Die Lehren aus der Ukraine-Krise

Trotz Turbulenzen und Krieg führt laut Comgest kein Weg an Aktien vorbei.

Raja Korinek. Die Ukraine-Krise hinterlässt tiefe Spuren an den Märkten. Umso mehr sollten An-leger ein langfristiges Ziel vor Augen behalten, mahnt Dieter Wimmer (Foto), Leiter Sales bei der internationalen Fondsboutique Comgest, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Er sagt: „Aktien sind dabei immer noch das beste Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau.“

Wichtig sei dazu eine sorgfältige Titelselektion. Wimmer verweist auf den Ansatz in seinem Haus: Dort wird in Unternehmen investiert, die mit besonderen Innovationen punkten, aber auch über eine hohe Preissetzungsmacht bzw. über eine besonders starke Marke verfügen.

Luxus lebt immer
Wimmer nennt auch Beispiele, so etwa den französischen Luxus-konzern LVMH (ISIN: FR0000121014). „2009 kostete etwa ein bestimmtes Modell einer Lederhandtasche rund 400 Euro. Der Preis wurde inzwischen auf gut 1.600 Euro angehoben.“ Und zwar, ohne dass sich an dem Accessoire etwas geändert hätte, verweist Wimmer auf die Preissetzungsmacht des Konzerns. Er nennt als weitere Beispiele den Schweizer Baukonzern Sika (CH0418792922) sowie den irischen Dämmstoffhersteller Kingspan (IE0004927939).

Allein letzterer Konzern profitiere etwa vom steigenden Bedarf an energieeffizienten Maßnahmen, zu denen die Gebäudedämmung zählt. Und konnte deshalb gestiegene Input-Kosten gut weitergeben. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk (DK0060534915) konnte wiederum mit einem Arzneimittel gegen Fettleibigkeit in den USA punkten. Es sei jenseits des Atlantiks auch in geopolitisch turbulenten Zeiten gefragt, verweist Wimmer auf die – krisenunabhängige – Nachfrage.

Wimmer spricht ebenso offen über Investments, die von der Ukraine-Krise betroffen sind, so etwa die Zara-Mutter Inditex (ES0148396007), die genauso Teil des „Comgest Growth Europe Fund“ (IE0004766675) ist, wie die oben genannten Titel. „Inditex betreibt Filialen in Russland, die nunmehr mit reichlich Gegenwind rechnen müssen. Die laufenden Kosten müssen zugleich bezahlt werden.“

Panik als schlechter Ratgeber
Ob nun Titel mit größeren Russland-Exposure verkauft werden? Bei Comgest hält man nichts von Schnellschüssen. „Die Entwicklungen werden zunächst genau beobachtet.“ Schließlich habe der erfahrene Finanzexperte schon so manch eine Krise erlebt, bei der kurzfristige Entscheidungen sich langfristig kaum gelohnt haben. Wimmer verweist als Beispiel auf die 1970er-Jahre, eine Zeit extrem steigender Inflationsraten aufgrund der kräftigen Ölpreishausse. „Gold wurde deshalb stark nachgefragt, ein Umstand, den ich aufgrund meiner damaligen Mitarbeit in einer Bank hautnah erlebte.“ Der Hausse wurde aber Anfang der 1980er-Jahre ein jähes Ende gesetzt, als der US-Notenbanker Paul Volker die Zinsschraube derart kräftig nach oben drehte, dass ein zinsloses Investment in das gelbe Edelmetall kaum noch Interessenten fand.

Wimmer verweist auch auf die aktuelle Zinswende angesichts der steigenden Inflationsrate. Und kann dieser durchaus Positives abgewinnen: „Allmählich können jene Anleger, die mit fix verzinsten Investments ein Sicherheitspolster aufbauen wollen, wieder einen Blick auf Anleihen werfen.“ Denn mit der allmählich steigenden Verzinsung rentieren selbst solide Staatsanleihen, etwa aus Regionen wie Österreich, Deutschland oder den Niederlanden, nach Jahren der Tiefzinsphase wieder ein wenig höher. Alles in Allem sollten Anleger auf eine solide Streuung achten – und diese mit ihrer Risikobereitschaft abstimmen.

Foto: Comgest