Daten: Das neue Öl

Digitale Infrastruktur als Portfolio-Baustein.

Harald Kolerus. Zu Zeiten des großen Goldrauschs sind die Schürfer nicht immer reich geworden, gute Geschäfte machten aber auf jeden Fall die Verkäufer von Schaufeln und anderem notwendigen Equipment. Ähnlich verhält es sich in der Öl-Industrie, wo man als Ausrüster an den hohen Preisen „mitnascht“.

„Daten-Pipelines“
Nun sind „Daten das neue Öl des 21. Jahrhunderts“, wie ein wahres Wort sagt. Je mehr Daten verarbeitet werden, umso mehr gewinnt auch sogenannte „digitale Infrastruktur“ an Bedeutung. Denn gleichgültig, welche Unternehmen oder Technologien sich letztendlich im harten globalen Wettbewerb durchsetzen werden, auf Daten basieren sie alle. Das ist der Grundgedanke des „Open-End Partizipationszertifikat auf den Solactive Digital & Renewable Infrastructure Index“ (ISIN: DE000VV1HD38) von Vontobel.

„Ganz verknappt könnte man sagen: Hier investiert man in die Infrastruktur, die dafür sorgt, dass das Smartphone funktioniert. Aber natürlich steckt noch viel mehr dahinter: Digitalisierung beschränkt sich schon lange nicht mehr auf Internet-Surfen oder E-Mails verschicken. Ganze Logistik-Ketten, Smart-Cities, autonomes Fahren, Cloud Computing etc. sind auf digitale Infrastruktur angewiesen. Sie ist für Daten das, was die Pipelines für Öl sind“, erklärt Heiko Geiger, Zertifikate-Spezialist bei Vontobel, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier.

Enormes Wachstum
Wobei wir uns erst am Anfang einer rasanten Entwicklung befinden: 2022 werden es laut der IDC- „Digital Universe“-Studie voraussichtlich 1,8 Zettabyte sein, die an Daten durch die Welt rauschen (ein Zettabyte entspricht einer Milliarde Terabytes). Diese Zahl soll sich zudem alle zwei Jahre verdoppeln.

Ein weiteres anschauliches Beispiel: Laut einem Bericht der GSMA Intelligence werden bis 2025 rund 80 % der Weltbevölkerung mit ihrem Smartphone am digitalen Leben teilnehmen.

Zu diesem langfristigen und nicht zu stoppenden Trend kommt die aktuelle Situation hinzu. Geiger führt weiter aus: „Die hohe Inflation hat dazu geführt, dass klassische Infrastruktur-Unternehmen bei Investoren sehr gefragt sind, also z. B. Mautstraßen- oder Pipeline-Betreiber. Diese sorgen für stabile Cash-Flows und verfügen über Preissetzungsmacht. Ähnlich verhält es sich bei Unternehmen aus dem Bereich digitaler Infrastruktur, die sich somit als relativ konjunktur-resistent zeigen. Das verspricht einen gewissen Schutz in der aktuellen Gemengelage, die von Krisen und Inflation bestimmt wird.“

Risken beachten
Wobei der Experte ergänzt: „Veranlagt wird zwar in eher konservative Titel aus dem Digitalisierungs-Universum, aber es handelt sich noch immer um ein Technologie-Portfolio, und Technologie-Titel wurden zuletzt an der Börse abgestraft. Der Anleger muss sich also auch des Marktrisikos bewusst sein.“

Strenge Auswahl
Das Indexzertifikat investiert nun in sieben Bereiche: erneuerbare Energien, intelligente Netzbetreiber, Elektro-Ladeinfrastruktur, digitale Infrastrukturausrüstung, Betreiber von Mobilfunkmasten und Rechenzentren sowie digitale Breitbandanwendungen. Im Portfolio landen 20 Aktien führender Unternehmen aus den genannten Sektoren, die anhand von stabilen Finanzkennzahlen ausgesiebt werden. Einige Beispiele sind: National Grid (ISIN: GB00BDR05C01), Red Electrica (ES0173093024) oder Itron (US4657411066). Also Namen, die vielleicht nicht jedem Investor auf den ersten Blick geläufig erscheinen. Selektion und Neugewichtung erfolgen halbjährlich; das Produkt ist seit Anfang Mai an der Börse handelbar.

Foto: Pixabay / geralt