Kleine Unternehmen haben großen Aufholbedarf
Aber 57 % der Firmen wollen sich als nachhaltig positionieren.
Andreas Dolezal. Wenn sich die Art und Weise, wie wir Ressourcen verbrauchen, nicht ändert, bräuchten wir bis 2050 drei Erden, um unseren Bedarf zu decken. So schreibt es das Europäische Parlament auf seiner Internetseite. Tatsache ist, dass wir uns von einer Wegwerf-Gesellschaft zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entwickeln müssen, wenn wir der Ressourcenknappheit und dem Klimawandel wirksam begegnen wollen. Das „Circular Economy Barometer“ der Altstoff Recycling Austria AG, kurz ARA, beleuchtet den Transformationsprozess von Österreichs Unternehmen.
Das neue ARA-Barometer zeigt hinsichtlich Kreislaufwirtschaft von und in Unternehmen ein gemischtes Bild. Aktives Trennen von Müll, Recycling und Investitionen in die Kreislaufwirtschaft sind zurückgegangen. Im Jahr 2019 wies der „Circular Economy Index“ noch einen Wert von 55,9 aus (auf einer Skala von 0 bis 100), 2020 stand der Index bei 51,7 und fiel heuer auf 50,0. Trotzdem sehen die befragten Unternehmen die Kreislaufwirtschaft als Chance.
Basis des „Circular Economy Barometers“ ist die Studie „Wie Circular-Economy-fit ist Österreichs Wirtschaft“, die das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag der ARA durchgeführt hat. Befragt wurden im Zeitraum August bis September 2021 in telefonischen Interviews 150 Unternehmen, davon dreißig mit bis zu neun Mitarbeitern und jeweils sechzig mit 10 bis 49 sowie 50 oder mehr Mitarbeitern. Auskunftspersonen waren jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für Entscheidungen rund um das Thema Kreislaufwirtschaft verantwortlich sind.
Mehr Ressourceneffizienz
Um die Ziele des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft zu erreichen, ist eine Transformation zu mehr Ressourceneffizienz erforderlich. Österreichs Unternehmen sind darauf bereits gut vorbereitet, aber es gibt, wie das ARA-„Circular-Economy-Barometer“ zeigt, noch Luft nach oben – besonders bei kleinen Unternehmen. Auf die Frage „Nutzen Sie dieses Konzept der Kreislaufwirtschaft bereits oder planen Sie es?“ antworteten 54 % der ganz kleinen Unternehmen mit „Ja“ (47 %) oder „Nein, noch nicht, plane es aber zu nutzen“ (7 %). In Unternehmen mit 50 oder mehr Mitarbeitern liegt dieser Prozentsatz bereits bei 90 %.
Als die häufigsten Aktivitäten im Rahmen der Kreislaufwirtschaft werden die Reduktion von Abfällen (90 %), die Forcierung von Wiederverwendung (85 %) und das Recycling von Gütern und Verpackungen (84 %) genannt. Am unteren Ende finden sich Aktivitäten wie das Nutzen von Digitalisierung für die Kreislaufwirtschaft
(47 %) und die Gestaltung von Produkten bzw. Verpackungen, die sich leicht recyceln lassen (39 %).
Hindernisse bremsen Investitionen
Zwar investieren 56 % der befragten Unternehmen bereits in das Thema „Circular Economy“, aber der Anteil an den gesamten Investitionen der jeweiligen Unternehmen fiel von durchschnittlich 16 % im Jahr 2019 auf nunmehr 9 %. Sowohl hier als auch bei den Investitionen in die Kreislaufwirtschaft, die in den kommenden drei Jahren geplant sind, hinken kleine Unternehmen den großen deutlich nach.
Als größte Hindernisse bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft nennen die befragten Unternehmen die zu komplexe Gesetzgebung (32 %), hohe Kosten (23 %) und fehlende Unterstützung durch öffentliche Stellen (19 %). Fehlende finanzielle Mittel (9 %) und fehlende Informationen (0 %) spielen hingegen kaum eine bzw. gar keine Rolle.
„Während große Unternehmen immer stärker als Zugpferde der Kreislaufwirtschaft fungieren, werden fehlende Investitions-, Planungs- und Rechtssicherheit vor allem von KMU als größtes Hindernis gesehen. Das bedeutet eine große Herausforderung für das KMU-Land Österreich“, wird Harald Hauke, Vorstand der ARA, in einer Pressemitteilung dazu zitiert.
Mehr Chancen als Risiken
Im Zusammenhang mit der künftigen Entwicklung beim Thema Kreislaufwirtschaft weist das „Circular Economy Barometer“ einen Wert von 60,1 aus. Kleine wie große Unternehmen sehen also mehr Chancen als Risiken. Bekräftigt wird dieses Ergebnis durch die überdurchschnittlich hohe Zustimmung zur Aussage: „Es ist für unser Geschäft wichtig, dass wir uns als ein nachhaltiges Unternehmen positionieren.“
57 % der Unternehmen stimmen dieser Aussage (voll und ganz bzw. eher) zu. Bei den kleinen Unternehmen liegt die Zustimmung bei 53 %, bei den großen (mit 50 und mehr Mitarbeitern) sogar bei 85 %. Nur 7 % der befragten Unternehmen betrachten Kreislaufwirtschaft als unwichtig und stimmen der Aussage überhaupt nicht zu (10 % der kleinen und 2 % der großen Unternehmen).
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