Folgt auf „Winter“ Tauwetter am Kryptomarkt?
Für Experten stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich Kryptowährungen 2023 positiv entwickeln.
Patrick Baldia. Nach dem rabenschwarzen Jahr 2022 scheint für Kryptoanleger wieder die Sonne zu scheinen. Seit Jahresbeginn hat etwa der Bitcoin, die größte und bekannteste digitale Währung, ein Kursplus von 39 % (Stand: 6.2. 2023) verzeichnet. Die zweitgrößte, Ether, hat um rund 36 % zugelegt. Demgegenüber steht auf Jahresfrist eine negative Performance von -48 bzw. -46 % zu Buche. „Am Kryptomarkt scheint der Winter dem Tauwetter zu weichen“, sagt Manuel Schleifer, Finanzmarktstratege bei Raiffeisen Research, zum Börsen-Kurier. Zumindest würden die Kursgewinne hoffnungsvoll stimmen, dass Bitcoin und Co. den Bärenmarkt nun endgültig hinter sich lassen könnten.
„Die Geschwindigkeit und Stärke der Kursanstiege seit Jahresbeginn waren schon überraschend, aber durchaus auch ermutigend“, meint Bernhard Wenger, Head of Northern Europe bei 21Shares, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. 2022 habe jedoch gezeigt, dass Kryptowährungen eine Assetklasse wären, die vom aktuellen Umfeld bzw. Makrofaktoren beeinflusst werde. „Das heißt: Rückschläge können nicht ausgeschlossen werden“, warnt der Experte. In die gleiche Kerbe schlägt auch Schleifer. Dennoch würden die Chancen gutstehen, dass Bitcoin & Co. auf Jahressicht 2023 ein erfreuliches Kursplus ausweisen.
Dass 2022 eindrucksvoll aufgezeigt habe, dass sich Krypto-Assets nicht von fundamentalen Entwicklungen abkoppeln können, räumt auch Schleifer ein. „Lange Zeit wurden die Preisbewegungen rein mit der Nachrichtenlage rund um Bitcoin & Co. erklärt“, hält er fest. So habe der Renditeanstieg am Anleihemarkt den größten Gegenwind für Risky Assets rund um den Globus dargestellt. „Davon waren nicht nur zinssensitive Growth-Aktien betroffen, sondern eben auch Kryptowährungen.“
Bei Raiffeisen Research geht man jedenfalls davon aus, dass sowohl in den USA als auch in Europa der Zinsanhebungszyklus im ersten Halbjahr 2023 sein Ende finden bzw. bei der Zinskurve der größte Aufwärtsdruck hinter uns liegen sollte. „Wenn der Risikofaktor Geldpolitik schrittweise abnimmt und sich die Konjunkturdynamik in der Eurozone in 2023, wie von uns erwartet, langsam erholt, so stellt das eine gute Ausgangslage für Risky Assets bzw. den Markt für Kryptowährungen dar“, so Schleifer. Nachsatz: „Sofern sich der Kryptomarkt nicht wieder mit hausgemachten Problemen selbst im Weg steht.“
Stichwort: Hausgemachte Probleme. Die Pleite der US-Krypto-Handelsplattform FTX im vergangenen November hat bekanntlich die größte Krise in der noch jungen Geschichte der Kryptowährungen ausgelöst. Seit dem Allzeithoch am Kryptomarkt im Jahr 2021 wurden insgesamt nicht weniger als 2 BioUSD vernichtet. Für Wenger, der das Umfeld für Kryptowährungen mittel- und langfristig weiterhin als positiv einschätzt, hat nicht zuletzt der Fall FTX gezeigt, dass die Regulierung des Kryptomarktes schneller erfolgen wird. „Nur bei entsprechenden Regulierungsschritten wird die institutionelle Adaption der Kryptowährungen weitergehen“, sagt er. Nur ein Beispiel – der Börsen-Kurier berichtete – ist die EU-Verordnung über Märkte für Kryptowährungen (MiCA), die voraussichtlich 2024 in Kraft treten wird. „Die so oft gelobte Stärke des Kryptomarktes, nämlich, dass er kaum reguliert ist, ist im Grunde auch seine größte Schwäche“, bringt es Schleifer auf den Punkt.
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