Öffentliches und privates Kapital notwendig
Im Kampf gegen den Klimawandel hat der Finanzsektor eine Brückenfunkton.
Harald Kolerus. Rund 2,4 Bio USD werden Entwicklungsländer bis 2030 aufwenden müssen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken – und das jährlich. Auch in den hochentwickelten Industrienationen sind Billionenbeträge notwendig, damit das 1,5-Grad-Ziel von Paris hoffentlich doch noch verwirklicht wird. Diese und viele andere interessante Zahlen erfuhr man im Seminar „Das Gute Geld – Investieren mit MehrWert“, ins Leben gerufen vom Klimabündnis Oberösterreich und dem Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen.
Schnell die Welt retten
Bereits zum 6. Mal veranstaltet, lautete das Motto heuer: „Wege aus der Energiekrise – Können uns erneuerbare Energien retten?“ Prof. Timo Leukefeld, Energieexperte und Unternehmer, bejahte diese Frage in seiner Keynote: „Eine Rettung aus der Energiekrise ist möglich, es muss sich aber auch finanziell für die Beteiligten rentieren.“ Dazu brauche man neue Konzepte und Geschäftsmodelle, die er als den „ganz großen Hebel“ bezeichnete. Wobei Leukefeld auf die Konzeption emissionsarmer Immobilien mit Schwerpunkt Ein- und Mehrfamilienhäuser spezialisiert ist.
Als neues Geschäftsmodell stellte er eine Flat-Rate-Miete vor und führte aus: „Heute zahlen wir für eine Kaltmiete, für Wärme, Strom und an der Tankstelle. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Sinnvoller ist eine Flat-Rate-Miete, die all diese Komponenten vereint und die für fünf Jahre fix ist.“ Der Vermieter könne die gesamten Leistungen bündeln und aus einer Hand anbieten. Laut Leukefeld würde das die Rendite erhöhen und gleichzeitig Wohnen günstiger machen. Voraussetzungen seien dabei Anfangsinvestitionen in ökologischen Wohnbau, inklusive Solaranlagen auf Dächern und Fassaden (letztere sind immer frei von Schnee), Infrarotheizung, hausinterner E-Tankstelle uvm.
Österreich: Gut aufgestellt
Der hauptsächlich in Deutschland unternehmerisch tätige Leukefeld hatte auch durchaus Lob für Österreich parat: „Oft blicke ich neidvoll nach Österreich, wie weit man hier in vielen Gebieten schon ist, das gilt vor allem für den Bereich Gebäude und Energie.“
Die gute Ausgangslage der Alpenrepublik bestätigte Kristina Haselgrübler, Leiterin des Umweltcenters Raiffeisenbank Gunskirchen: „Österreich befindet sich durch die starke Positionierung von Wasserkraft und Biomasse in einer komfortablen Situation.“ Immerhin stammen rund 42 % der Energieproduktion hierzulande aus erneuerbaren Quellen, was allein die Stromerzeugung betrifft, sind es sogar über 80 %. Dennoch sind weitere hohe Investitionen in alternative Energien, Effizienz, Infrastruktur etc. dringend notwendig. „Banken und prinzipiell die
Finanzwirtschaft spielen hier ebenso eine große Rolle wie Bürger und Politik“, war eine mehrmals getätigte Schlüsselaussage der Veranstaltung.
Hohe Investments nötig
Stefan Sengelin, im heimischen Klimaministerium in leitender Position mit nachhaltiger Wirtschaft beschäftigt, bestätigte: „Der Finanzsektor stellt eine Brückenfunktion dar, um Investments in den Bereich erneuerbarer Energien zu erleichtern. Wir benötigen öffentliches und privates Kapital, um aus dem fossilen System auszusteigen.“ Tatsächlich ist der Finanzierungsbedarf enorm: An die 16 Mrd Euro pro Jahr sind in Österreich notwendig, um bis 2030 die Pariser Klimaziele zu erfüllen.
Norbert Rainer, Geschäftsführer Klimabündnis Oberösterreich, fasste zusammen: „Beim Klima denkt man vielleicht nicht gleich ans Investieren, aber gerade als Anleger kann man sehr viel bewirken. Man sollte sich die Frage stellen: Arbeitet mein Geld für Klimaschutz und eine bessere Zukunft, oder hilft es womöglich Atom- und Ölkonzernen oder unterstützt die globalisierte Agrarlobby und die Regenwaldzerstörung?“
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