„Viele stehen an der Seitenlinie“

Vontobel-Spezialist Heiko Geiger beschreibt die Verunsicherung von Investoren.

Harald Kolerus. Im ersten Quartal des heurigen Jahres ist die Zertifikate-Welt noch sehr rund gelaufen, „dann aber haben die Volumen bei Anlage-Zertifikaten deutlich abgenommen“, weiß Heiko Geiger (Foto), Spezialist für derivative Produkte bei Vontobel. Die Ursachen dafür erklärt er im Gespräch mit dem Börsen-Kurier: „Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs, hohe Inflation, Energiekrise, zunehmende Volatilität an den Märkten – es sind viele miteinander verwobene Faktoren, von denen manche Investoren am falschen Fuß getroffen wurden.“

Bitte warten
Im Zuge dieser Bewegung beobachtet der Experte einen Wechsel in defensive Werte, nachdem zuvor die Digitalisierungs-Welle en vogue war. „Viele Anleger stehen jetzt auch an der Seitenlinie und beobachten die Situation, sie warten auf eine Bodenbildung und dass das Vertrauen in die Märkte zurückkehrt. Neu-Investments halten sich derzeit noch in Grenzen.“

Was sich in diesem Umfeld jedoch gut entwickelt hat, sind Hebel-Zertifikate, die es ja ermöglichen, long und short zu gehen. „Diese Produktgruppe hat deutlich zugelegt, zur Absicherung des Portfolios haben viele Investoren schon einmal einen Put gekauft“, so Geiger. Klassische Anlage-Zertifikate haben hingegen an Volumen eingebüßt, ein Zeichen für die Verunsicherung der breiten Masse der Marktteilnehmer.

Attraktive Konditionen
Die Distanz der Investoren zu solchen Produkten könnte laut Geiger auf kurze Sicht noch anhalten. Schade eigentlich, denn der Experte beschreibt die Konditionen in diesem Bereich als interessant: „Etwa bei Multi-Aktien-Anleihen, Bonus-Zertifikaten etc. sehen wir Abstände von 40 oder 50 % zur Barriere; gleichzeitig sind Kupons von rund 10 % aufs Jahr gerechnet möglich.“

Für diese attraktiven Bedingungen gibt es tatsächlich gar nicht so wenig Beispiele, auch für ‚patriotische‘ Investoren ist etwas dabei: Die „6,75 % p.a. Aktienanleihe mit Barriere auf Voestalpine AG“ (ISIN DE000VV9VFZ0) aus dem Hause Vontobel bietet eine Verzinsung von 6,75 % pro Jahr; der Abstand zur Barriere beträgt komfortable 40 %.

Gar einen Kupon von 13 % bringt ein neues Vontobel-Zertifikat (Multi- Aktienanleihe mit Barriere mit einer sogenannten „Worst-of-Struktur“ (DE000VV9 96Z5) auf BMW, Mercedes und VW; der Abstand zur Barriere macht hier ebenfalls 40 % aus. Wobei ins Bild passt, dass laut Geiger „exotische“ Titel derzeit nicht so stark gekauft werden. Stattdessen stehen Automobilkonzerne, große Öl-Explorer aber auch die bekannten Namen aus der Technologiebranche (letztere trotz oder gerade wegen starker Kursverluste) vermehrt im Fokus. Auch bei den Indizes werden die Schwergewichte wie Dax, S&P 500 oder Nasdaq von Zertifikate-Anlegern bevorzugt nachgefragt.

Investieren wie Buffett
Und wenn wir schon bei den großen Namen sind: Als besonders erfolgreich hat sich das Open-End- Partizipationszertifikat auf „Solactive Omaha Alpha Index“ (DE000 VP7WBU0) erwiesen, wie Geiger zu berichten weiß: „Das Zertifikat haben wir im August 2020 aufgelegt, seither beträgt die Wertentwicklung rund 45 % plus (Ende November). Seit Beginn des heurigen Jahres liegt die Performance bei ca. 5 %, sie bewegt sich also in den derzeit stürmischen Zeiten im positiven Bereich. Das Produkt wird deshalb auch gerne zur Portfolio-Diversifizierung benutzt.“

Der Clou: Der Index versucht die Strategie von Warren Buffett zu optimieren und bildet 20 Top-Unternehmen aus dem Beteiligungsportfolio von Berkshire Hathaway ab. Die Selektionskriterien basieren auf einem Dreiklang, bestehend aus der Innovationsstärke des Unternehmens, der Strahlkraft der Marke und den handverlesenen Finanzkennziffern des Anlagegroßmeisters. Und warum sollte man sich nicht via Zertifikat „ein wenig Buffett“ ins eigene Portfolio holen?

Foto: Vontobel