Weshalb sich Mischen wieder lohnt
Nach den schweren Verlusten an den Börsen bieten sich wieder Chancen, breit zu streuen.
Raja Korinek. Das laufende Jahr ist eine Zeit der Extreme an den globalen Märkten. Nicht einmal solide Anleihen eigneten sich dabei als Portfolio-Stabilisator, wie es in der Regel sonst in einem gestreuten Investment der Fall ist, konstatiert Ernst Konrad, er ist Geschäftsführer der Münchner Fondsboutique Eyb & Wallwitz sowie Co-Fondsmanager des „Phaidros Funds – Balanced“ (ISIN: LU0295585748), im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Doch was steckt hinter dieser ungünstigen Entwicklung? Die steigende Inflation sowie die damit einhergehende Zinswende sorgten letztendlich auch an den Bondmärkten für große Kursrücksetzer, und das in einem historisch einmaligen Tempo.
Einzig, jüngste Meldungen aus den USA stimmen so manch einen Anleger wieder vorsichtig optimistisch. So legte die Inflation im Oktober im Jahresvergleich um lediglich 7,7 % zu, nachdem die Teuerung noch im Vormonat 8,2 % erreicht hatte. Auch der jüngste Rückgang bei den Produzentenpreisen jenseits des Atlantiks gab Anlass zu Optimismus. Sie legten um nur 8 % im Vergleich zum Vorjahreswert zu.
Größter Verlierer Technologie
Die Folgen daraus waren vor allem an der US-Technologiebörse Nasdaq deutlich zu sehen, sie legte ein regelrechtes Kursfeuerwerk zurück. Denn insbesondere viele Wachstumswerte hatten unter den steigenden Zinsen gelitten. Die Hoffnung ist nunmehr groß, dass die weiteren Zinsanhebungen weitaus milder ausfallen werden.
Damit könnten sich wieder interessante Einstiegschancen bei Anleihen ergeben, meint Konrad. Er verweist etwa auf US-Staatsanleihen, die aktuell eine Rendite von rund 4 % aufweisen. „Dagegen müssen sich andere Anlageklassen erst noch beweisen.“ Auch in ausgewählte Unternehmensanleihen wird investiert.
Endlich wieder mehr Risiko
Das hält den erfahren Marktexperten jedoch nicht davon ab, erstmals wieder ein wenig mehr Risiko aufzubauen, wie er sagt. Im Phaidros-Fonds entfielen zuletzt dabei rund 25 % auf Anleihen, weitere kleine Anteile auf Cash sowie auf Gold. In Aktien werden nunmehr rund 60 % des Fondsvermögens investiert. Dabei wird in letzterer Position grundsätzlich zu einem Teil auf jene Konzerne gesetzt, die eine starke Marktdominanz haben, oder aber in junge Unternehmen investiert, die bestehende Platzhirsche mit neuen Produkten oder Prozessen erfolgreich herausfordern.
Konrad verweist etwa auf die US-Technologiekonzerne Alphabet (US02079K3059) und Amazon (US0231351067). „Beide starteten vor Jahren als sogenannte ‚Herausforderer‘ und haben mittler-weile quasi eine Monopolstellung in ihren jeweiligen Geschäftsbereichen aufgebaut.“ Damit seien sie auch in der Lage, langfristig höhere Renditen abzuwerfen als der Gesamtmarkt. Die Titel sind im Übrigen beide Teil des Phaidros-Fondsvermögens.
Auch in den Schweizer Pharmatitel Novartis (CH0012005267) wird investiert. Überhaupt nimmt der Gesundheitssektor rund 16 % der Aktienquote ein, gefolgt von der IT-Branche mit einer Gewichtung von rund 15 %.
Digitalisierung als Chance
Doch wie sieht es mit aktuellen Herausforderern aus? Konrad zählt dazu etwa die Mercado Libre (US58733R1023) mit Sitz in Argentinien. „Das Unternehmen ist Lateinamerikas führender E-Kommerzhändler und Online-Zahlungsdienstleister.“ Mercado Libre habe dabei eine Monopolstellung in der Region und profitiere zudem von der wachsenden Digitalisierung. Freilich, da ortet Konrad noch reichlich Aufholpotenzial in Lateinamerika.
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