Aufflammender Nikkei-Index

Stimulus-Erwartungen und Auslandskäufe führen zu weiterem Aktienschub.

Roman Steinbauer. Seit Mitte August übertrumpft Japans führender Aktienindex erneut die entwickelten Märkte des asiatisch-pazifischen Raums. Diese Charakteristik des Nikkei 225 war bereits im Frühjahr zu beobachten. Zwischendurch wurde der Aufwärtstrend von einer Korrektur unterbrochen, die das 225 Titel umfassende Leitregister um 10 % abbröckeln ließ. Doch Nippons relevanteste Aktien-Messlatte legte jüngst binnen 14 Handelstagen um 10 % zu, um erneut die Spitzenmarke anzugreifen – ein seit 30 Jahren (Ende der japanischen Immobilienblase) nicht mehr gesehenes Niveau. Kauffantasie wurde in der Vorwoche vor allem durch die unerwartete Rücktrittsankündigung von Japans Premier Yoshihide Suga geschürt, dessen Umfragewerte zuletzt rapide abnahmen. Vom Nachfolger werden nun weitgehendere Stimulus-Maßnahmen erwartet. Einhergehend damit wurde der japanische Yen gegenüber dem Euro und dem US-Dollar um 2 % gedrückt – was stets gut für Titel von Exporteuren ist.

Dennoch hinken Japans prominenteste Aktien heuer dem US-Pendant S&P 500 (+21 %) hinter-her. Interessant dazu die Betrachtung der Höhe ausländischer Investments in japanische Valoren: Wie das Tokioter Finanzministerium veröffentlichte, ist eine klare Zunahme zu erkennen. So ist nach Schüben bis Mai wiederum ein wöchentlich ausgeprägter Kaufüberhang von zuletzt umgerechnet 3,24 Mrd Euro auszumachen. An vorderster Front profitierten Papiere wie Alps Alpine (ISIN: JP3126400005), Bridgestone (JP3830800003), Canon (JP3242800005) oder Denso (JP3551500006). Nach Angaben des Hongkonger Analyse- und Datenlieferanten CEIC Data steht das KGV des Nikkei aktuell bei 32. Die hohe Bewertung verschreckte Investoren historisch allerdings schon oft zu früh.

Ungetrübtes Vertrauen in die Rahmenbedingungen
In der Vorwoche dominierten positive Datensignale. Neben starken Einzelhandelszahlen für Juli, die mit 2,4 % über den Schätzungen (2,1 %) lagen, übertraf das BIP-Wachstum für das 2. Quartal mit +1,9 % zum Vorjahreszeitraum die Erwartungen klar (1,6 %). Enttäuschend blieben für den Berichtszeitraum bloß die Ausgaben der privaten Haushalte, die mit +0,7 % nicht an Fahrt gewannen wie erhofft. Auch der Indikator des Haushaltsvertrauens begann mit 36,7 Punkten nach dem starken Wert im Juli (37,5) etwas zu hängen. Einmal mehr beeindruckt aber der neu veröffentlichte Stand an Devisenreserven. Mit 1,42 Bio USD (1,21 Bio Euro) macht dieser monetäre Polster verständlich, weshalb der japanische Yen immer noch die Funktion einer Fluchtwährung in der Krise übernimmt. Passend zu diesem Umstand bekam das Inselreich kürzlich langlaufende, 30-jährige Anleihen um 0,66 % am Markt unter.

Zwar ist es Deutschland (0,12 %) und Österreich (0,34 %) möglich, sich durch stützende Bond-Ankäufe der EZB noch günstiger zu refinanzieren, doch gilt Japan davon abgesehen als geographisch und politisch weitgehend autark.

Ende der deflationären Gehaltsspirale
Auch in Fernost ziehen die Arbeitnehmerlöhne aber bereits an. Die vom Arbeitsministerium publizierten +1 % für Juli (gegenüber dem Vorjahr) erscheinen mager, zeigen für japanische Verhältnisse aber eine Trendwende auf. In den vergangenen zwei Jahren sanken diese teilweise um bis zu 3 %. Mit Ausbruch der Gesundheitskrise zog die Arbeitslosenrate in der Spitze auf 3,15 % (2,2 % noch im Jänner 2020) an. Für Europäer liest sich selbst das wie eine irreale Wunschquote. Doch ist zu bedenken, dass es in Japan kaum einen Gastarbeiteranteil gibt und Beschäftigungslose aller Arbeitsfähigen ermittelt werden.

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