China ist nicht zu stoppen

Die Wirtschaft blüht, die Chancen mit China-Aktien ebenso.

Raja Korinek. Das Reich der Mitte wird seiner Bezeichnung zunehmend gerecht. Im ersten Quartal 2021 legte das Wirtschaftswachstum um mehr als 18 % im Vergleich zum Vorjahreswert zu. Die Entwicklung dürfte sich im Jahresverlauf abflachen, meint Chi Lo, Senior Economist for Greater China of BNP Paribas Asset Management (BNPP AM), im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Derzeit deckt China beispielsweise Produktionslücken in anderen Regionen ab, die sich aufgrund der Lockdowns ergäben. Trotzdem bleibt er selbst in Bezug auf seine Jahresprognose für Chinas BIP durchaus zuversichtlich. Lo schätzt das Plus auf gut 8 %. Zum Vergleich: 2020 wuchs die Wirtschaft um 2,3 %.

Der Aufschwung bleibt aller-dings nicht ohne Folgen auf die Preisentwicklung. Allein im April schnellten die Erzeugerpreise (PPI) um 6,8 % nach oben, verglichen mit minus 3 % vor einem Jahr. Treibt das Inflationsgespenst auch in China bald sein Unwesen? Lo glaubt es nicht. Der Verbraucherpreisindex habe nicht in dem selben Ausmaß zugelegt. Hier lag der Zuwachs bei 0,9 % im Jahresvergleich im April. Der BNP-Experte glaubt deshalb auch nicht, dass die Zentralbank die geldpolitischen Zügel allzu rasch straffen dürfte.

Schulden sollen gesenkt werden
Lo verweist vielmehr auf einen anderen Umstand: So habe die Regierung den hohen Verschuldungsgrad des Landes ins Visier genommen. „Und ist nicht mehr bereit, Unternehmen um jeden Preis zu retten.“ Zudem gebe es neue Entwicklungen, wie etwa die Stärkung des Inlandstourismus. „Damit soll mehr im Inland konsumiert werden“, sagt Lo. Freilich, auch der High-Tech-Sektor soll kräftig gestärkt werden, um damit etwa die Abhängigkeit von ausländischen Chip-Herstellern zu senken.

Angesichts all dieser Entwicklungen ergeben sich für Anleger interessante Chancen. Diese sollte man sowohl an der Börse in Hongkong als auch am Festland nutzen, betont Jessica Tea, Investment Specialist bei der BNPP AM. Viele Technologiekonzerne aus China haben nebst in den USA in Hongkong ein Zweitlisting. Am Festland – etwa an den Börsen Shanghai und Shenzhen – sind zahlreiche Unternehmen notiert, die vom wachsenden Konsum am Binnenmarkt profitieren.

Solide Titel im Fokus
Doch wie gehen die Experten des „BNP Paribas Funds China Equity“ (ISIN: LU0823425839) konkret vor? Mehr als die Hälfte des Portfolios wird in jene Konzerne investiert, die sich erfolgreich etabliert haben und deshalb über eine starke Marktmacht verfügen. Der Rest wird in Unternehmen investiert, die entweder kurz vor einem größeren Durchbruch – oder einem Turnaround – stehen.

Deshalb schaffen es vor allem Titel aus der Technologiebranche und dem gehobenen Konsum in das Portfolio. Dazu zählt Tea beispielsweise Aktien aus dem Bildungsbereich oder Anbieter hochpreisiger Konsumgüter. Selbst Aktien, die von der Konsolidierung in der Industrie profitieren – beispielsweise in der Zement- oder der Immobilienindustrie – stehen im Fokus.

Zu den größten Fondspositionen zählen der Onlinehändler Alibaba (US01609W1027) sowie der Internetgigant Tencent (US88032Q1094). New Oriental Education & Technology (US6475811070) bietet wiederum virtuelle Fortbildungskurse an, während Contemporary Amperex Technology (CNE100003662) der größte chinesische Hersteller von Lithium-Ionen-Akkumulatoren ist.

Alles in Allem lockt das Reich der Mitte mit reichlich Chancen. Rückschläge, etwa bei einem neuerlichen Covid-Ausbruch, können aber genauso wenig ausgeschlossen werden.

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