Österreicher haben Börsen-Chancen genützt
Das Interesse an Aktien hat deutlich zugenommen.
Marius Perger. Das Geldvermögen der Österreicher ist 2020 auf einen historischen Höchstwert gestiegen. Corona-Lockdowns und Reisebeschränkungen haben zu einem Zwangssparen geführt, wie die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) berichtet. Die Sparquote stieg von 8,5 % im Jahr 2019 auf 14,4 %. 28,5 Mrd Euro flossen im Vorjahr so in die Geldvermögensbildung, das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg auf 778 Mrd Euro. Und es wächst weiter: Ende des ersten Halbjahres lag es bereits bei 799 Mrd Euro. Profitiert haben davon vor allem Anlagen in Aktien und Investmentfonds: Sie wurden 2020 im Ausmaß von 6,5 Mrd Euro gekauft, was einem Zuwachs um 88 % gegenüber 2019 entspricht. Deutlich gesunken ist dagegen das Volumen gebundener Einlagen.
Damit haben die Österreicher zuletzt auch eine Menge Geld verdient, wie aus den Zahlen der OeNB hervorgeht. Zwar mussten sie vom vierten Quartal 2019 bis zum ersten Quartal 2020 Kursverluste in Höhe von 14 Mrd Euro verkraften, konnten bis zum zweiten Quartal 2021 aber 25 Mrd Euro Kursgewinne lukrieren.
Interesse an Wertpapieren hoch
Das gestiegene Interesse an Wertpapieren spiegelt sich auch in einer Umfrage unter Bankkunden wider, die das Marktforschungsinstitut Marketagent.com im Auftrag der Bank Austria im August durch-geführt hat. Allerdings zeigt die nun veröffentlichte Studie „Spar- und Anlageverhalten 2021“ auch, dass zwischen Anlageverhalten und dem Interesse an bestimmten Anlagen nach wie vor eine große Lücke klafft.
Tatsächlich dominant ist nach wie vor das Sparen bei einer Bank: 59 % der Befragten nutzen diese Möglichkeit aktuell, 2019 waren es allerdings noch 63 %. Für besonders interessant halten aber nur noch 36 % das Sparbuch.
Ähnlich sieht es mit dem Bausparen aus: Nur ein Viertel der Befragten hält es für interessant, tatsächlich legen aber 39 % Geld auf diese Art und Weise an; auch hier gab es aber einen Rückgang gegenüber 2019, als noch 44 % sagten, dass sie Bausparen nutzen.
Als interessanteste Anlageform werden Immobilien gesehen: 39 % der Studienteilnehmer sind dieser Ansicht, aber nur 21 % investieren tatsächlich in Immobilien. Deutlich gestiegen ist das Interesse an Wertpapieren: von 26 % im Jahr 2019 auf nunmehr 33 %.
Aktien, Investmentfonds und andere Wertpapiere liegen damit bereits auf Rang drei in der Gunst der Österreicher. Tatsächlich besitzen diese aber laut Studie nur
21 %; gegenüber 2019 bedeutet das dennoch einen Anstieg um 2 %-Punkte.
Jüngere sind Wertpapier-affiner
Österreicher unter 30 Jahren haben nicht nur mehr Interesse an Wertpapieren, auch beim tatsächlichen Besitz liegen sie deutlich vor den Älteren. So sagen 47 % von ihnen, dass sie Wertpapiere für besonders interessant halten, 27 % besitzen auch welche.
Die Abweichung zwischen Interesse und Besitz ist bei den Jüngeren aller-dings noch höher als in der Gesamtbevölkerung: Der Unterschied zwischen tatsächlicher Investition und angegebenem Interesse liegt bei ihnen bei 20 %-Punkten, insgesamt aber „nur“ bei 12 %.
Allerdings liegen Wertpapiere damit bei den Unter-30-Jährigen an erster Stelle, wenn es um die Attraktivität einer Anlagemöglichkeit geht. Für Bankkunden über 40 Jahren sind dagegen Immobilien am interessantesten, Wertpapiere finden nur 28 % von ihnen besonders attraktiv.
Bei einer genaueren Betrachtung zeigt sich, dass Aktien unter den Wertpapieren die Favoriten der Österreicher sind: 23 % halten sie für interessant, 13 % besitzen sie. Für Investmentfonds interessieren sich dagegen nur 17 %, bei den tatsächlichen Investments kommen sie mit 12 % den Aktien aber nahe. Noch nicht ganz angekommen zu sein scheint das Thema Nachhaltigkeit. Laut Studie finden nur 13 % nachhaltige Veranlagungsprodukte für interessant, 7 % sind tatsächlich nachhaltig investiert; gegenüber 2019 bedeutet das aber eine starke Steigerung: damals lagen das Interesse bei 5 % und der Besitz bei 4 %.
Warum in Wertpapiere investiert wird
Wichtigster Grund für die Veranlagung in Wertpapiere ist die Hoffnung, langfristig höhere Erträge zu erzielen. 57 % jener Befragten, die tatsächlich Wertpapiere besitzen, geben das als Grund an, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. 48 % der Befragten sagen, dass sie mit Hilfe von Wertpapieren ihr Vermögen langfristig zumindest gleich hochhalten oder aufbauen wollen, für 39 % dienen Wertpapiere der Selbstvorsorge für das Alter.
Ihr Risiko aufteilen oder minimieren wollen 30 % der Wertpapierbesitzer. Und immerhin 20 % finden die Veranlagung in Wertpapiere aufregender als andere Spar- und Veranlagungsformen.
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