US-Small-Caps sind aktuell interessant
Für Experten haben Firmen aus den Staaten gegenüber europäischen die Nase vorn.
Patrick Baldia. Am 8. November ist es so weit: In den USA stehen die mit Spannung erwarteten Midterms bzw. Kongress-Zwischenwahlen an. Konkret werden an diesem Tag alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie 35 Senatoren neu gewählt. Wieso ist das für den Börsen-Kurier erwähnenswert? „In der Vergangenheit waren die Midterms statistisch gesehen ein Wendepunkt für die Finanzmärkte und insbesondere für die Aktienmärkte“, so François Rimeu, Senior Strategist bei La Française Asset Management.
Tatsächlich: Historisch hat der S&P 500 in den zwölf Monaten nach den Midterms eine überdurchschnittliche Rendite von 16,3 % erzielt. „Das gilt insbesondere für die Ein- und Dreimonatszeiträume nach den Zwischenwahlen“, konkretisiert Rimeu.
Was das Wahlergebnis betrifft, so scheint jedenfalls am wahrscheinlichsten, dass die Demokraten den Senat behalten und die Republikaner das Repräsentantenhaus gewinnen. In der Vergangenheit hat diese Konstellation zu Verfahrensfragen, teilweisen Regierungsstillständen und Diskussionen über die Schuldengrenze geführt.
Egal wie man zu solchen und ähnlichen – vermeintlichen – Gesetzmäßigkeiten stehen mag. Schaut man sich die generellen Rahmenbedingungen an, so spricht einiges für die USA. Diese befinde sich in Bezug auf das Wachstum wahrscheinlich in einer gesünderen Position als Europa, so Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers. Er verweist darauf, dass die EZB der Fed nachhinke und bestrebt sei, die Inflationserwartungen nach unten zu drücken, selbst wenn das Abwärtsrisiken für die Wirtschaft mit sich bringe.
„Auch die Energiesituation ist in den USA anders als Europa“, so Iggo weiter. Während die USA Selbstversorger wären, habe Europa damit zu kämpfen, sich an das Ausbleiben russischen Gases anzupassen. Und Pläne, die russischen Öleinfuhren ab Anfang 2023 auf null zu reduzieren, könnte die Energieknappheit noch verschärfen. Für den AXA-Experten ist das ein schlechtes Omen für das Wachstum in Europa: „Das heißt, dass der Unternehmenssektor im Vergleich zu den USA, wo die Bilanzen und der Verschuldungsgrad nach wie vor komfortabel sind, schwächer ist.“
Allen Argumenten für die US-Wirtschaft bzw. den -Unternehmenssektor zum Trotz, nicht von der Hand zu weisen ist, dass US-Aktien nicht gerade günstig sind. Bei T. Rowe Price ist man jedenfalls der Ansicht, dass gerade die Bewertungen für kleinere US-Unternehmen bzw. Small-Caps sprechen. „Sie waren sicherlich selten ein derart überzeugendes Investitionsargument wie heute“, so Portfolio-Manager Curt Organt. Die seit dem vierten Quartal anhaltende pauschale Verkaufswelle habe die relativen Small-Cap-Bewertungen auf ein Allzeittief gedrückt.
Small Caps bei Börsen-Comeback stärker
Für ein Aktien-Engagement in kleineren US-Unternehmen spreche darüber hinaus, dass diese in Zeiten mit hoher Inflation und steigenden Zinsen üblicherweise besser abschneiden als Large-Caps. „Auch in Börsen-Erholungsphasen nach einer Rezession wären Small-Caps historisch typischerweise an der Spitze gestanden und erzielten danach mehrere Jahre lang eine Outperformance gegenüber ihren größeren Pendants“, so der Fondsmanager des „US Smaller Companies Equity Strategy“ (ISIN: LU0133096981), in dem derzeit Molina Healthcare die größte Position auf Unternehmensebene ist. Auf Sektorenebene sind in seinem Fonds wiederum Industriewerte und Unternehmensdienstleistungen am stärksten gewichtet.
Wann kann man mit dem Comeback der US-Börsen rechnen?
Bei AXA Investment Managers geht man jedenfalls davon aus, dass sich der US-Aktienmarkt stark erholen wird, sobald es zu besseren Zahlen beim Kern-Verbraucherpreisindex komme.
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