Heilsbringer Wasserstoff

Die Industrie investiert immer mehr in die Entwicklung der neuen Technologie.

Christian Sec. Die OMV plant die Inbetriebnahme einer Elektrolyseanlage ab dem zweiten Halbjahr 2023. Sie soll Wasserstoff durch Spaltung von Wasser herstellen. Die Zehn-Megawatt-Anlage wird jährlich bis zu 1.500 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Die daraus resultierenden Einsparungen sollen laut Angaben der OMV bis zu 15.000 Tonnen CO2-Emissionen betragen. Die Investitionssumme liegt bei rund 25 Mio Euro und wird zur Hälfte von der OMV und der Kommunalkredit getragen. Zunächst ist geplant, den grünen Wasserstoff in der Raffinerie Schwechat zur Hydrierung von Pflanzenöl und fossilen Brennstoffen zu verwenden. In einem zweiten Schritt soll der grüne Wasserstoff für die Dekarbonisierung von schwer zu elektrifizierenden Transportsegmenten wie Bussen und LKW verwendet werden.

Schon 2019 hat die Voestalpine auf ihrem Werksgelände gemeinsam mit Partnern wie Siemens und Verbund eine Elektrolyseanlage zur Testung der Erzeugung von grünem Wasserstoff in Betrieb genommen. Die EU hat mit 12 Mio Euro den Löwenanteil des 18-Mio-Euro-Projekts „H2Future“ gestemmt. Im Laufe des zweijährigen Projekts „H2Future“ wurden mehr als 500 Tonnen grüner Wasserstoff durch die Sechs-Megawatt-Anlage erzeugt. Um jedoch die gesamte Stahlherstellung der Voestalpine auf Wasserstoff umzustellen, würde der Konzern die 400-fache Kapazität von „H2Future“ benötigen, wird der Konzern von verschiedenen Medien zitiert. Wie das Prestigeprojekt nach dem Ende der Projektdauer mit Ende 2021 weiter finanziert wird, ist noch unklar. Klar ist nur, dass der Stahlkonzern die Anlage für Forschungszwecke weiterbetreiben möchte.

Verbund als europäischer Player
Gemeinsam mit Voestalpine forscht der Verbund im Rahmen von „H2Future“. Eines der drei wichtigen Strategieziele des Energiekonzerns ist die Positionierung des Unternehmens in der Entwicklung der europäischen Wasserstoffwirtschaft. Ziel dabei ist es, die Wertschöpfungskette zu erweitern – von der Erzeugung über den Transport und die Speicherung bis zum Vertrieb von grünem Wasserstoff. Mit der Verbund-Tochter Gas Connect Austria soll das Gasnetz fit für die Zukunft und den zukünftigen Transport von grünem Wasserstoff gemacht werden.

Auch der Aluminiumhersteller Amag hat im Zuge seiner Dekarbonisierungsstrategie dem Wasserstoff eine wichtige Rolle bei der Substitution fossiler Brennstoffe zugeteilt. Aber die Umstellung wird nicht ohne Schwierigkeiten erfolgen. Für den Wasserstoff brauche man Anlagen, die es nach aktuellem Stand der Technik zum Teil noch gar nicht gibt, erklärte Amag-Chef Gerald Mayr im vergangenen Herbst. Nun habe man mit ersten Grundlagenforschungen zu alternativen Energieträgern gemeinsam mit Partnern im universitären Bereich begonnen, so ein Amag-Sprecher. Hierbei geht es vorrangig darum, den Einfluss alternativer Energieträger auf die Qualität des erzeugten Aluminiums zu verstehen, vor allem auch, weil Wasserstoff mit Aluminium reagiere und Poren und Einschlüsse entstehen. Davon abgeleitet werden in weiterer Folge die erforderlichen Anpassungen in den Produktionsanlagen sowie in der Infrastruktur. So brauche man etwa die dreifache Menge an Wasserstoff, um die gleiche Menge an Energie zu bekommen wie aus Erdgas. Es brauche daher entsprechende Rohre und auch Platz, auch für Transformatoren.

Foto: OMV