Die richtige Balance

Aktien und Anleihen für ein breites ESG-Portfolio.

Harald Kolerus. Es gibt verschiedene Wege, sich nachhaltigen Investments anzunähern: Etwa mit Spezialprodukten, die sich auf einzelne Themen konzentrieren, wie z. B. Wasserkraft, Energieeffizienz, Klimawandel etc. Oder man setzt auf den breiten Markt, wählt dabei aber jene Unternehmen aus, die in Sachen Nachhaltigkeit die bessere Bilanz aufweisen. Der „Franklin ESG-Focused Balanced Fund“ (ISIN: LU2319533704) hat sich für die zuletzt genannte Alternative entschieden.

Kern-Investment
Marzena Hofrichter
, Fondsmanagerin bei Franklin Templeton Investment Solutions, erklärt im Interview mit dem Börsen-Kurier die grundsätzliche Konzeption des Produkts: „Wir sind bewusst in die Breite gegangen, der Fonds soll somit für Anleger ein Kern-Investment im ESG-Bereich darstellen, anstatt auf einzelne Themen zu setzen. Solche Themenfonds können gut gehen oder auch abfallen, der Investor ist hier von nur einem Bereich abhängig. Wir wählen hingegen Titel aus vielen Industriezweigen aus, die einen besseren ESG-Score aufweisen als ihre Mitbewerber.“ Aber natürlich darf nicht überall veranlagt werden: Ausschlusskriterien betreffen z.B. Verstöße gegen die Menschenrechte, kontroverse und nukleare Waffen, Fracking oder die Tabakindustrie.

Atomkraft, nein Danke
Allerdings, wo zieht man die Grenzen? Stichwort Nuklearenergie: Sie wurde bekanntlich von der EU als nachhaltig „geadelt“, in Frankreich ist sie ohnedies En Vogue, in Deutschland wird eine Verlängerungsphase der Atommeiler gerade heftig diskutiert. Und scheinbar hat die „schmutzige“ Kohlekraft auch noch nicht ausgedient, wie Überlegungen z. B. in Österreich zeigen. Hofrichter positioniert sich in diesem Zusammenhang klar: „Im Fonds haben Unternehmen, die einen Anteil von 10 % bei der Stromerzeugung aus Kohle oder 5 % bei AKWs überschreiten, keinen Platz. Daran wird sich erstmals nichts ändern, auch wenn die Situation aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise natürlich sehr ernst ist. Es gilt aber mehr denn je: Wir müssen möglichst schnell grüne Energien forcieren.“

Gegen Greenwashing
Der Börsen-Kurier wollte von der Expertin auch wissen, wie sich Anleger vor Greenwashing schützen können. Immerhin schießen an allen Ecken und Enden (vermeintlich?) grüne Fonds aus dem Boden, die Lage sei unübersichtlich. Hofrichter dazu: „Ich hoffe, dass es hier mit zunehmender Transparenz und Regulierungsmaßnahmen zu Verbesserungen kommen wird. Wir haben einen großen internen Pool an ESG-Spezialisten, holen uns aber gleichzeitig unabhängige Partner mit ins Boot. So ist es z. B. bei diesem Fonds das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG), das den hohen ESG-Standard verifiziert. Dessen sehr strenge Kriterien gelten für uns als Messlatte, der Franklin ESG-Focused Balanced wurde auch bereits mit zwei von drei möglichen Sternen ausgezeichnet, die vom FNG vergeben werden.“

Neutral gewichtet
Wobei der Fonds ein Multi-Asset-Produkt ist, soll heißen: Um die richtige Balance zu finden, investiert er in Aktien aus entwickelten Ländern rund um den Globus. Im Anleihen- und im Corporates-Segment ist er hauptsächlich auf Emissionen von Europäischen Ländern ausgerichtet. Wie geht nun das Fondsmanagement mit der derzeit extrem schwierigen Lage an den Finanzmärkten (geopolitische Spannungen, hohe Inflation, Zinswende, steigende Rezessionsgefahr) um? Hofrichter: „Unser Risikoappetit hält sich derzeit in Grenzen. Wir sind neutral positioniert, das heißt die Aktien-Anleihen-Quote liegt bei fifty-fifty. Derzeit sind Prognosen besonders schwierig, es gilt am Ball zu bleiben, tägliches Monitoring ist Pflicht.“

Foto: Zastrzezone / Jurek Murawski