Indien rückt beim Marktvolumen weiter auf

Der steigende Mittelstand weckt auch an der Börse Fantasien.

Roman Steinbauer. Ende Juli ließen die Vereinten Nationen mit einem Hinweis aufhorchen: Nach der jüngsten Revision zur Weltbevölkerungsentwicklung werde die Anzahl der Einwohner Indiens jene Chinas bereits im kommenden Jahr übertreffen. Werden dem Subkontinent aktuell 1,406 Mrd Menschen zugerechnet, liegen die 1,412 Mrd Einwohner Chinas noch voran. Bereits im Jahr 2050 soll Indiens Bevölkerungsgröße aber an 1,7 Mrd herankommen. In dieser Zeitspanne dürfte sich Chinas Population bereits auf bis zu 1,31 Mrd Menschen reduziert haben.

Die Rupie legt kräftig zu
Die Mittelschicht und deren Kaufkraft wachsen. Indiens ältestem Wirtschaftsinstitut, NCAER, zufolge, stieg in den vergangenen drei Jahren der zur Mittelschicht zurechenbare Anteil auf mehr als 700 Mio Menschen. Die Arbeitslosenrate konnte laut dem Centre for Monitoring Indian Economy (CMIE) mit 6,8 % bisher aber nicht weiter gesenkt werden. Die Gesamtkapazität an Posten ging im Juni sogar um 13 Mio auf nunmehr 390 Mio zurück. Der günstigen demographischen Entwicklung steht der Bremsklotz einer nicht ausgebauten Gesundheitsvorsorge und eines niedrigen breiten Bildungsniveaus entgegen. Positiv fällt die mäßige Inflationsrate von 7,01 % für Juli auf. Das Statistik-Ministerium Indiens konnte somit eine tiefere Teuerung als der Euroraum (8,6 % im Juni) präsentieren. Durch die teuren Energieimporte weist das Handelsministerium mit -26,2 MrdINR (323 MioE) für Juni ein Rekorddefizit der Import-Export-Balance auf. Stark ist die Industrieproduktion unterwegs. Der Mai brachte auf Jahresbasis eine Expansion um beeindruckende 19,6 %. Das BIP-Wachstum blieb mit 4,1 % für das 1. Quartal auf Jahresbasis moderat (der Wert für das 2. Quartal ist noch nicht veröffentlicht). Der Umfang der Währungsreserven stieg bis Jahresende 2021 kontinuierlich auf 636 MrdUSD (624 MrdE). Steil im Wachstum befinden sich die Konsumentenkredite, die nach Angaben der Reserve Bank of India seit Mai im Zwei-Wochen-Takt um 12 bis 14,4 % anzogen. Am Devisenmarkt drehten sich die Relationen seit 16 Monaten deutlich. Erodierte die Rupie seit der Jahrtausendwende um insgesamt 50 % zum Euro, stieg die Währung unterdessen seit April 2021 gegenüber unserer Handelseinheit um 10 % auf 81 INR pro Euro deutlich an.

Gesuchte Bankwerte
Der indische Sensex Index (ISIN: QT0009982759) zeigt im Verhältnis zu westlichen Börsen indes eine relative Stärke. Dieser steht im-merhin mit mehr als 58.300 Punkten gerade einmal 5 % unter seinem Rekordhoch von 62.000 Zählern im Oktober 2021. Zuletzt stachen vor allem Banktitel wie die IDFC First Bank (NE092T01019), Bank of Baroda (INE028A01039), South India Bank (INE683A01023) oder die Bank of India (INE084A01016) hervor. Genannte Werte stiegen während der letzten Wochen um bis zu 30 %. Fulminant ist zudem der Aufschwung der Papiere des Agro- und Bio-Energie-Unternehmens Shree Renuka Sugar (INE087H01022), die heuer bereits um mehr als 60 % marschierten, oder jene des Konsumartikelherstellers ITC, die um 40 % zulegten.

Schwach tendierten seit 1. Jänner hingegen Vertreter der Technologiesparte wie Zomato (INE758T01015; -55 %), Suzlon Energy (NE040H01021; -40 %), Jaiprakash Power (INE351F01018; -20 %) oder Orient Green Power (INE999K01014; -55 %), nachdem 2021 ein steiler Anstieg voran ging.

In der Autobranche zeigt Tata Motors (INE155A01022) seitwärts, während Bajaj-Titel (INE917I01010) nach oben streben. Valoren des Stahlherstellers Steel Authority of India (INE114A01011) beginnen sich nach einem monatelangen Abdriften hingegen zu fangen.

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