Lohnt der Blick nach Fernost?

Trotz der Turbulenzen: Experten sehen nunmehr Chancen.

Raja Korinek. Das Ergebnis war wenig überraschend: Am 20. Parteitag wählte die Kommunistische Partei Chinas Xi Jinping einmal mehr zum Generalsekretär. Alec Jin, Investment Director, Asian Equities bei Abrdn, zieht dazu ein klares Fazit: „Xi rief in seiner Rede zu größerer Eigenständigkeit und Stärke in Wissenschaft und Technologie auf. Damit unterstrich er einen wirtschaftspolitischen Mix, bei dem Wirtschaft und Wachstum nach wie vor an erster Stelle stehen, aber Sicherheit, Gleichberechtigung und Autarkie einen höheren Stellenwert erhalten.“

Genau dieses Abwägen lässt manche Marktbeobachter auch an den ambitionierten Wachstumszielen des Landes ein wenig zweifeln. Mark Davids, er ist Co-Fondsmanager des „JPMorgan Funds – Asia Growth Fund“ (ISIN: LU0169518387) von J.P. Morgan AM, verweist auf die von der Regierung verkündeten Wachstumsprognosen von 5,5 % für das heurige Jahr. Davids glaubt nicht, dass sie erreicht werden.

Die strenge Corona-Politik hinterlässt tiefe Spuren im Wirtschaftstreiben, ebenso wie die restriktiveren Vorgaben für Kredite im Immobiliensektor. Aus diesem Grund befinde sich das einstige Zugpferd des Landes derzeit in einer Negativspirale.

US-Exportkontrollen belasten
Davids verweist auch auf geopolitische Spannungen, die kurzfristig ein trüberes Umfeld für Investoren geschaffen haben. Er zählt dazu die wachsenden Spannungen mit Taiwan, Handelssanktionen und Exportkontrollen in bestimmten strategischen Branchen. So verabschiedeten die USA Anfang Oktober neue Ausfuhrbeschränkungen für Mikrochips. Die Beschränkungen legen fest, dass Unternehmen US-Exportlizenzen für den China-Export von gewissen Fertigungsanlagen für besonders moderne Mikrochips beantragen müssen.

Bei J.P. Morgan AM rechnet man angesichts all solcher Entwicklungen nur mit einem BIP-Wachstum von rund 3 % für das laufende Jahr in China. Doch wie sieht es in andern Asien-Pazifik-Regionen aus? Den zyklischen Abschwung in der globalen Halbleiterindustrie bekommen etwa Südkorea und Taiwan negativ zu spüren. Demgegenüber profitierte Indonesien von der Preishausse bei Rohstoffen. Das Land verfügt über große Nickelreserven und exportiert jede Menge Palmöl. Indien erlebt einen Aufschwung, der unter anderem von der wachsenden Mittelschicht beflügelt wird.

Günstiger Asien-Index
Unter dem Strich gingen die weltweiten Marktturbulenzen an der Region jedoch nicht spurlos vorbei. Auch der MSCI AC Asia Pacific (ohne Japan) verlor kräftig an Wert. Zumindest aber biete dieser Umstand interessante Kaufgelegenheiten, findet Davids und verweist als Beispiel auf den Kurs-Buchwert des Indexes. Dieser sei zuletzt auf günstige 1,4 gesunken.

Wie aber geht der Experte vor? Chinesische Aktien sind mit rund 31 % ein gutes Stück untergewichtet. Dazu zählen etwa der Internetkonzern Tencent (KYG875721634) sowie der Versicherer AIA (HK0000069689). Mit rund 11 % ist Indonesien hingegen besonders hoch im Vergleich zum Index gewichtet. Dazu zählt die Bank Central Asia (ID1000109507). Sie sei gut aufgestellt und profitiert nun auch von der Zinswende, so Davids. Über-haupt sind Finanztitel am höchsten im Fonds gewichtet.

China-Tech im Fokus
Und wie sieht es in anderen Portfolios aus? Auch im „Invesco Asian Equity Fund“ (LU1775951525) hält man derzeit viel von Indonesien. Aus China zählen gleich drei IT-Werte zu den größten Fonds-Positionen, so nebst Tencent auch Alibaba (US01609W1027) und JD.com (US47215P1066).

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