Nachhaltige Zinsen im Fokus

Grüne Anliegen werden immer öfter über den Kapitalmarkt finanziert.

Raja Korinek. Die hohe Inflation hat in fast allen Regionen rund um den Globus die Zinswende eingeläutet. Das hinterlässt auch Spuren auf den Anleihemärkten. Deren Kurse sind angesichts dieser Entwicklungen kräftig gesunken. Der Grund dafür: Bestehende Bonds sind nach der Zinswende weniger wert als jene Papiere, die danach neu begeben werden.

Die Entwicklung hat freilich auch Green und Social Bonds erfasst, deren Erlöse für nachhaltige Zwecke eingesetzt werden. Konkret werden etwa Green Bonds zur Finanzierung von Umweltprojekten begeben. Deren Emissionen erreichten im ersten Halbjahr 2022 laut „Climate Bonds Initiative“ gut 218 MrdUSD, wobei dies ein Rückgang von 21 % im Vergleich zum Vorjahreswert war. Doch das könnte sich bald wieder ändern.

Energiekrise beschleunigt die Wende
Die Energiekrise, die vor allem Europa hart trifft, könnte nämlich die Energiewende noch weiter beschleunigen – und damit auch die Emissionstätigkeit von Green Bonds befeuern, um notwendige Finanzierungen aufzubringen, meint Edith Siermann, Head of Fixed Income and Responsible Investing bei NNIP, gegenüber dem Börsen-Kurier. Siermann mahnt dennoch, den Verwendungszweck der Green-Bond-Erlöse genau zu hinterfragen. Denn wichtig sei, ob ein Unternehmen grundsätzlich um die grüne Wende bemüht ist. Bei NNIP werden 30 % der globalen Green-Bond-Projekte abgelehnt, da sie nicht die strengen Kriterien der Methodik des Vermögensverwalters erfüllen, betont die Expertin weiters.

Siermann verweist zudem auf jüngste Marktentwicklungen: Immer mehr Unternehmen emittieren inzwischen solche Papiere aus den unterschiedlichsten Sektoren. Auch regional betätigen sich Unternehmen und Staaten zunehmend als Emittenten. „Damit lässt sich mit Green-Bond-Investments eine breitere Diversifizierung erzielen“, konstatiert Siermann.

Tatsächlich führte im ersten Halbjahr 2022 China die globale Emissionstätigkeit mit rund 48 Mrd USD an, gefolgt von Deutschland. Im „NN (L) Green Bond Fund“ (ISIN: LU1536922468) wird dabei vorwiegend auf Schuldner mit guter Bonität gesetzt.

Obendrein wird grundsätzlich in Euro-denominierte Papiere investiert. Größte Fondspositionen entfallen derzeit auf den französischen und den belgischen Staat, sowie die EU.

Vielfältige Nachhaltigkeit
Überhaupt wird der globale Markt für nachhaltige Anleihen immer vielfältiger. Ein jüngerer Bereich, der ebenfalls Aufwind erfährt, ist jener für Social Bonds. Bei diesen Anleihen fließen die Mittel in Projekte mit positivem sozialem Einfluss. So werden etwa leistbare Wohnungen, ein günstiger Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen und Ausbildungsprogramme finanziert, so Tammie Tang, Fondsmanagerin des „Threadneedle (Lux) – European Social Bond Fund“ (LU2170387828).

Mit rund 50 % entfällt geografisch der größte Anteil auf Europa, wobei das globale Marktvolumen rund 2 BioUSD umfasst. Einen kräftigen Schub bekam der Social-Bonds-Markt zuletzt von der Covid-19-Pandemie, fügt Tang noch hinzu.

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