Aktionsplan will Finanzbildung verbessern
Innerhalb von fünf Jahren sollen Kompetenz gestärkt und Bewusstsein für Themen geschaffen werden.
Marius Perger. Am Donnerstag der Vorwoche hat Finanzminister Gernot Blümel unter dem Titel „Mein Geld, mein Leben, meine Entscheidung – ich bin mir sicher“ den bereits seit längerem angekündigten nationalen Aktionsplan zur Finanzbildungsstrategie in Österreich vorgestellt. Die Strategie soll dazu beitragen, die Finanzkompetenz der Menschen in Österreich zu stärken und allgemein mehr Bewusstsein für die Themen Finanzen, Kapitalmarkt, Vermögensaufbau und nachhaltige Finanzplanung zu schaffen, heißt es in einer Pressemitteilung. Mit diesem Wissen sei eine verantwortungsvollere und selbstbestimmtere Teilnahme am wirtschaftlichen Leben möglich, betonte Blümel.
Für die gesamte Bevölkerung
Die Strategie sehe vor, dass in den kommenden fünf Jahren Schritte gesetzt werden, die der gesamten Bevölkerung zugutekommen sollen. Dabei sollen aber bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders erreicht und priorisiert werden. Zu diesen zählen Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene, Frauen, berufstätige Erwachsene, Privatanleger und Kleinunternehmer. Darüber hinaus soll sich die Strategie auf acht Lebensphasen – Schule, Weiterbildung, erster Beruf, Arbeitsleben, erste große Anschaffung, Vorsorgen für die Zukunft, Familienleben und Ruhestand – konzentrieren.
Vier übergeordnete Ziele
Als übergeordnete Ziele der Finanzbildung wurden festgelegt:
• die frühzeitige Entwicklung von soliden Prozessen in der finanziellen Entscheidungsfindung und die Vermeidung von Überschuldung,
• die Förderung einer verantwortungsvollen Finanzplanung für ein langfristiges finanzielles Wohlergehen,
• die Sensibilisierung für die Bedeutung von Finanzbildung und Sicherstellung des Zugangs zu qualitativ hochwertiger Finanzbildung für alle Bürger und
• die Steigerung der Effektivität von Initiativen zur Förderung der Finanzkompetenz durch Dialog, Koordination und Evaluierung.
Diese Ziele sollen durch 41 konkrete Maßnahmen unterstützt werden, die in den verschiedensten Bereichen ansetzen und Finanzbildung sowie Finanzkompetenz stärken.
Erste Maßnahme: neues Finanzbildungsportal
Erste konkrete Maßnahme werde die Etablierung eines Finanzbildungsportals sein. Geplant sei, dass dieses als „One-Stop-Shop“ für Informationen rund um das Thema Finanzbildung fungiert. Es gebe in Österreich bereits zahlreiche gute Informationen und Initiativen zu diesem Thema, die nun mit dem neuen Finanzbildungsportal zusammengeführt werden sollen, so Blümel. Vorgesehen sei auch ein Finanzkompetenz-Check: Das Portal werde die Möglichkeit zur Absolvierung eines „nationalen Finanzführerscheins“ bieten.
Dieser soll zwar in erster Linie der persönlichen Orientierung dienen, könne aber auch Nachweis einer Zusatzqualifikation bei Bewerbungen sein.
Erste Evaluierung 2026
Um die nationale Finanzbildungsstrategie abzuwickeln und zu koordinieren wird ein „Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung“ gegründet werden. An dessen Spitze soll ein „Finanzbildungsrat“ stehen. Diesem werden Vertreter von Finanz-, Bildungs- und Konsumentenschutzministerium, der Oesterreichischen Nationalbank sowie Vertreter des privaten Sektors bzw. von NGOs angehören.
Eine erste Evaluierung der bis dahin erreichten Ziele ist 2026 geplant. Es sei aber klar, „dass uns dieses Thema auch über diesen Zeithorizont hinaus begleiten wird“, so Blümel.
Positive Reaktionen
Die Leiterin des OECD Berlin Centers Nicola Brandt erklärte, dass die Zusammenarbeit mit Österreich zur Erarbeitung der Finanzbildungsstrategie „wahre Pionierarbeit“ gewesen sei; ähnliche Projekte seien nun mit Griechenland, Polen und Portugal geplant.
Auch EU-Kommissarin Mairead McGuiness begrüßte die Initiative, die Teil der breiter angelegten Bemühungen auf EU-Ebene sei, die Finanzkompetenz zu erhöhen.
Begrüßt wurde die Strategie unter anderem von Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und Aktienforum. Dessen Präsident Robert Ottel betonte, dass Finanzbildung Basis für sozialen Wohlstand sei und dazu beitragen könne, zukünftigen Krisen vorzubeugen.
Wesentliches Anliegen sei die professionelle Überarbeitung von Unterrichtsmaterial und eine breite Verankerung in den Schullehrplänen, so Ottel. Eine „qualitative und quantitative Verbesserung von Unterrichtsmedien“ sowie eine verbindliche Verankerung in den Lehrplänen forderte auch die Industriellenvereinigung.
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