Eine nachhaltige Welt auch ohne COP27
Der Klimagipfel brachte wenig Ergebnisse, die Energiewende schreitet dennoch voran.
Raja Korinek. Am 20. November ging die Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Sharm el-Sheikh zu Ende. Für Klimaschützer waren die Ergebnisse enttäuschend. Zwar einigten sich die rund 200 teilnehmenden Staaten auf die Gründung eines Fonds für arme Länder, um die Folgen von Klimakatastrophen abzufedern.
Doch die vielen Kritiker hätten sich verstärkte Bemühungen zur Emissionsbekämpfung erhofft. Michael Lewis, Head of Research ESG bei der DWS, sagt, „der Fokus auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels rückte in den Hintergrund und deutlichere Selbst-verpflichtungen für den Ausstieg aus der Nutzung von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen blieben aus.“
Fortschritte auch ohne Klimagipfel
Droht der Kampf gegen den Klimawandel ins Hintertreffen zu geraten? Pauline Grange, Portfoliomanagerin bei Columbia Threadneedle Investments, sieht auch abseits der Konferenz Fortschritte. Sie verweist auf konkrete Beispiele: So deckten zwischen März und September 2022 Kapazitäten aus Wind- und Solarenergie gut 24 % des gesamten Energiebedarfs in der EU ab, der höchste Wert, der je in einem Sechsmonatszeitraum erreicht wurde.
Auch in anderen Regionen sieht die Columbia Threadneedle-Expertin positive Entwicklungen. In Indien etwa hat die Regierung einen neuen Klimaplan abgesegnet und sich verpflichtet, die Emissionsintensität seines Wirtschaftswachstums bis 2030 um 45 % (von zuvor 33 bis 35 %) gegenüber dem Stand von 2005 zu senken. Damit ist aber längst nicht Schluss. Obendrein sollen bis 2030 gut 50 % der Strom-erzeugung aus nicht-fossilen Energieressourcen – zu denen Sonne, Wind, Kernenergie und Wasserkraft zählen – hinzukommen.
US-Gesetz als wichtige Stütze
„Der bedeutendste Meilenstein bei der Unterstützung der Klimapolitik wurde allerdings in den USA mit der Verabschiedung des Inflation Reduction Act (IRA) im vergangenen August erreicht“, konstatiert Grange. Sie meint, aufgrund umfangreicher Steuergutschriften und finanzieller Unterstützung schaffe das Gesetz Anreize für den Ausbau sauberer Energien. Die Dekarbonisierung der US-Wirtschaft werde damit vorangetrieben. Konkret sollen in den kommenden zehn Jahren zumindest 369 MioUSD unter anderem in erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge und effiziente Gebäude investiert werden.
Freilich, IRA sorgt in der EU derzeit auch für reichlich Irritationen und zeigt einmal mehr, dass der Weg in die Nachhaltigkeit nicht immer ganz einfach ist. Der Vorwurf? Das besagte US-Gesetz verzerre den Wettbewerb. Bernd Lange, Chef des Handelsausschusses im EU-Parlament, fordert deshalb, dass die EU Klage gegen die USA bei der Welthandelsorganisation einbringt.
Chancen für Anleger
Dennoch eröffnet die Energiewende Anlegern reichlich Möglichkeiten. Grange verweist in diesem Zusammenhang auf Chancen etwa beim US-Versorger Nextera Energy (ISIN: US65339F1012). Der Konzern ist einer der weltweit größten Produzenten von Wind- und Solarenergie. Und könnte Grange zufolge vom IRA profitieren, da das Gesetz Investitionen in solche Bereiche ankurbeln dürfte.
Solche Energien müssen jedoch auch gespeichert werden, der Bedarf an Speicherkapazitäten werde damit ebenfalls zunehmen. Die Expertin räumt deshalb Batterieherstellern wie dem koreanischen Samsung SDI (US7960542030) gute Chancen ein, etwa um von der wachsenden US-Nachfrage nach stationären Batteriespeichern, aber auch nach Batterien für die Elektromobilität, zu profitieren.
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