Biotech-Sektor: Riskant, aber auch chancenreich

Das Ende des günstigen Geldes traf die Branche hart.

Roman Steinbauer. Als der Nasdaq Biotechnology Index (ISIN: XC0006170267) am 10. August 2021 mit 5.500 Punkten einen neuen Rekordstand markierte, hätte wohl niemand auf eine Dezimierung um ein Drittel gewettet. 14 Monate später, mit aktuell 3.840 Punkten, steht der Biotech- und Pharma-Aktienkorb mit einem derartigen Abschlag schwerer getroffen da als der Technologie-Index Nasdaq 100 (-27 %). Während der Kurseinbruch bei Schwergewichten wie Incyte (US45337C1027) mit -10 % angesichts der herben Marktsituation in dieser Zeitspanne noch bescheiden ausfiel, wurden Aktien wie Eterna Therapeutics (US1140822099) regelrecht pulverisiert. Klar positiv gegen den Trend stemmten sich Titel von Gilead Sciences (+10 %, US3755581036), jene der Vertex Pharmaceuticals (+45 %, US92532F1003) sowie von Angen (US0311621009), die heute um 10 % höher stehen als im Sommer des Vorjahres.

Schmerzlich bergab ging es hingegen bei Valoren des auf Epilepsie und neurologische Störungen spezialisierten Arzneimittelherstellers Ovid Therapeutics (notiert auch in Frankfurt; US6904691010), die um 60 % einbrachen. Während für die Aktie im Juni 2020 noch mehr 7 € aufgebracht werden mussten, sind derzeit noch 1,62 € zu berappen. Noch drastischer erwischte es den European Biotech Index (DE000A2BL3K0), der ebenso im August 2021 mit 191 Punkten einen Höchststand verzeichnete. Der Branchenbarometer liegt mit 113 Punkten nun um bittere 40 % tiefer.

Hohe Forschungskosten fressen Liquidität
Selbst die Strategie, Papiere schuldenfreier und mit Liquidität ausgestatteter Gesellschaften zu erwerben, ging keineswegs auf. Gelingt es nicht, ein vielversprechendes Produkt zur Marktreife zu bringen, wird der Cash-Bestand Quartal für Quartal durch die Forschungstätigkeit „verbrannt“. In diese Kategorie fallen das auf die Krebstherapie fokussierte Biopharmazeutika-Unternehmen NextCure (US65343E1082) oder Savara (Atemwegstherapie, US8051111016). Binnen zwölf Monaten knickten Next-Cure-Aktien um 65 % ein, Savara-Titel kommen seit einem massiven Einbruch 2019 aus einem Seit-wärtskanal trotz Ausbruchsversuchen nicht heraus.

Die Analysten des Analyse-Hauses Morningstar stufen Titel des Biotech-Segments in die riskanteste, aber auch chancenreichste Aktienkategorie ein. Dies ergebe sich durch die im Erfolgs- und Idealfall eintretende Perspektive, in einem milliardenschweren Markt Fuß zu fassen. Aber auch die Scheiterquote sei überproportional. Die oft hohe Volatilität der Aktien werde ständig von anstehenden Daten zu Studien im späteren Stadium zu Zulassungsverfahren der FDA (Food and drug administration) oder weiteren globalen Regulatoren begleitet. Trotz aktuell schwieriger Rahmenbedingungen habe der Biotech-Sektor aber durch immer weitere Innovationen bewiesen, für Investoren eine spekulativ interessante Alternative zu sein.

Mit Fonds in Erwartung der nächsten Welle
Die UBS Bank offeriert mit dem in Luxemburg domizilierten „UBS E.F. Biotech“ (LU0400035332) einen auf US-Dollar lautenden thesaurierenden Aktienfonds. Bei dem von Morningstar mit vier von fünf Sternen ausgestatteten Produkt sind 1,08 % an jährlichen Gebühren zu kalkulieren. Der Einstieg ist mit einem Ausgabeaufschlag von 5 % nicht kostengünstig, außerdem ist im volatilen Biotech-Sektor die nötige Expertise um Chancen zeitgerecht wahrzunehmen für das Management anspruchsvoll. Ebenso einen akkumulierenden Fond stellt der heimische „Erste Stock Biotec – R01 EUR ACC“ (AT0000746755) dar. Die jährlichen Gebühren sind hier mit 2 % höher, der Ausgabeaufschlag mit 4 % etwas geringer.

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