Im Kreislauf gegen Krisen
Innovative Kreislaufwirtschaft macht Unternehmen resilienter gegen Lieferkettenengpässe.
Christian Sec. Vor dem Hintergrund zunehmender Verknappung endlicher Ressourcen und steigender Rohstoffpreise ist es besonders wichtig, die Kreislaufwirtschaft noch stärker zu fördern und gleichzeitig die Abhängigkeit von Rohstoffen zu verringern. So hat ein BMW-Joint-Venture in China erstmals einen geschlossenen Kreislauf zur Wiederverwendung der Rohstoffe Nickel, Lithium und Kobalt aus Hochvoltbatterien etabliert. Auch der innerdeutsche Konkurrent Mercedes-Benz plant demnächst eine Recyclingfabrik für Autobatterien. Wurde der Nutzen einer Kreislaufwirtschaft für die Umwelt bereits zuvor gesehen, so tragen die Krisen der vergangenen Jahre dazu bei, dass die Werterhaltung von Ressourcen auch zu einer ökonomischen Notwendigkeit wird. „Wir müssen das lineare System Schritt für Schritt ändern, bis es ersetzbar wird“, erklärte Karin Huber-Heim, Executive Director bei der Netzwerkorganisation Circular Economy Forum Austria, in einem Gespräch mit der Wirtschaftskammer.
Kreislauf als Mittel gegen Engpässe
Auch in den österreichischen Unternehmen schreitet die Kreislaufwirtschaft voran. Rund zwei Drittel des Abfalls beim Anlagenbauer Andritz wird bereits recycelt. Dies gilt für das Metall als Hauptbestandteil der Anlagen, aber auch für ausgewählte Materialfelder wie z. B. IT-Komponenten oder in der mechanischen Fertigung, wo Waren durch Reparatur bzw. Sanierung oder Produktbestandteile durch Recycling im Kreislaufprozess gehalten werden. Ziel des Unternehmens ist es, im Bereich der Zellstofffabriken keinen Abfall mehr zu produzieren. Nebenströme werden direkt in der Anlage wiederverwendet oder zu wertschöpfenden Produkten weiterverarbeitet. Der Geschäftsbereich Pulp & Paper bietet außerdem Second-Hand-Anlagen an, um Ressourcen zu schonen. „Durch das Refurbishing können so Lieferengpässe ausgeglichen werden“, erklärt dazu Michael Buchbauer, Head of Group Finance und Sprecher von Andritz, gegenüber dem Börsen-Kurier.
Auch das Lichttechnik-Unternehmen Zumtobel sieht in der Kreislaufwirtschaft eine Möglichkeit, Lieferengpässen entgegenzuwirken. Dabei hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, das Thema Kreislaufwirtschaft allumfassend zu fördern. So werden gemeinsam mit Lieferanten eingesetzte Materialien auf kritische Inhaltstoffe überprüft, der Anteil von Recyclingmaterial erfasst und die Recyclebarkeit systematisch erhoben. Produkte werden von Zumtobel dabei so gestaltet, dass einzelne Komponenten und Materialien voneinander getrennt werden können.
Der Ziegelhersteller Wienerberger verfolgt das Ziel, dass bis spätestens 2023 alle neuen Produkte zu 100 % wiederverwendbar oder recyclebar sind. Eine wichtige Forderung von Experten zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft stellt das Urban Mining dar. Dabei dienen Städte als Rohstoffquelle. In ihnen haben sich große Mengen an Stoffen angesammelt, die es im Wertkreislauf zu halten gilt. Wienerberger setzt diese Forderung bei einem Dachziegelprojekt in Deutschland um. Ziegeln werden aus Abbruchgebäuden produziert. Mit solchen Maßnahmen steigert das Unternehmen laut eigenen Angaben den Anteil an Sekundärrohstoffen bzw. Recyclingstoffen in der Produktion.
Foto: Wienerberger