb Europas erleichtern und vergangenen Samstag wurde die Tourismussaison in Griechenland offiziell eröffnet. Notwendig für die Einreise in den Sonnenstaat in der Ägäis ist nur ein negativer PCR-Test, der nicht älter als drei Tage ist, oder der Nachweis der vollständigen Impfung.

Für TUI-Finanzchef Sebastian Ebel ist dieser Schritt ein „weiterer Meilenstein“, nachdem der Tourismuskonzern aus Hannover bereits für die Balearen und die Algarve wieder schrittweise Flüge angeboten und Hotels geöffnet hatte. Der MDAX-Konzern erwartet eine sonnige Tourismussaison 2021. 70 % der Befragten, so Ebel, wollten wieder verreisen und die Onlinebuchungen sind im ersten Halbjahr bereits um 56 % gestiegen. „Wir stehen jetzt am Anfang des erwarteten Neustarts“, ist Vorstandschef Fritz Joussen überzeugt.

Im Geschäftsjahr 2019/20 hatte TUI einen Konzernverlust von fast 3,2 Mrd Euro eingefahren, bei einem Umsatz, der um 60 % auf etwas mehr als 7,9 Mrd Euro eingebrochen war. Die jüngsten Geschäftszahlen lassen die Frage offen, ob sich TUI nach diesem Horrorjahr schon auf dem Weg zum Turnaround befindet. Knapp 1,48 Mrd Euro Konzernverlust und damit 70 % mehr als im Vorjahr verbuchte TUI im traditionell schwachen Winterhalbjahr des am 30. September endenden Geschäftsjahres 2020/21. Der Umsatz brach um fast 90 % auf 716 Mio Euro ein. Einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr 2020/21 gab es angesichts der noch herrschenden Ungewissheit über das Ende der Corona-Pandemie nicht.

Ein Problem bleibt der hohe Schuldenberg. Die Nettoverschuldung lag zuletzt bei 6,8 Mrd Euro.

Allerdings hat sich der monatliche Mittelabfluss im zweiten Quartal bei 300 Mio Euro eingependelt. Mit einer Wandelanleihe in Höhe von 400 Mio Euro hat TUI im April seine Kapitalstruktur im April erneut gestützt. Die liquiden Reserven von zuletzt 4,8 Mrd Euro decken die Kapitalkosten von 2 Mrd Euro ab. Die Rückkehr in die Gewinnzone ist frühestens 2021/22 zu erwarten.

Abenteuerreise
Noch weniger abschätzen lässt sich, wann die Reiselust der Menschen den Konzernumsatz wieder auf die 18,9 Mrd Euro des Vor-Corona-Niveaus von 2018/19 schiebt. Um die Anleger zu überzeugen, muss TUI also noch viel tun. Keiner der elf Analysten, die TUI covern, empfiehlt die Aktie bereits zum Kauf. Wer sich TUI ins Depot legt, muss jedenfalls eine große Abenteuerlust mitbringen und nicht das Risiko eines erneuten Kurseinbruchs scheuen, für den Fall, dass auf die Aufbruchstimmung von TUI ein erneut enttäuschender Reisesommer folgt.

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