Rüstungsaktien ins Portfolio?

Produzenten profitieren von den weltweit höheren Verteidigungsbudgets.

Michael Kordovsky. In Europa kosten kriegsbedingte Lieferunterbrechungen Verbraucher über höhere Inflationsraten viel Geld. Einen Teil davon könnten Kursgewinne bei Rüstungsaktien kompensieren, die aufgrund akzeptabler Bewertungen und solider Absatzmärkte fundamental nach unten abgesichert sind.

Bereits vor dem Ukraine-Krieg waren die Verteidigungsausgaben hoch. Laut Stockholm International Peace Research Institute stiegen sie 2021 weltweit (das siebente Jahr in Folge) um 0,7 % auf rund 2.180 Mrd Euro. Mit 3,5 % Zuwachs ist dabei die Region Asien-Pazifik der Wachstumsträger. Doch der Ukraine-Krieg führt auch dazu, dass die Nato-Länder ihre Sicherheitsetats erhöhen. Deutschland stellt ein 100-Mrd-Euro-Sonderbudget für die Bundeswehr zur Verfügung und der Kurs der Rheinmetall-Aktie (ISIN: DE0007030009) stieg von Feber bis Ende Juni 2022 um 120 %.

Rheinmetall und Hensoldt
Rheinmetall gilt als Profiteur der Neuausrichtung der Politik vieler Länder nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine, doch zuletzt belasteten Meldungen, wonach sich verzögerte Entscheidungen Australiens negativ auf den Auftragseingang 2022 auswirken könnten. Rheinmetall rechnet aber nach wie vor damit, dass Australien bis Ende des laufenden Jahres einen Auftrag über bis zu 450 gepanzerte Fahrzeuge vergibt. Und wirft man einen Blick auf den aktuellen Analystenschätzungskonsens, dann wäre die Aktie angesichts der erwarteten längerfristigen Ertragsdynamik nach jüngster Konsolidierung sogar günstig (erwartetes KGV 2024 von 9,7 bei einem Kurs von 161,8 Euro).

Ebenfalls interessant ist die in Taufkirchen ansässige Hensoldt (DE000HAG0005), die 2017 aus ehemaligen Geschäftsbereichen von Airbus Defence and Space für Sensortechnologie in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit, Luft- und Raumfahrt entstand. Zuletzt lieferte Hensoldt vier Verteidigungsradare für die Ukraine, die Ziele im Umkreis von 250 Kilometer anzeigen. Im ersten Halbjahr 2022 stiegen der Umsatz um 40,3 % auf 682 Mio Euro und das bereinigte Ebitda um 37,7 % auf 61 Mio Euro. Für das Gesamtjahr geht das Management von einem vorteilhafteren Verhältnis Auftragseingang zu Umsatz aus als ursprünglich erwartet.

Dauerbrenner
Ein Dauerbrenner ist Lockheed Martin (US5398301094), der für Kampfjets wie F-35 oder F-22 Raptor und diverse Raketensysteme bekannt ist. Von 2017 bis 2021 konnte das Unternehmen den Cash-flow aus laufender Geschäftstätigkeit um 9,2 % p.a. auf umgerechnet 9,5 Mrd Euro steigern. Der Aktienkurs stieg in den vergangenen zehn Jahren um rund 420 % und von 2022 auf 2023 sollte laut Zacks-Schätzungskonsens der Gewinn/Aktie von umgerechnet 22,37 auf 28,44 Euro steigen, woraus ein für 2023 erwartetes KGV von 17,5 resultiert. Ein ähnliches KGV weist General Dynamics (US3695501086) auf, die Panzer, Munition und U-Boote anbietet und bis 2026 ein kontinuierliches Wachstum aufweisen sollte.

Auf Jahressicht um 49 % (per 3.11.) kräftig abgehoben hat der Kurs des Rüstungs- und Raumfahrt-Konzerns Northrop Grumman (US6668071029), bekannt für den Tarnkappenbomber B-2 und das unbemannte Experimentalkampfflugzeug X-47. Allerdings ist der Wert nach jüngsten Anstiegen korrekturgefährdet. Vom Chart her mehr Luft nach oben hat der Raketenspezialist Raytheon Technologies (ISIN: US75512E1010) der per 3. April 2020 mit United Technologies fusionierte und Flugzeugturbinen sowie Komponenten für die Luft- und Raumfahrt anbietet.

Foto: Hensoldt / Diehl