Von nachhaltigen Familienunternehmen profitieren
Richten sich eigentümergeführte Firmen nachhaltig aus, so bekommen Anleger das Beste aus zwei Welten.
Christian Euler, Frankfurt. Börsennotierte europäische Familienunternehmen sind besser durch die Corona-Krise gekommen als Firmen, die von wechselnden Managern geführt werden. Ihre Aktienkurse haben sich zwischen April 2020 und Juni dieses Jahres mit einem durchschnittlichen Plus von 61,8 % deutlich besser entwickelt als der gesamte Aktienmarkt, der gemessen am „FTSE Developed Europe All Cap Index“ auf 48,3 % kam. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Fondsgesellschaft Conren, die im Jahr 2005 als Vermögensverwaltung für eine Unternehmerfamilie gegründet wurde.
Auch langfristig lässt sich eine Outperformance belegen. Dafür nahm Conren von März 2009 bis März vergangenen Jahres 955 europäische Familienunternehmen mit einem Börsenwert von mehr als 200 Mio€ unter die Lupe. Das Fazit: Während das Familienunternehmen-Universum einen Renditezuwachs von 246 % erzielt, rückte der Stoxx Europe 600 im gleichen Zeitraum „nur“ um 155 % vor. Die Studienautoren führen dies darauf zurück, dass inhabergeführte Unternehmen nicht auf kurzfristige Quartalsergebnisse fixiert sind. Stattdessen, so die Experten, treiben sie Innovationen in kleinen, aber sehr zahlreichen Schritten voran, wodurch über die Zeit große Vorsprünge gegenüber Wettbewerbern entstehen können.
Anleger können über Fonds und Indizes an dieser Entwicklung teilhaben. Der „DAXplus Family Index“ (ISIN: DE000A0YKTL4) etwa umfasst die deutschen und internationalen Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25 %igen Stimmrechtsanteil hat oder in Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt und mindestens einen Stimmrechtsanteil von 5 % hält. Der „Deka-UnternehmerStrategie Europa 50“-Fonds (LU1876154029) wiederum bündelt ausgewählte europäische Familienunternehmen.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Die Schweizer Investmentboutique Bellevue Asset Management geht einen Schritt weiter und richtet den 2009 aufgelegten „BB Entrepreneur Europe“ (LU0631859229) künftig dezidiert auf Nachhaltigkeit aus. „Es ist nur logisch, dass Umweltaspekte und die Nachhaltigkeit ihres Wirtschaftens immer deutlicher ins Zentrum des Interesses rückt“, unterstreicht Portfoliomanagerin Birgitte Olsen, die mit dem BB Entrepreneur Europe in den vergangenen zwölf Jahren ein jährliches Plus von 10,6 % erwirtschaftete.
Um den hohen Stellenwert der Nachhaltigkeit zu unterstreichen, firmiert der Anlagepool fortan als „Bellevue Sustainable Entrepreneur Europe“.
Auf Basis vertiefter ESG-Analysen über alle Phasen des Anlageprozesses hinweg integrieren Olsen und ihr Team Nachhaltigkeitskriterien in die fundamentale Bottom-Up-Analyse. Dabei liegt der Fokus neben Ausschlüssen aufgrund mangelnder ESG-Legitimation und Risiken auch auf den Chancen, die sich durch die Nachhaltigkeitsperspektive ergeben. „Wir wollen die potenziellen ESG-Stars von Morgen identifizieren, die vom breiten Markt noch weitgehend unentdeckt geblieben sind“, so Olsen zum Börsen-Kurier.
Als Beispiel nennt sie etwa das Schweizer Luxusunternehmen Richemont. „Als Mitglied des Responsible Jewelry Council führt die Schweizer Firma strenge Programme zur nachhaltigen Beschaffung von Mineralien“, so die Fondsmanagerin. Zudem sei Richemont mit seinem vertikal integrierten Geschäftsmodell bestens positioniert, um den CO2-Fussabdruck seiner Produkte zu kontrollieren.
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