Die Konjunktur kühlt auch ab

Passend zum Wetter bei uns gewinnt leider auch der Abschwung an Kontur.

Michael Kordovsky. Im dritten Quartalabschnitt 2021 verlangsamte sich in den USA das aufs Jahr hochgerechnete Wachstum gegenüber dem Vorquartal auf 2,0 % und somit den niedrigsten Wert seit dem zweiten Quartal 2020, als pandemiebedingt das BIP um 31,2 % einbrach. Volkswirte rechneten noch mit 2,8 % Wachstum. Das Konsumwachstum verlangsamte sich von 12 % im zweiten Quartal auf 1,6 %. Ohne staatliche Hilfen beschränkt sich der Konsum nur noch auf das Allernotwendigste.

In Europa zeigte die vorläufige Schnellschätzung im Euroraum nach einem Zuwachs von 14,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum im zweiten Quartal 2021 nur noch ein Plus von 3,7 %, wobei das Wachstum der Leitwirtschaft Deutschland sogar von 9,9 auf 2,5 % abkühlte.

Die höchsten veröffentlichten Zuwachsraten verzeichneten im dritten Quartal indessen Litauen (6 %), Österreich (4,8 %), Lettland und Belgien (je 4,7 %).

Besorgniserregend ist vor allem die Abwärtsdynamik in China: Wegen Lieferkettenunterbrechungen und Stromversorgungsengpässen hat sich von August auf September das Wachstum der Industrieproduktion von 5,3 auf 3,1 % verlangsamt. In die gleiche Kerbe schlägt ein wichtiger Einkaufsmanagerindex für den Produktionsbereich (auf Umfragen des National Bureau of Statistics basierend), der von August auf September von 50,1 auf 49,6 Punkte und somit erstmals seit Beginn der Pandemie in den Kontraktionsbereich zurückfiel. Auch der Einzelhandel als binnenwirtschaftlicher Indikator ist im Kontext aktueller Rahmenbedingungen kritisch zu betrachten, denn: Eine Belebung von 2,5 auf 4,4 % bedeutet auch eine schnellere Leerung der Lagerbestände. Mittlerweile hat sich bis zum dritten Quartal das BIP-Wachstum Chinas auf 4,9 % verlangsamt, nach 7,9 % im Vorquartal. Reihenweise geraten Immobilienentwickler in Schieflage und die Regierung plant, regulierend einzugreifen. Dies könnte nochmals für Kapitalmarktturbulenzen sorgen.

Einkaufsmanagerindizes weisen auf Abkühlung hin
Die vorläufigen Umfragedaten von IHS Markit in der US-Privatwirtschaft zeigen ein gemischtes Bild. Die Vorab-Auswertung der zwischen 11. und 21. Oktober durchgeführten Befragung von Unternehmen der Produktion- und Dienstleistungswirtschaft ergab einen Anstieg des „Flash U.S. Composite Output Index“ von 55,0 Punkten im September auf vorläufig 57,3 Punkte und somit ein Drei-Monatshoch im Oktober. Hintergrund: Der „IHS Markit Flash U.S. Composite PMI Output Index“ ist ein gewichteter Durchschnitt aus dem „Manufacturing Output Index“ und dem „Services Business Activity Index“. Während sich der Dienstleistungssektor von der Corona-Delta-Welle erholt und das Hochfahren des Sektors nach Ende der Corona-Maßnahmen dazu führte, dass der „Flash US-Services Business Activity Index“ von 54,9 auf vorläufig 58,2 Punkte und somit ein Drei-Monatshoch anstieg, zeigte der Produktionsbereich Schwäche. Der U.S. Manufacturing PMI markierte ein Sieben-Monatstief und der „Flash Manufacturing Output Index“ ging gleich von 55,7 auf 52,3 Punkte und somit auf ein 15-Monatstief zurück. Die aktuellen „Standard-Probleme“ sind dabei unterbrochene Lieferketten und Personalmangel. Immer mehr werden Unternehmen des Technologiesektors von diesen Problemen getroffen, was mittlerweile zur Veröffentlichung von wichtigen Quartalszahlen die Marktstimmung trübt. Letzteres kann schon als kritischer vorauseilender Indikator betrachtet werden.

Ebenfalls enttäuschend ist die vorläufige Umfrageauswertung im Euroraum, wo der „Flash Eurozone Composite Index Produktion“, ein Aktivitätsindikator der Privatwirtschaft, einen vorläufigen Rückgang von 56,2 auf ein Sechs-Monatstief von 54,3 Punkten verzeichnet. Im Juli markierte dieser Index noch ein 15-Jahreshoch. Die stärkste Wirtschaftsabkühlung verzeichnete dabei Deutschland, was auch ins Bild des zuvor erwähnten schwachen BIP-Wachstums im dritten Quartal passt. Besonders dramatisch ist die Entwicklung im Industriebereich: Der „Flash Eurozone Index Industrieproduktion“ ist sogar am 16-Monatstief angelangt. Der gesamte Auftragseingang verzeichnete die dritte Abschwächung in Folge und in der Industrie die schwächste Zunahme seit neun Monaten. Das bedeutet, dass mittlerweile Unternehmen ihre Investitionsbudgets einbremsen könnten, um den aktuellen Rahmenbedingungen gerecht zu werden.

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