Aktien für turbulente Zeiten

Zahlreiche Krisen belasten die Börsen, selektives Vorgehen ist gefragt.

Raja Korinek. Die schlechten Nachrichten an den Finanzmärkten reißen nicht ab. Allein im September stieg die Inflation in der Eurozone im Jahresvergleich um 10 %. In Österreich erreichte das Plus sogar 10,5 %. Das wirft Fragen zur weiteren Entwicklung an den Börsen auf. Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy & Research bei der Berenberg Bank, meint in diesem Zusammenhang: „Während im vierten Quartal 2022 viele politische Risiken, so etwa die Wahlen in den USA und in China, lauern, dürften die entscheidenden Themen sein, ob es eine starke Rezession gibt, ob die Inflation ihren Höhepunkt gefunden hat und wie die Zentralbanken darauf reagieren werden.“

Die Märkte dürften damit mehr von makroökonomischen Geschehnissen angetrieben werden, so Urbahn. „Zudem dürften die Reduzierung der Anleihekäufe und die Zinserhöhungen der Zentralbanken zu weniger Liquidität führen.“ Dieser Umstand könnte auch auf den Aktienmärkten lasten. Doch das ist nicht alles. Die Gefahr von Energieknappheiten in Europa sowie pandemiebedingte Einschränkungen in China setzen das globale Wachstum unter Druck, so Maximilian Kunkel, UBS-Chefanlagestratege in Deutschland.

Defensive Aktien im Fokus
Kunkel meint, „wir bevorzugen daher die Ausrichtung auf Teile des Markts, die sich im Fall einer langsameren Wirtschaftsaktivität als robust erweisen sollten“. Bei Aktien seien dies laut UBS unter anderem das Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter. Zu letzterem Sektor zählen etwa Güter des täglichen Bedarfs, wie sie Nestlé (ISIN: CH0038863350), Unilever (GB00B10RZP78) und Procter & Gamble (US7427181091) produzieren.

Auch beim Vermögensverwalter Aviva Investors verfolgt man einen Ansatz, mit dem man durch turbulente Zeiten möglichst schwankungsarm navigieren möchte. Francois de Bruin, Co-Fondsmanager des „Aviva Investors Global Equity Endurance Fund“ (LU1401110231), sagt gegenüber dem Börsen-Kurier, dass der Fokus auf jenen Konzernen liege, denen es gelingt, selbst im schwierigen Umfeld solide Gewinnmargen zu erzielen.

Hohe Gewinnmargen
Doch wie sieht die Umsetzung aus? Im Aviva-Fonds liegt die durchschnittliche Brutto-Gewinnmarge der Unternehmen bei rund 60 %, damit ein gutes Stück über dem Schnitt im „MSCI All Country World Index“ (MSCI ACWI), wo diese bei 33 % liegt. Dafür aber sind die – aktuell 31 – Titel im Fonds mit einem durchschnittlichen KGV von 22 teurer bewertet als die Aktien im MSCI ACWI (14).

Zu den Fondsinvestments zählt etwa die Kreditkartenfirma Mastercard (US57636Q1040). Der Konzern profitiert von steigenden Preisen, da dann mehr Gebühren, als Prozentsatz vom Einkaufsumsatz, lukriert werden. Technologiewerte wie der US-Softwarehersteller Intuit (US4612021034) sowie Alphabet (US02079K3059) zählen ebenso zu den größten Positionen. Letzterer Konzern profitiert vom wachsenden Geschäft mit der Cloud.

Zuletzt wurde auch bei der britischen Rentokil Initial (GB00B082RF11) eine kleine Position gekauft. Das Unternehmen verkauft Schädlingsbekämpfungsmittel. De Bruin verweist auf die geplante Übernahme des US-Rivalen Terminix. „Damit wird Rentokil einen globalen Anteil von rund 30 % am Markt für Schädlingsbekämpfung haben.“ De Bruin zufolge dürfte die Nachfrage nach solchen Mitteln weltweit steigen. Grund dafür sei die globale Erderwärmung, die das Ausbrüten begünstigt.

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