China: Positive Überraschungen?

BNP Paribas hält Aktien aus dem Reich der Mitte für attraktiv bewertet.

Harald Kolerus. Es waren nicht immer die besten Meldungen, die uns in jüngerer Vergangenheit aus China erreichten: Das Wirtschaftswachstum läuft nicht mehr so rund wie früher; Covid macht nach wie vor zu schaffen; der Staat greift in den Aktienmarkt ein; Skandale im Immobilienbereich. All das bereitet Kopfzerbrechen.

Risken beachten
Aktien-Expertin Jessica Tea erklärt gegenüber dem Börsen-Kurier, warum sie dennoch mit Optimismus in die Zukunft blickt. Sie ist Investment-Spezialistin für Asien und China bei BNP Paribas Asset Management. In Hongkong beheimatet, hat sie hautnahen Kontakt zum Marktgeschehen und gab in Wien ihr Wissen weiter: „Natürlich dürfen wir mit Blick nach China die Risiken nicht übersehen. Hierbei handelt es sich vor allem um die Covid-Lockdowns, die gesamte geopolitische Situation, Druck am Immobilienmarkt und Regulationsbestrebungen Pekings.“ Die gute Nachricht lautet dabei: „Was Immobilien und Regulatorien betrifft, scheinen wir das Schlimmste hinter uns zu haben, auch wenn man diese Themen nicht ganz vergessen darf.“

Qualität statt Quantität
Bezüglich Corona bleibt Peking hart, wechselt aber von einer Null-Toleranz zu einer „dynamischen“ Politik. Das heißt, es wird auf Massentests (Erreichbarkeit von Teststationen in Zentren innerhalb von 15 Minuten) und schnelle lokale Eindämmung gesetzt, bevor sich das Virus großflächig verbreiten kann. Auch Impfkampagnen werden forciert – hier hat China in der Altersgruppe über 80 Jahren noch Nachholbedarf. In Bezug auf die Gesamtwirtschaft steht statt quantitativem qualitatives Wachstum im Vordergrund: „Denn oberstes Ziel der Regierung ist es, für Stabilität zu sorgen und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Unterstützt werden die traditionelle Infrastruktur aber auch neuere Bereiche, wie der Aufbau einer kohlenstoffarmen Wirtschaft sowie die Modernisierung der IT- und Logistikbranche“, erklärt Tea.

Günstig bewertet
Was die Expertin positiv ins Treffen führt, sind die „sehr attraktiven Bewertungsniveaus chinesischer Aktien“. Diese finden sich bei einem KGV von 11, was für Luft nach oben sorgt und auf positive Überraschungen hoffen lässt. Deshalb ist der Aktienfonds „BNP Paribas China Equity“ (ISIN: LU0823425839) von einer zuvor defensiveren Ausrichtung jetzt aggressiver unterwegs. Wobei Stock-Picking, aktives Management, aber auch ein holistischer, also ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden. Auf Nachhaltigkeit wird dabei nicht vergessen: ESG-Faktoren spielen beim Investmentprozess eine gewichtige Rolle, zum Beispiel sollen kontroversielle Waffen, Kinderarbeit oder der Kohlebereich vermieden werden. „Die Liste der Ausschlusskriterien ist lang. Der Umgang mit ESG hilft uns dabei, den langfristigen Wert eines Unternehmens besser einschätzen zu können“, so Tea.

Spannende Aktien
Welche Titel landen nun aber im Portfolio? Hier einige Beispiele: Die drei größten Positionen bilden derzeit Netease, Tencent (beide aus der Kommunikationsbranche) und Meituan (Konsum). Eine Aktie, die für „grüne Innovation“ steht, ist wiederum Hongfa Technology. Das Unternehmen beschäftigt sich mit Forschung und Entwicklung, Herstellung und Verkauf von Relais-Produkten. Hongfa profitiert von der steigenden Nachfrage nach Relais und dem Wachstum bei Elektrofahrzeugen.

Bemerkenswert: Etwa 28 % des Fondsportfolios ist im Bereich „grüner Innovationen“ investiert, also in Unternehmen, die mit der Verringerung des Kohlenstoff-Fußabdrucks oder Verbesserungen der Energieeffizienz in Zusammenhang stehen.

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