Blackout jederzeit möglich
Wie sich Unternehmen darauf vorbereiten können und was Versicherungen leisten würden.
Marius Perger. Ein möglicher Blackout, die Vorbereitung darauf und die Rolle von Versicherungen bei solchen Ereignissen waren Thema des Vortrags von Johannes Vogl beim Risikotag des Versicherungsmaklers Greco International AG in der Vorwoche.
Vogl ist General Manager bei der Greco Risk Engineering GmbH, einer Gesellschaft, die Industrieunternehmen im Bereich operationeller Risiken berät.
Am 8. Jänner dieses Jahres hat es im europäischen Stromsystem einen schwerwiegenden Zwischenfall gegeben; eine Verkettung mehrerer Ereignisse hat zu einer Netzauftrennung und in der Folge zu einem Anstieg der Frequenz in Südosteuropa und einem Frequenzabfall im übrigen Europa geführt.
Dank der Aktivierung automatischer Schutzmechanismen und manueller Maßnahmen habe nach knapp einer Stunde wieder Normalbetrieb geherrscht. Ein Blackout konnte damit verhindert werden. Doch kleinere solche Ereignisse gebe es laufend, so Vogl.
Versorgung vielleicht Monate lang gestört
Unter Blackout sei ein plötzlicher, überregionaler und weite Teile Europas betreffender, länger dauernder Strom-, Infrastruktur- sowie Versorgungsausfall zu verstehen, bei dem keine Hilfe von außen möglich ist, erklärt Vogl.
Ursache für einen Blackout könne insbesondere eine unzureichende Netzstabilität sein; aber auch Cyberattacken, Terroranschläge, Naturkatastrophen oder menschliches Versagen könnten zu einem Blackout führen. Dabei käme es durch einen Stromausfall für mehrere Stunden zum totalen Stillstand. Mehrere Tage nach dem Stromausfall würde es keine Telekommunikation geben, das Wiederhochfahren der Infrastrukturen und die Wiederherstellung der Versorgung können „Wochen und Monate“ dauern.
Neben der Telekommunikation wären auch Wasser- und Treibstoffversorgung, Verkehrsleitsysteme, Heizungs- und Klimaanlagen oder Computersysteme für unbestimmte Zeit nicht verfügbar. Für Unternehmen seien signifikante wirtschaftliche Schäden durch Betriebsunterbrechungen zu erwarten.
Ein wahrscheinliches Ereignis
In seiner sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2021 hat das Österreichische Bundesheer einen Blackout als Gefährdung des Gesamtsystems und seinen Eintritt als „wahrscheinlich“ bezeichnet.
Damit handle es sich um ein „Extremereignis“, das zu einer Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit führen würde, die eine Überforderung der zivilen Organisationen und einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres zur Folge haben könnte.
Vor allem die Energiewende mit ihrer Vielzahl kleinerer Kraftwerke, die weniger leicht gesteuert werden können als wenige große, mache einen Blackout wahrscheinlicher, sagt Vogl. Experten würden damit rechnen, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem solchen Ereignis kommen wird.
Risikomanagement
Weil es sich bei einem Blackout um ein Risiko handle, das von außen auf das Unternehmen einwirkt, sei es nur möglich, Schutzmaßnahmen zu ergreifen und vorbereitet zu sein; entscheidend sei es, die eigene Risikoexponierung zu kennen.
Nötig sei es, kritische Prozesse und Ressourcen zu identifizieren, Absicherungsmaßnahmen für Anlagen zu definieren, die externe und interne Kommunikation sicherzustellen, auch wenn alles offline ist, sowie für Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitern zu sorgen. Und schließlich müsse es ein Wiederanlaufkonzept geben.
Als Risiko der höheren Gewalt sei ein Blackout zwar grundsätzlich nicht versicherbar. Möglich sei allerdings die Deckung von Folgeschäden eines Blackouts im Rahmen einer Flexa-Versicherung (Fire, Lithtning, Explosion, Air-craft), betont Vogl.
Er empfiehlt einen Check der aktuellen Versicherungsverträge, wobei besonders auf spezielle Ausschlüsse in den Verträgen geachtet werden sollte. Möglich sei es auch, mit dem Versicherer spezielle Einschlüsse zu verhandeln; viel hänge dabei von der Risikoqualität des Unternehmens ab.
Foto: Pixabay / Free-Photos