Sachwerte als Inflationsschutz

Was schützt wirklich vor Inflation? Der Börsen-Kurier zeigt Zahlen, Daten und Fakten.

Michael Kordovsky. Bei Inflationsschutz fällt den meisten auf Anhieb physisches Gold ein. Aber den Goldpreis prägen langjährige unberechenbare Kursbewegungen und auch jahrzehntelange Durststrecken. Bis das Preishoch aus dem Jahr 1980 (umgerechnet 850 Euro) wieder erreicht wurde, dauerte es bis 2008. Seit dem Jahresende 2008 stieg der Goldpreis per Ende August 2022 um 5,2 % p.a. Das deckt zwar die Inflation ab, ist allerdings eher mäßig für die enormen langfristigen Schwankungsbreiten. Doch wenn es wirklich kritisch wird, ist auf Gold Verlass. In Deutschland zeigte Gold in den Jahren 1913 bis zum Höhepunkt der Hyperinflation von 1923 solide Inflationsschutzeigenschaften. In diesen zehn Jahren stieg der Lebenshaltungskostenindex des Statistischen Reichamtes explosionsartig an, während sich der Preis für eine Feinunze Gold mehr oder minder real hielt.

Immobilien nur mäßiger Schutz
Ebenfalls häufig als Inflationsschutz erworben werden Wohnungen, da deren Mieterträge an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Doch Immobilien konkurrieren als Geldanlage auch mit Anleihen um Investoren, somit sind steigende Zinsen schlecht und fallende gut für den Preis. Letzteres ist aber mehr in Zeiten sinkender Inflationsraten der Fall.

Wie sieht es dann langfristig aus? Die Corona-Krise und die Eigendynamik des boomenden Marktes führten dazu, dass bundesweit in Österreich die Wohnimmobilienpreise seit dem vierten Quartal 2020 kontinuierlich auf Jahresbasis zweistellig steigen (10 bis 13,1 %). Doch auf derartige Phasen folgten dann wieder Durststrecken. So führten beispielsweise die Ostöffnungseuphorie und die EU-Beitrittsspekulation in Österreich Anfang der 1990er-Jahre Beitritt dazu, dass in den Jahren 1988 bis 1992 in Wien die Wohnimmobilienpreise jeweils um 11,5, 18,2, 26,1, 20,6 bzw. 16,0 % anstiegen. Von 1993 bis 2004 hingegen lag die Bandbreite bei -4,9 bis +1,8 %.

Eine Untersuchung von Rothschild & Co auf Basis von Daten der FRED-Datenbank der St. Louis Fed und von Bloomberg bescheinigte Häusern im Zeitraum von 1991 bis 2021 eine Realrendite von 2,3 % p.a., verglichen mit 3,2 bei Gold und 9,4 % bei Aktien.

Einen hervorragenden Inflationsschutz bietet laut einer Untersuchung von HQ Trust im Zeitraum Dezember 2000 bis September 2021 aber Private Equity (PE). PE-Fonds (Buyout, Expansionskapital und Venture Capital) werfen langfristig Renditen in zweistelliger Größenordnung ab. Laut HQ Trust liegt die PE-Performance in Quartalen mit einer US-Inflation von unter 1,5 % (25 % der Quartale) bei 10 % p.a. Im Falle einer Inflation in der etwaigen Größenordnung von 1,5 bis 2,5 % sind es 11 % und bei über 2,5 % (35 % der US-Quartale) Inflation steigt die Performance auf 17,3 %. Die Durchschnittsperformance lag bei 12,9 % p.a.

Schöner anlegen
Seltene Farbedelsteine sind in den vergangenen 27 Jahren um 4 bis 8 % p.a. gestiegen, Rubine im Schnitt um 8 % p.a., blaue Saphire und Smaragde je nach Qualität um 4 bis 6 % p.a. Allerdings sollten Edelsteine nur mit Zertifikaten unabhängiger gemmologischer Labore gekauft werden. Die erforderlichen Mindestinvestments liegen bei rund 3.000 E pro Edelstein.

Auch Oldtimer können sich lohnen und höhere Wertzuwächse als die Inflation erzielen. Der vom VDA veröffentlichte Oldtimer-Index stieg von 1999 bis 2021 geometrisch (CAGR) um 4,7 % p.a. Die Fahrzeugwerte ermittelt der Bewertungsspezialist Classic-analytics. Doch Vorsicht: Der Erhalt eines Oldtimers kostet Geld. So fallen beispielsweise Stellkosten und Betriebskosten an. Damit der Inflationsschutz greift, sollte deshalb in rare und teurere Fahrzeuge investiert werden.

Foto: Adobe Stock / Sergey Kohl